Atlantis-Buchbesprechungen

Kommentare zur Atlantisforschung

von Jörg Dendl
Letztes Update: 16. August 2012

 

Das Atlantis-Geheimnis, E. Cayce Exans, G. Cayce-Schwartzer, D. G. Richards (Hgg.), München: Heyne 1991, 267 Seiten

[Diese Besprechung erschien in gedruckt in G.R.A.L. 2 (April/Mai 1991), S. 8]

In der Serie "Esoterisches Wissen" erschien Anfang 1991 das erste Buch aus einer Reihe mit Büchern über die "Readings" des berühmten Mediums Edgar Cayce. Über die längste Zeit seines Lebens hinweg hatte er in Trance Auskünfte über verschiedene Wissensgebiete gegeben, die oft mit verblüffenden Details angereichert waren. so konnte er vielen Menschen Hilfe bringen, die ihn auf Grund gesundheitlicher Probleme aufsuchten und um Rat baten. aber Cayces Readings gaben auch Auskunft über die ferne Vergangenheit der Menschheit. In einer ganzen Reihe dieser Offenbarungen erwähnte Cayce immer wieder die Insel Atlantis.
In einer klaren Gliederung, die sich schon im Inhaltsverzeichnis niederschlägt, wird der Leser an das zu behandelnde Problem herangeführt. Der erste Teil befaßt sich zunächst mit dem Atlantismythos und den verschiedenen Versuchen, die versunkene Insel zu lokalisieren. Hierbei legen die Autoren deutlich Wert auf eine Abgrenzung von Cayces Aussagen zu den "Okkultisten", da Cyce oft selbst in diesen Kreis eingereiht wird. Dieser Einstieg dürfte auch einem Leser alle notwendigen Informationen geben, der sich bisher mit dem Thema nicht intensiv befaßt hat. Dieser Darstellung folgt die Version der Geschichte von Atlantis, wie sie Cayce zufolge ablief. Sie reicht demnach viel weiter in die Vergangenheit zurück, als von Platon bekannt ist. Drei große Verwüstungen zerstörten die im Atlantik gelegene Insel und ließen sie versinken. Durch mehrere Auswanderungswellen beeinflußten die hochentwickelten Atlanter die Völker der Welt, so auch das alte Ägypten.
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Hintergrund bei der Suche nach Cayces Atlantis. Ausführlich werden die archäologischen und geologischen Fakten besprochen, die Cayces Version von Atlantis stützen können. Besonderes Augenmerk richten die Autoren dabei auf die neuesten Forschungen in der Nähe der Pyramiden und an dem Sphinx.
Mit der Frage nach der Zukunft unseres unruhigen Planeten schließt der dritte Teil das Buch ab.
Es bleibt festzustellen, dass dieses Buch eine Herausforderung für den Leser darstellt. Das Thema ist gewagt, und die dargestellte Version der Atlantismythe weicht stark von Platon ab. Doch muß deutlich gemacht werden, dass dieses Buch, im Gegensatz zu vielen anderen aus der "okkulten" Sparte der Atlantisliteratur, mit konkreten wissenschaftlichen Fakten argumentiert. Es werden in keinem Fall Forschungsergebnisse zurechtgebogen, um die eigenen Behauptungen bestätigt zu sehen. Nein, es ist sogar zu beobachten, wie die Autoren zugebenm dass die Forschung einige Punkte in Cayces Behauptungen nicht bestätigen konnte.
Dieses Buch kann jedem empfohlen werden, der sich mit Atlantis auseinandersetz und auch einen guten Einstieg in die "okkulte" Sichtweise des Themas sucht.

 

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Die versunkene Stadt Atlantis entdeckt, Doris Manner, Frankfurt a. M.: R. G. Fischer Verlag 1991, 165 Seiten

[Diese Besprechung erschien in gedruckt in G.R.A.L. 2/1993, S. 72]

Zu der kaum noch übersehbaren Masse a Publikationen, in denen Versuche vorgestellt werden, die von Platon beschriebene Insel Atlantis zu lokalisieren, gesellt die Autorin auf wenig überzeugende Weise eine weitere hinzu. Mit viel Phantasie und wissenschaftlich wenig haltbaren Fakten verlegt sie das mythische Eiland an die deutsche Ostseeküste. Hatte schon Jürgen Spanuths Lokalisierung des untergangenen Inselstaates in der Deutschen Bucht an Stelle von Helgoland Befremden ausgelöst, so bleibt dem kritischen Leser bei dieser neuen These allein das Kopfschütteln.
Als zentralen Beweis für die Richtigkeit ihrer Annahmen (man mag sie kaum "Theorien" nennen) führt die Autorin seltsam geformte Feuersteine an, die sie in der Bucht von Hohwacht gegenüber der Insel Fehmarn fand. Ihre Herangehensweise an das Thema ist nur unkonventionell zu nennen. Ein Feuerstein, der nach Meinung der Autorin die Versteinerung eines Saurierknochens ist, bildet den Aufhänger für das Buch. Aus den von Dr. Cabrera in Ica (Peru) aufbewahrten Steinritzungen, die Dinosaurier und Menschen in trauter Eintracht zeigen, schließt sie, dass einst Saurier und Menschen gemeinsam lebten. Bestätigung findet sie ihrer Meinung nach in der Edda, wo der Kmapf gegen ein Untier beschrieben wird, bevor es zu einer kosmischen Katastrophe kommt. In dieser Katastrophe wurden die toten Körper in Feuerstein konserviert und sind heute bei Hohwacht an der Ostsee zu finden.
Nach Meinung der Autorin sahen schon die alten Germanen diese Feuersteine als Überreste einer vergangenen Kultur an. Da sie am Strand von Hohwacht auch rote, schwarze und weiße Steine gesehen hatte, hat sie eine Erklärung für diesen Ort: hier lag Atlantis. Nach ihren Ausführungen passen die Maße der Metropolis von Atlantis genau auf Hohwacht. In germanischen Sagen sucht Doris Manner nach Belegen dafür, dass die Germanen von der untergegangenen Stadt bei Hohwacht wußten. Auch die Sagen von verwunschenen Königen und ihren Schätzen, die in Bergen schlafen, versucht sie damit zu erklären.
Kritisch betrachtet ist dieses Buch nahezu wertlos, was das bearbeitete Thema angeht. Die Möglichkeit, dass Atlantis an der deutschen Küste lag, ist umfassender und mit besseren Fakten untermauert von Jürgen Spanuth vorgestellt worden. Die von Doris Manner angeführten "archäologischen Beweise" können nicht überzeugen. Dieses Buch gibt dem Leser auch nur wenig Material an die Hand, die vorgelegten Fakten zu überprüfen.

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Die Menschheit und das Leben vor und nach der Sintflutkatastrophe am 5. Juni 8498 v. u. Z., Paul Schulz, Berlin: Edition Wissenschaft Kultur und Politik 1993, 225 Seiten

[Diese Besprechung erschien in gedruckt in G.R.A.L. 3/1994, S. 121-122]

Kaum ein Jahr vergeht, in dem im deutschsprachigen Raum nicht mindestens ein neues Buch zum Thema Atlantis auf den Markt kommt. Im Jahr 1991 erschien in der sich nach der Eigenwerbung sonst politischen Themen widmenden Edition Wissenschaft Kultur und Politik das zu besprechende Buch.
Der Autor Paul Schulz hatte schon 1986 eine Broschüre veröffentlicht, in der er sich mit Atlantis auseinandersetzte. Auf dieser Grundlage erarbeitete er nun sein weitaus umfangreicheres Buch. In 31 Kapiteln versucht er die Geschichte der Menschheit vor und nach der Sintflutkatzastrophe darzustellen, die nach Otto H. Muck auf de 5. Juni 8498 v. Chr., 13:00 Uhr Greenwich-Zeit fiel. Die Grundlage für seine Ausführungen über Atlantis und den Untergang der mythischen Insel entnimmt Schulz dem umfangreichen Werk des Ingenieurs Otto H. Muck "Atlantis - Die Welt vor der Sintflut". Das erste Kapitel ist daher eine recht brauchbare Kurzfassung der Thesen Mucks, die dem Leser einen guten Überblick über die wissenschaftlich reichlich fragwürdigen Ansichten und Beweise dieses bekannten "Atlantologen" gibt. Schulz bemüht sich darum, die Annahmen Mucks durch Ableitungen aus der "Welteislehre" Hörbigers und durch die von Josef Blumrich aufgezeichneten Erzählungen des Hopi-Indianers White Bear zu ergänzen. Wenn die Synthese dieser verschiedenen Behauptungen auch ein anscheinend logisches Gesamtbild ergibt, so muß sie aber doch an der Fragwürdigkeit der Beweisführung in den zugrunde liegenden Arbeiten scheitern. Das Vertrauen des Autors in die von ihm benutzte Literatur ist nahezu grenzenlos. So findet sich zu keiner noch so absonderlichen Behauptung in den verwendeten Büchern eine wirklich kritische Bemerkung. Schon  das von Muck widerspruchslos übernommene Datum der Katastrophe darf nicht unkommentiert bleiben. Muck selbst hat nie den Beweis angetreten, dass zwischen dem von ihm angegebenen Zeitpunkt der "Weltkatastrophe" und dem Einschlag eines riesigen Meteors auf der Erde irgendein nachweisbarer Zusammenhang bestand. Ebensowenig gibt es auch nur einen einzigen Hinweis, dass es nach dem Jahr 8498 v. Chr. eine 2000 Jahre andauernde Dunkelheit gegeben hätte. Auch übernimmt Schulz due Behauptung Mucks, die menschlichen Rassen wären erst im Zuge dieser weltweiten Katastrophe entstanden. Weiterhin besteht kein Zusammenhang zwischen dem von Muck "errechneten" Datum des Atlantis-Untergangs und den Daten, die Platon im Dialog "Kritias" für die Geschichte von Atlantis angibt. Bei Platon wird lediglich erwähnt, dass Atlantis 9000 Jahre vor der Zeit Solons bestand, was aus der Angabe zu erschließen ist, dass Athen zu dieser Zeit schon bestanden haben soll. [Platon, Timaios 24e] Auch im Dialog "Kritias" wird nochmals darauf hingewiesen, dass der Atlanterkrieg 9000 Jahre von Solon stattfand. [Platon, Kritias 108e] Für den Untergang der mythischen Insel Atlantis wird nirgendwo in Timaios oder Kritias ein Datum angegeben. auch ist am Atlantis-Mythos nirgendwo festzumachen, wie lange nach dem Atlanterkrieg die Insel Atlantis untergegangen sein soll.
Schulz folgt seinem Vorbild Muck darin, den nur in zwei Sätzen bei Platon erwähnten Untergang der Insel Atlantis völlig überzubewerten. An keiner Stelle in den Schrifte Platons wird dieser Untergang mit Meteoren, Kometen oder Vulkanausbrüchen in Verbindung gebracht. Atlantis soll bei einem Erdbeben, in der Verbindung mit einer Überschwemmung, untergegangen sein. [Platon, Timaios 256c-d; Kritias 108e] Wenn aber anschließend versucht wird, das von Muck für den Atlantis-Untergang und die "Sintflut" ermittelte Datum mit Hilfe des angeblichen "Kalenders von Tiahuanaco" zu beweisen, belibt nur noch Kopfschütteln. Bei einer eingehenden Betrachtung des Frieses am Sonnentor von Tiahuanaco müssen starke Zweifel an der "Kalendertheorie" aufkommen. Die sehr gleichmäßig angebrachten Relieffiguren, die keinerlei Besonderheiten aufweisen, die sie als "Kalenderfiguren" qualifizieren könnten, vermitteln eher den Eindruck eines Zierfrieses. In diesem Fries erkennt Schulz, den Vorgaben der Welteislehre folgend, den "vordiluvialen" Kalender, als das Jahr noch eine andere Länge hatte. Im Unterschied der Jahreslänge vor und nach der Sintflutkatastrophe sieht der Autor den Grund für den "heiligen" 260-Tage-Kalender der Maya.
Neben den Überlegungen zum Untergang von Atlantis und der Sintflut finden sich in dem Buch auch noch weitere Ausführungen zu einem möglichen Besuch außerirdischer Raumfahrer in der Vorzeit. Auch hier arbeitet der Autor mit einer sehr dünnen Decke von Literatur. Richtungsweisend ist für ihn das Buch "Kasskara und die sieben Welten" von Josef Blumrich. Erich von Däniken wird nur am Rande erwähnt, was in diesem Zusammenhang etwas verblüffend ist. Ausführlich widmet sich der Autor der Frage, wie zwischen den "Lehrmeistern aus dem Kosmos", den Kachina der Hopi-Indianer, und den "Halbgöttern" oder de überlebenden Bewohnern vo Atlantis zu unterscheiden ist. Dabei spielt für ihn auch die Frage nach de Riesen der alten Sagen eine Rolle. Bei alle diesen von ihm agerissenen und aufgeworfenen Fragen kommt der Autor nie zu einem eigenen Schluss, der über die Synthese schon vorhandener Ansichten hinausgeht. Auch kann diese Synthese keine der anstehenden Fragen beantworten.
In seinen Ausführungen überrascht der Autor den Leser auch mit Sätzen wie: "Denn in unserer jetzigen Vierten Welt wurde jede neue Erfindung nur für eine kleine Oberschicht von Privateigentümern und zu deren ausschließliche Profit geschaffen, in erster Hinsicht für den Krieg, ..." oder er denkt darüber nach, wie in der früheren Zeit "... an oberster Stelle 'Gemeinwohl vor Eigenwohl' galt." Solche Formulierungen lassen anklingen, dass der Autor auch ein gewisses politisches Anliegen mit seinem Buch hat, und sollen daher hier nur zur Kenntnis genommen werden.
Einen wichtigen Beitrag zur Atlantis-Forschung leistet der Autor allerdings im Anhang seines Buches. Dort findet sich der Artikel des so viel diskutierte "Paul Schliemann", dem angeblichen Enkel Heinrich Schliemanns, über seine vorgeblichen Atlantis-Forschungen. Dieser Artikel erschien im Jahr 1912 in englischer Sprache in der amerikanischen Zeitschrift "New York American", dann im gleichen Jahr im "Fränkischen Kurier" in Nürnberg in deutscher Sprache. Dieser Artikel war bisher nur in verschiedenen Büchern in Auszügen zugänglich, die den Inhalt des Artikels mehr oder weniger kritisch beurteilten. Interessant ist dieser Artikel wohl nur in Hinsicht auf die Geschichte der Atlantis-Forschung, da er schon in sich zahlreiche Widersprüche birgt. Problematischg bleibt auch die Person des Verfassers. Bisher konnte nicht ermittelt werden, wer sich hinter dem Namen "Paul Schliemann" verbarg. Dass diese Person keinesfalls ein Enkel Heinrich Schliemanns gewesen sein kann, steht fest; die Familiengeschichte der Schliemanns kennt eine solche Person nicht.
Insgesamt betrachtet, bietet dieses Buch für den interessierten Atlantis-Forscher wenig Neues, mag es auch reizvoll sein, die angesprochene Synthese nachzuvollziehen. Dabei ist aber eine Lektüre der zugrundeliegenden Werke vorzuziehen. Vom historischen Blickwinkel her sind die vorgebrachten Thesen als gegenstandslos zu betrachten und bieten für eine ernsthafte kritische Auseinandersetzung mit dem platonischen Mythos keine Grundlage.



Atlantis - der versunkene Kontinent unter dem ewigen Eis, Rand und Rose Flem-Ath, Hamburg: Hoffmann und Campe 1996, 224 Seiten

[Diese Besprechung erschien in gedruckt in G.R.A.L. 4/1996, S. 289]

Bei der großen Fülle der Atlantis-Literatur ist eine neue These zur Lokalisation der geheimnisvollen Insel nicht mehr zu erwarten, sind doch so gut wie alle Orte der Erde in den letzten Jahrhunderten als Standort herangezogen worden. So verwundert die in dem vorliegenden Buch vorgetragene These nicht mehr allzusehr. Die Autoren gehen von der Annahme aus, bei der von Platon in seinen Dialogen Timaios und Kritias beschriebenen Insel habe es sich um den antarktischen Kontinent gehandelt. Auch wenn diese These sehr ungewöhnlich erscheint, so wurde sie doch schon in der Atlantis-Literatur diskutiert, zu nennen sind der italienische Autor Flavio Barbieron und das deutsche Autorengespann Fritz Nestke und Thomas Riemer. Beide Thesen blieben weitgehend unbeachtet. Ob es nun zu einer Diskussion der "Atlantis in der Antarktis"-These kommt, wird abzuwarten sein.
Die Autoren stützen sich in erster Linie auf die Annahmen des amerikanischen Forschers Charles Hapgood, der in seinem Buch "Maps of the Ancient Sea Kings" die These vertrat, die mittelalterlichen Portolankarten, die scheinbar geographische Details zeigen, die zur Zeit ihrer Anfertigung unbekannt waren, gingen auf die Kenntnisse einer untergegangenen Hochkultur zurück. Hapgood sah in diesen Karten, insbesondere in der Weltkarte des türkischen Admirals Piri Reis, Hinweise auf eine Verschiebung der Erdkruste, wobei die Kontinente vor einigen Tausend Jahren in eine neue Lage kamen. Dabei sei auch die Antarktis in die heutige Lage gerutscht. Mit seiner These von der wandernden Erdkruste umging Hapgood die seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entschlüsselte Plattentektonik, die für die Gestalt und Lage der Kontinente verantwortlich ist. Weiterhin glaubte Hapgood auf diese Weise die Eiszeiten erklären zu können. Seit diese These aufgestellt wurde, blieb sie in der Versenkung, um nun wieder im Zusammenhang mit Atlantis erneut aufzutauchen.
Das Ehepaar Flem-Ath stand mit Hapgood bis zu seinem Tode in engem Kontakt und sieht sich somit als Erfüller des Vermächtnisses des Gelehrten. Die vo Hapgood postulierte Hochkultur lokalisieren sie auf der Westantarktis, die vor 9600 v. Chr. eisfrei gewesen sein soll. Nach der Verschiebung der Erdkruste in diesem Jahr verschwand die Hochkultur der Atlanter und die wenigen Überlebenden suchten sich neue Domizile in aller Herren Länder. Diesen Umstand versuchen die Autoren durch Hinweise aus den Sagen zahlreicher Völker zu belegen. Die Ähnlichkeit einzelner Überlieferungen über eine große Flut und eine Flucht in einen neuen Lebensraum sind verblüffend. Doch läßt sich zumindest an einem Punkt Kritik üben, was ein nicht sehr günstiges Licht auf den Umgang der Autoren mit ihren Quellen wirft. So stelle sie die Behauptung auf, die Sumerer hätten eine Sage gehabt, nach der sie nach einer schwere Flutkatastrophe von der "im Süden jenseits des Indischen Ozeans: in Richtung der Antarktis" gelegenen Insel namens Dilmun gekommen seien. Allerdings ist dabei in dem Buch "Dilmun" von Geoffrey Bibby, auf das sie sich berufen, nicht die Rede. Bibby idetifiziert Dilmun mit der Insek Bahrain, was er durch zahlreiche Quellenbelege nachweist und durch seine Ausgrabungen vor Ort nachvollziehbar nachgewiesen hat.
Platons Angabe, Atlantis habe im Atlantik, westlich der "Säulen des Herakles" gelegen, was eindeutig gegen die Lokalisierung auf dem antarktischen Kontinent spricht, wird als "falsche Vorstellung" bezeichnet. Eine wirkliche Kritik a Platons Behauptung wird nicht geübt, was aber unumgänglcih wäre. Des weiteren unterbleibt eine Diskussion des von Platon in den Mittelpunkt seiner Darstellung gerückten Krieges zwischen Atlantis und Athen. Unerklärt bleibt auch der Umstand, warum Platon nicht die gewaltige Eisdecke erwähnte, die nach den Ausführungen der Autoren die eine Seite des atlantischen Landes abgrenzte. Dies wäre der auffallendste Teil des Landes gewesen.
Ein weiterer Kritikpunkt muß der Umgang der Autoren mit der Atlantis-Karte des Athanasius Kircher sein. Ihnen zufolge hatte Kircher "... behauptet, es handele sich um eine ägyptische Darstellung des verlorenen Kontinents Atlantis. Die Römer hatten sie nach der Eroberung Ägyptens gestohlen, und im 17. Jahrhundert hatte Kircher, ..., sie wiederentdeckt." (S. 174) Diese Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage. Kircher stellt in seinem Text, zu dem dieses Karte gehört, und den die Autoren offensichtlich nicht kennen, diese Behauptungen nicht auf. Bezeichnend ist, dass die Autoren keinerlei Quellenangabe zu diesem Thema machen. Einen Ansatz zur Lösung des Atlantis-Problems bietet dieses Buch nicht, da allzuviele Fakte ignoriert werde und andere in gewollte Zusammenhänge gebracht werden, ohne auf diese Weise Beweiskraft zu entwickeln. Wieder eimal stellt sich das Problem, eine ungelöste Frage der Geschichte mit einer unüberprüften naturwissenschaftlichen These beweisen zu wollen, ein sinnloses Unterfangen.  ]


Sternenstrassen der Vorzeit - Von Stonehenge nach Atlantis, Heinz Kaminski, Essen: Bettendorf 1995, S. 351 Seiten / Atlantis lag am Rhein, Walther S. Arklund, München: herbig 1996, 155 Seiten (Großformat)

[Diese Besprechung erschien in gedruckt in G.R.A.L. 4/1996, S. 290-291]

"Wo 'Atlantis' draufsteht, sollte auch Atlantis drin sein" möchte man in Abwandlung eines alten Werbe-Slogans ausrufen bei der Lektüre zweier Bücher, die den Namen des mythischen Inselreiches im Atlantik im Titel tragen.
"Sternenstrassen der Vorzeit - Von Stonehenge nach Atlantis" und "Atlantis lag am Rhein" sind die vielversprechenden Titel der beiden Publikationen deutscher Autoren, die im Inneren eigentlich gänzlich ohne Platons Zauberreich auskommen, das sich auf dem Titel so gut ausmacht.

Schnell abgehandelt ist das Thema 'Atlantis' in Heinz Kaminskis Versuch, ein "megalithisches Orientierungsnetz" in Europa auszumachen. Seinem Untertitel treu bleibend erscheint des öfteren im Buch die Frage, ob die Urheber des vom Autor in ganz Westeuropa ausgemachten "frühgeschichtlichen" Netzes aus "Pilgerstraßen" nicht vielleicht aus Atlantis kamen. Damit gibt Kaminski seinem Glauben Ausdruck, dass der sagenhafte Inselstaat im Atlantik einst existierte, aber mehr auch nicht.
Die These eines vorgeschichtlichen Liniennetzes in Europa wurde schon des öfteren vertreten, mit mehr oder weniger guten Argumenten. Auch Kaminski sieht, wie viele seiner Vorgänger, zahlreiche Orte in Westeuropa als auf einem geographischen Liniennetz gelegen an, das seiner Ansicht nach aus der Megalithzeit (nach Kaminski 4000-15000 v. Chr.) stammt. Mit dieser Datierung des Liniennetzes ist auch schon das Hauptproblem des Buches angesprochen. Das einzige megalithische Monumentm das überhaupt besprochen wird, ist die Anlage von Stonehenge. Alle anderen der zahlreichen als Belege für die These von den Sternstraßen angeführten Orte wurden erst in wesentlich jüngerer Zeit gegründet. Der Autor macht nicht einmal den Versuch, diese Orte auf megalithische Ursprünge zurückzuführen. Er befindet sich damit in einem selbstgemachten Dilemma. In seinen Ausführungen tauchen zahlreiche Orte auf, die keltische Gründungen sind, wodurch dem Leser sich der Gedanke aufdrängt, auch das vom Autor postulierte Liniennetz könnte keltischen Ursprungs sein. doch durchgängig zieht sich die unbegründete Behauptung durch das Buch, das Liniennetz wäre megalithisch.
Zum Zentrum seiner Argumentation macht Kaminski die Entdeckung einer Darstellung von Tierkreissternbildern an der Decke der Kirche St. Peter und Paul in Wormbach. Dieser Ort liegt auf demselben Breitengrad wie Stonehenge, weshalb er vom 'Stonehenge-Wormbach-System' spricht. Die Funktion dieses Systems soll Kaminski zu Folge in Wegverbindungen durch Europa gelegen haben, auf denen die "Lenker und Lehrer in megalithischer Zeit" reisten und den "angetroffenen Völkern, Sippen und Familien ein ihnen angemessenes Wissen für ihre weitere geistige und praktische Entwicklung" vermittelten. (S. 13) Im Pilgerwesen des Mittelalters sieht er die nahtlose Fortsetzung dieser Tradition, nachdem die heidnische Kultur untergegangen war.
Als Grundlage für die Anlage eines solchen über ganz Westeuropa sich erstreckenden Straßennetzes sieht Kaminski "uns noch unbekannte Verfahren." (S. 14) Unklar bleibt im ganzen Buch, woher der Autor sei Wissen darüber nimmt, dass die "Weisen und Lenker" der Megalithiker über die "Sternenstrßen" zogen.
Da aus dieser frühen Zeit keinerlei schrftliche Zeugnisseauf uns gekommen sind und auch die archäologischen Forschungen bisher nur ein sehr vages Bild dieser Kultur ergeben, kann es sich nur um eine Spekulation handeln, eine Spekulation, deren Grundlagen auch nicht erklärt werden.
Mit einer "Zusammenfassung der Ergebnisse" schließt das 11. Kapitel den ersten Teil des Buches ab. Darin finden sich einige Feststellungen, die wiederum als feststehende Fakten dargestellt werden, denen aber der argumentative Hintergrund fehlt.
Der zweite Teil des Buches umfaßt zahlreicheTabellen, mit denen die Behauptungen de ersten Teils untermauert werden sollen. In der sumerischen "Nippur-Elle", die der Autor in Verbindung mit der "megalithischen Elle" Thoms sieht, glaubt er auch eine Beziehung dieser Maßeinheit zum Umfang der Erde gefunden zu haben. Das Buch ist wenig anschaulich und nachvollziehbar in der Darstellung des Themas, auch trägt die geringe Qualität der Abbildungen nicht zur Anschaulichkeit bei.

Walther S. Arklund legt mit seinem 'Atlantis'-Werk die Ergebnisse einer sechstägigen Untersuchung eines Ausgrabungsgeländes bei Reinheim mittels Wünschelrute vor. Der sehr aufwendig gestaltete Band führt dem Leser Tag für Tag die Fortschritte bei der Aufdeckung einer angeblich unterhalb der römischen Überreste existierenden Siedlung vor Augen, die dem Autor nach eine "Jupiter-Stadt" war. Nachdem er mit Hilfe seiner Wünschelrute zahllose komplizierte Wassersysteme und Gebäudereste geortet hatte, konnte er die Archäologen dazu bringen, in die von ihm angegebene Tiefe vorzustoßen. Dies gelang aber nicht, da die verfügbaren Bagger nicht so tief graben konnten. Damit bleibt die "Jupiter-Stadt" bei Reinheim weiterhin ein Mysterium, nur belegt durch die Aufzeichnungen des Autors. Neben der Beschreibung seiner Nachforschungen beschreibt Arklund auch eine Reihe Details. So informiert er über das Wünschelrutengehen, über römische Geschichte, Wasseradern und antike Religionen. Einen wirklichen Bezug zum Atlantis-Mythos des Platon stellt Arklund nicht her. Die "Jupiter-Stadt" ist nicht Atlantis. Die mythische Stadt wird nur als ähnlich erwähnt, ohne dass näher auf Aspekte des Atlantis-Mythos eingegangen wird.


Platons Insel Atlantis, Ulrich Hofmann: Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1412-X

In seinem Buch legt der Physiker Ulrich Hofmann eine These zur Deutung des Atlantis-Mythos Platons vor, die sich bei der Lokalisierung der Metropolis von Atlantis auf Satellitenaufnahmen stützt. Dabei lokalisiert er Atlantis, abweichend von der Darstellung bei Platon, an der nordafrikanischen Küste, in der Hochebene Algeriens. 

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