Geschichte kompakt

Kurze Informationen zur antiken und mittelalterlichen Geschichte 

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von Jörg Dendl
Letztes Update: 23.03.2021

 

Caesarea zur Zeit der Kreuzzüge

Caesarea war eine der Städte gewesen, die im Zuge des ersten Kreuzzuges nicht erobert wurden, das Heer der Christen zog an der Stadt vorbei. Im Jahr 1101 eroberte schließlich König Balduin I. von Jerusalem die Stadt. Schon aus dem Jahr 1047 gibt es einen Bericht von Nasir-i-Khosrau, nachdem die Stadt befestigt war. So benötigte Balduin I. nach dem Bericht des Wilhelm von Tyros Katapulte und andere Belgerungsmaschinen, um Caesarea nach 15 Tagen der Belagerung zu erobern. [Wilhelm von Tyros, Historia 10.15]  Dann wurde die Stadt geplündert. Nach dem Bericht Michaels des Syrers war die Stadt danach völlig verwüstet. Caesarea wurde zum einem Fürstentum (Dominion) erhoben und war von nun an Teil des Königreiches Jerusalem. Die Stadt wurde auch Sitz eines Erzbischofs. Von 1101 bis 1206 sind 10 Erzbischöfe bekannt. Erzbischof Heraklius von Caesarea nahm am 3. Laterankonzil im Jahr 1179 teil. 

Im Jahr 1187 eroberte Sultan Saladin Caesarea, doch konnten die Franken die Stadt im Jahr 1191 wieder besetzen. Von Februar 1216 an war Walter III. Brisebarre (geb. um 1180, starb 24.6.1229) Herr von Caesarea. Während er mit 100 Rittern am 5. Kreuzzug gegen Damiette teilnahm, wurde Caesarea zweimal von den Muslimen angegriffen. Den ersten Angriff schlug Johann von Brienne zurück, doch wurde die Stadt im Jahr 1218 erstürmt un besetzt. Erst im April 1229 gab Sultan al-Kamil im Frieden mit Kaiser Friedrich II. Caesarea an die Franken zurück. Walter konnte seine Herrschaft wieder übernehmen. Walter III. fiel am 24. Juni 1229 in der Schlacht von Nikosia und sein Sohn Johann trat die Herrschaft in Caesarea an. Er engagierte sich im Kampf der Baronen gegen die Statthalter Kaiser Friedrichs II., weshalb er zwar seines Besitzes verlustig erklärt wurde, dies aber keine Konsequenzen hatte.  Als Mitglied des Haute Cours kämpfte er weiter gegen den Statthalter Richard Filangeri und nahm 1232 an der Schlacht bei Agridi teil. Johann fiel als Teilnehmer des "Kreuzzugs der Barone" wahrscheinlich im Jahr 1249 in der Schlacht bei Gaza. 

Durch seine Ehe mit der Tochter Johanns von Caesarea, Margarethe von Brisebarre, wurde Jean l'Aleman Herr von Caesarea. Auf diesen folgte sein Sohn, Nicolas l'Aleman. Während seiner Herrschaft ließ König Ludwig IX. von Frankreich im Jahr 1251 die geschwächten Befestigungen der Stadt erneuern und verstärken. Sultan Baibars I. eroberte Caesarea schließlich im Jahr 1275 und ließ die Stadt völlig zerstören, damit die Kreuzfahrer sich hier nicht wieder würden festsetzen können. Es blieben dennoch beeindruckende Ruinen erhalten, vor allem der Stadtmauer. Nicolas wurde in eine Familienfehde verstrickt und ermordete 1276 Johann von Ibelin, einen Verwandten seiner Frau, woraufhin er selbst 1277 durch Mörderhand starb. 

Caesaera blieb nach der Eroberung durch Baibars I. weitgehend unbewohnt, bis hier im Jahr 1884 das Dorf Qisarya für bosnische Immigranten angelegt wurde.

Der Stier des Phalaris

Der ansonsten unbekannte Bronzebildhauer Perilaos gilt als der Mann, der eine der grausamsten Hinrichtungsmaschinen erfunden hat, die es in der Geschichte der Menschheit gab. Es wird berichtet, es habe einen bronzenen Stier geschaffen, in den ein Mensch eingesperrt werden konnte, um ihn dann durch ein Feuer von aussen zu Tode zu rösten. Dabei seien in dem Stier Röhren eingebaut gewesen, durch die die Schreie der so furchtbar gefolterten Person nach außen drangen, aber sich nun nach dem Schreien eines Rindes anhörten. Diesen Stier habe Perilaos dem Phalaris, der die Stadt Akragas auf Sizilien von 570 bis 555 v. Chr. als Tyrann beherrschte, angeboten. So berichtet der Dichter Pindar (522/518 - 446 v. Chr.) recht knapp von dem grausamen Tyrannen, "... der seine Opfer in einem bronzenen Stier verbrannte, ...". [1. Pythische Ode, 95] 

Erst aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind wieder Nachrichten zu diesem Stier erhalten. M. Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.) erwähnt das Bronzebild in einer seiner Reden, die er gegen Verres hielt, der als Statthalter auf Sizilien mehr die eigene Bereicherung um Sinn hatte, als die gerechte Verwaltung der Insel. Cicero spricht hier davon, dass einst Publius Scipio nach dem dritten punischen Krieg die Beute, die von den Karthagern von Sizilien weggeschleppt worden war, wieder nach Sizilien zurückbrachte: "... darunter auch jener berühmte Stier, den der grausamste aller Tyrannen besessen haben soll." So erhielt Agrigent - wie Akragas mittlerweile hieß - diesen Stier zurück. [Cicero, Reden gegen Verres II, Lib. IV, 73] Diese beiden Quellen sprechen die Grausamkeit allein dem Tyrannen Phalaris zu, wer den Stier schuf, wird nicht erwähnt.

Mit der Erwähnung des Stieres in der "Historischen Bibliothek" durch den Historiker Diodor von Sizilien, ändert sich die Sicht auf Phalaris. Zunächst einmal nennt Diodor Perilaos als Schöpfer dieses fragwürdigen Kunstwerks. Er habe das Stierbild dann als Geschenk zu Phalaris gebracht. Dieser sei so beeindruckt gewesen, dass er den Künstler nicht nur seinerseits beschenkte, sondern auch Anweisung gab, das Kunstwerk den Göttern zu weihen. Nun aber habe Perilaos die Perfidie seines Werks offenbart und dem Tyrannen den grausamen Zweck des Stieres offenbart. Als Phalaris erkannte, was man ihm da anbot, habe er den Künstler überredet, hineinzusteigen, um selbst vorzuführen, wie es funktionierte. Als Perilaos nun im Inneren war, habe der Tyrann das Feuer entzünden lassen. Perilaos sei allerdings nicht in dem glühenden Stier gestorben, sondern wurde von lebend wieder herausgeholt und über eine Klippe ins Meer geworfen. [Diodor, Histor. Bibliothek, Lib. IX, 18-19.1] Pharalis wollte also demnach nichts mit diesem Folterwerkzeug zu tun haben. 

Auch die Darstellung des Lukian von Samosata (120 - 180) stellt die Geschichte günstig für den Tyrannen dar. Er verfasste eine fiktive Rede, die er Boten des Pharalis in den Mund legte, die den Stier in Delphi als Opfergabe übergeben. Darin erklären sie, dass Perilaos zwar ein bewundernswürdiger Künstler, aber von böser Haltung gewesen sei. Pharalis habe den Künstler in dem Stier verbrannt, übergebe das Kunstwerk aber nun dem Heiligtum als Geschenk an die Gottheit. [Phalaris, I, 1.11-13] Auch Lukian entlastet also mit seiner Darstellung den Tyrannen.

Wie sich aus den Quellen ergibt, wurde der Bronzestier im Jahr 406 v. Chr. von dem karthagischen Feldherrn Himilko als Beute mit nach Karthago genommen. Dort bemächtigte sich nach dem Sieg über die Karthager der römische Feldherr Publius Scipio im jahr 146 v. Chr. des Kunstwerks und gab es an Agrigent zurück. Dort war es nach den Worten des Diodor noch zu seinen Lebzeiten vorhanden. [Diodor, Histor. Bibliothek, Lib. XIII, 90.4] Was in der späteren Zeit mit dem Stier des Perilaos geschah, ist nicht bekannt. 

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Waffen im Mittelalter: Das 2. Laterankonzil

Im Zusammenhang mit der Armbrust hatte ich schon darauf verwiesen, dass es einen Beschluss des 2. Laterankonzils im Jahr 1139 gab, in dem die Verwendung von Armbrust und Bogen im Kampf gegen Christen untersagt wurde. Dies war dem geschuldet, dass in nahezu jeder historischen Darstellung ganz selbstverständlich von diesem Verbot gesprochen wird. Nun machte ich mir aber den „Spass“, an die Quelle selbst zu gehen. Dank Internet ist die 51bändige Sammlung der Konzilsbeschlüsse von Mansi zugänglich, wo man in Band 21 in Spalte 533 Canon XXIX mit dem Titel „De ballistariis et sagittariis“ findet: 

"Artem autem illam mortiseram & Deo odibilem ballistariorum & sagittariorum adversus Christianos & catholicos exerceri de caetero sub anathemte prohibemus.

Carl Josef von Hefele gibt im 5. Band seiner „Conciliengeschichte“ den Text so wieder: „Die todbringende und gottverhaßte Kunst der Armbrust- und Pfeilschützen darf bei Strafe des Anathemas nicht gegen Christen und Katholiken ausgeübt werden.“ Nahezu dieselbe Formulierung findet sich schon im 7. Canon der Lateransynode von 1097. Hefele merkt an, dieses Verbot beziehe sich auf ein „turnierartiges Wettschießen auf Menschen“, ohne dies allerdings näher auszuführen. Offensichtlich hatte dieses Verbot keine Auswirkung auf die Kriegsführung nach dem Jahr 1139. Der Einsatz von Bögen und Armbrüsten nahm in den Jahrzehnten danach sogar zu. Da vor allem keinerlei kirchliche Maßnahmen gegen den Einsatz dieser Waffen aktenkundig wurden, gehe ich davon aus, dass dieses Verbot nie auf die Kriegsführung bezogen wurde.

Literatur:

Giovanni Domenico Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, Tomus XXI, Venedig 1776, Sp. 533

Carl Josef von Hefele, Conciliengeschichte, Bd. 5, Freiburg i. Br. 1886, S. 442

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