Die Schätze SalomosWo blieben die Schätze des Jerusalemer Tempels?von Jörg DendlUpdate: 17. Oktober 2021 |
Inhalt | |
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Unter König Salomo | 05.05.2004 |
Die Zeit der Reichsteilung | 05.05.2004 |
Die letzten Jahre Judas | 05.05.2004 |
Nach dem Exil | 05.05.2004 |
Unter römischer Herrschaft | 05.05.2004 |
In den Wirren der Völkerwanderung | 17.10.2021 |
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Unter König Salomo (954 - 932 v. Chr.) Als im Jahr 954 v. Chr. unter der Herrschaft König Salomos der Bau des JHWH-Tempels in Jerusalem vollendet wurde, war dieses Gebäde nicht allein das zentrale Heiligutm des geeinten Reiches von Juda und Israel, sondern auch eine Schatzkammer. Das Tempelgerät bestand den Beschreibungen des Alten Testaments zufolge aus den edelsten Materialien, Gold war in Fülle verwendet worden. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn in den folgenden Jahrhunderten der Schatz dieses Tempels legendär wurde. Doch traf diesen Schatz das Schicksal so vieler Reichtümer, er wurde geplündert und zerstreut, so dass heutzutage kein Stück mehr bekannt ist, das diesem Schatz zugerechnet werden kann. Die Begehrlichkeit der Eroberer hatte schon früh zu ersten Verlusten geführt, und als dann Jerusalem in der Plünderung durch Nebukadnezars Feldherr Nebusaradan unterging, war alles verloren. Erst mit der Errichtung des zweiten Tempels begann eine neue Ära, neues Tempelgerät wurde angefertigt, ein neuer "Schatz Salomos" entstand. Aber auch diese neuen Schätze blieben nicht unangetastet. Selbst das außer Landes gebrachte Plündergut wurde erneut zum Spielball weiterer Plünderungen und Verschleppungen, bis alle Objekte verschollen waren. Der Tempel von Jerusalem war nach den Berichten im 1. Buch der Könige und dem 2. Buch der Chronik mit zahlreichen kostbaren Geräten ausgestattet. Das Zentrum bildete die Bundeslade, ihrerseits der Darstellung des Buches Exodus nach prachtvoll mit Gold überzogen. Ferner wurde ein goldener Altar, ein goldener Tisch für Schaubrote und zehn goldene Leuchter angefertigt, sowie eine Anzahl von goldenen Geräten für den Dienst im Tempelinneren wie Lichtscheren, Kessel, Messer, Sprengschalen, Becken und Pfannen. Hinzu kamen noch die nicht näher bezeichneten Weihgeschenke, die schon König David gestiftet hatte. Neben diesen goldenen Objekten gab es noch eine große Zahl von Geräten aus Bronze. Die beiden gewaltigen Säulen Jachin und Boas, sowie das "Eherne Meer", getragen von zwölf Rindern aus Bronze, waren die größten Objekte. Hinzu kamen die Gerätschaften für den Opferdienst; Aschengefäße, Schaufeln und Sprengschalen. Die Berichte der Bibel teilen über das Schicksal der Schätze während der Regierungszeit Salomos nichts weiter mit, allein die äthiopische Tradition kennt eine Beraubung des Allerheiligsten, bei dem angeblich die Bundeslade entführt wurde und so nach Äthiopien gelangte. Noch heute glauben die äthiopischen Christen daran, die Bundeslade sei in einer Kapelle der Marienkirche von Axum aufbewahrt. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Die Zeit der Reichsteilung (932 - 721 v. Chr.) Die nach dem Tod Salomos erfolgte Trennung der beiden Reiche Juda und Israel brachte eine erhebliche militärische Schwächung für beide Staaten, womit die Gefahr von Interventionen der angrenzenden Nachbarreiche bestand. So erschien schon wenige Jahre nach dem Regierungsantritt Rehabeams als König von Juda im Jahr 928 v. Chr. eine ägyptische Armee unter Pharao Scheschonk I. vor den Toren Jerusalems. Von der Belagerung kauften sich die Judäer durch die Herausgabe nicht genauer beschriebener Tempelschätze frei. Es werden noch die goldenen Schilde erwähnt, die Salomo hatte anfertigen lassen. Es ist also nicht genau bestimmbar, was Scheschonk raubte. Da auch gesagt wird, dass der Pharao auch die Schätze des Königshauses mitnahm, so dürfte davon auszugehen sein, daß tatsächlich auch die wertvollen goldenen Geräte nach Ägypten verschleppt wurden. Die Schilde wurden durch bronzene Nachbildungen ersetzt. Somit war nur 26 Jahre nach der Weihung des Tempels der wertvolle Schatz verloren. Was in Ägypten mit dem Raub geschah, ist nicht bekannt, der Boden des Landes hat bisher weder einen schriftlichen Bericht über diese Plünderung noch etwa ein Objekt hergegeben.
Das Schicksal der "Schätze des Salomonischen
Tempels" im engeren Sinne war damit besiegelt. Die
unwiederbringlich verlorenen Gegenstände wurde
ersetzt, um den Kult aufrechtzuerhalten. Seine militärische Überlegenheit ausnutzend bemächtigte sich Joasch auch der Schätze des Tempels und des Palastes und zog unter Wegführung von Geiseln zurück in die Heimat. Wie das 2. Buch der Chronik mitteilt, hat Joasch sogar das Gotteshaus von Obed-Edom geplündert und auch von dort Geräte mitgenommen. [2Chr 25,24] Erneut war der Tempel von den wertvolleren Geräten entblößt, wo sie verblieben, ist nicht bekannt. Wenn zur Zeit des Untergangs von Israel noch Objekte aus dieser Plünderung in Samaria waren, dann wurden diese mit großer Wahrscheinlichkeit von den plündernden Assyrern nach Mesopotamien weggeschleppt, möglicherweise in die von Sargon II. (Kg. 721-705 v. Chr.) gegründete Residenz beim heutigen Khorsabad. Bedeutende Teile der Tempelschätze mußte König Ahas von Juda (Kg. 736-721 v. Chr.) an König Tiglatpileser III. von Assyrien (Kg. 744-727 v. Chr.) ausliefern. Er wollte dessen Beistand gegen die aus Israel und Syrien bestehende antiassyrische Koalition erkaufen, die schon seinen Sohn Tabeel als Gegenkönig aufgestellt hatte. Dafür gab er Gold und Silber aus dem Tempelschatz her, im 2. Buch der Chronik heißt es sogar, er habe die Geräte aus dem Tempel zerstört. [2Chr 28,24] Er hatte ohnehin keine Achtung mehr vor der Heiligkeit des Tempels, ließ er doch einen neuen Altar errichten, auf dem er den assyrischen Göttern opferte, und ließ den Brandopferaltar versetzten. Um weitere Gaben für den assyrischen König zu gewinnen, ließ König Ahas von den noch unter Salomo angefertigten Kesselwagen Leisten abbrechen und nahm die Kessel herunter. Auch die Rinder, die bisher das Eherne Meer trugen, wurden entfernt. Der Bericht über diese Vorgänge im 2. Buch der Könige ist nicht eindeutig zu interpretieren, denn wenn es dort heißt, erhabe dies alles "... um des Königs von Assyrien willen ..." getan, dann läßt sich nur vermuten, er habe Bronze für den Tribut gewinnen wollen. Es wäre allerdings auch denkbar, daß es sich um kultbedingte Veränderungen handelte. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Judas letzte Jahre (721 - 587 v. Chr.) Die Zeit nach dem Ende Israels brachte große
Bedrohungen für Juda. König Hiskia (Kg.
721-693 v. Chr.) sich der drohenden Eroberung Jerusalems
durch den assyrischen König Sanherib (704-681 v.
Chr.), der schon andere Städte Judas erobert hatte,
nur entziehen, indem er ihm Tribut zahlte. Der Assyrer
verlangte 300 Talente Silber und 30 Talente Gold, eine
Summe, die nur aufzubringen war, indem Hiskia erneut
Tempel und Palast von Schätzen
entblößte. Wie verzweifelt die Lage war,
zeigt der Umstand, daß es nötig war, die mit
Gold überzogenen Türflügel und
Türpfosten des Tempels auszuliefern. Es werden also
auch alle aus wertvollen Materialien angefertigten
Tempelgeräte abgegeben worden sein. Diese
Schätze dürften in das von Sanherib unter
Aufgabe der alten Hauptstadt zur Residenz gewählte
Ninive gebracht worden sein. Die unter der Regierung Jojachins von Juda (Kg. 597 v. Chr.), dem Sohn des Jojakim, durchgeführte erste Deportation von Judäern nach Babylon war auch mit einer erneuten Plünderung verbunden. Im 2. Buch der Könige heiß es ausdrücklich, Nebukadnezar II. habe nicht nur erneut alle Schätze des Tempels und des Palastes weggenommen, sondern habe auch "... alle goldenen Gefäße, die Salomo, der König von Israel, im Tempel JHWHs hatte anfertigen lassen ..." zerbrechen lassen. Dieses Vorgehen zeigt, was auch bei den vorangehenden Plünderungen zu erwarten ist: die Gerätschaften wurden nicht als solche dem Schatz der Eroberer zugefügt, sondern nur das wertvolle Material war von Interesse. Daß also einzelne Gefäße oder Geräte aus dem Jerusalemer Tempel in den Ruinen der Hauptstädte der mesopotamischen Könige erhalten blieben, ist wohl sehr unwahrscheinlich. Als Jerusalem nach dem Abfall des Königs Zidkija (Kg. 597-587 v. Chr.) von den babylonischen Truppen unter Nebusaradan, dem Obersten der Leibgarde Nebukadnezars II., erobert wurde, war das Ende gekommen. Nun wurden auch noch die letzten Reste des Tempelschatzes geplündert. Um das Erz leichter transportieren zu können, wurden das Eherne Meer, die beiden Säulen vor dem Tempel und die rollbaren Gestelle für die Kessel zerschlagen. Auch das Kleingerät für den Opferdienst nahmen die Plünderer mit; Töpfe, Schalen, Schauflern und Messer, wobei anscheinen doch wieder einige goldene und silberne Gerätschaften darunter waren. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nach dem Exil (587 - 538 v. Chr.) Als das Exil in Babylon mit dem Edikt des Kyros endete, erhielten die zurückkehrenden Juden die von Nebukadnezar II. geraubten Tempelgeräte zurück. "Folgendes ist ihre Anzahl: dreißig goldene Schalen, tausendundneununzwanzig silberne Schalen, dreißig goldene Bescher, vierzehnhundert silberne Becher, tausend andere Geräte; alle Geräte aus Gold und Silber zusammen fünftausendvierhundert." [Esr 1, 9-11] Von dem zentralen Heiligtum, der Bundeslade, ist keine Rede, auch werden die 10 Leuchter des Salomonischen Tempels nicht erwähnt. Die Bundeslade gilt seither als verschollen, es finden sich allerdings in späteren Texten Behauptungen, nach denen sie vor der Eroberung Jerusalems in Sicherheit gebracht wurde. Im zweiten Tempel war wahrscheinlich ein Leuchter aufgestellt, wie aus Sirach 26,22 geschlossen wird. Im Salomonischen Tempel hatten 10 Leuchter gestanden, während die Beschreibung des Heiligen Zeltes der Wüstenwanderung nur einen Leuchter gekannt hatte. Dieser wird aber ansonsten nie erwähnt. Letztendlich ist aus der Tatsache, daß nach der Tempelplünderung durch Antiochus IV. ein neuer Leuchter aufgestellt wurde, zu schließen, daß zuvor ein Leuchter vorhanden gewesen sein muß, der wohl auf die Zeit der Errichtung des Zweiten Tempels zurückging. Es sei an dieser Stelle auf das in der Makkabäerzeit entstandene Danielbuch hingewiesen, das in einem Rückgriff eine Nachricht von den Tempelgeräten gibt. Es heißt dort, der babylonische Regent Belsazar (reg. 551-543) habe die Gefäße aus dem Tempel von Jerusalem bei einem Gastmahl hervorholen lassen, damit seine Gäste daraus trinken sollten. Doch dann seien "... Finger einer Menschenhand [erschienen] und schrieben (etwas) auf die Kalktünche der Wand des Königspalastes, gerade gegenüber dem Leuchter; ...". [Dan 5, 5] Ob es sich hierbei wirklich um eine echte letzte Nachricht über einen aus dem Jerusalemer Tempel stammenden Leuchter handelt, ist nicht wirklich zu entscheiden. Bei den auf Geheiß des Kyros zurückgegebenen Geräten wird kein Leuchter erwähnt, diese müssen also als verloren gelten. Das Schicksal der nach dem Buch Exodus zur Ausstattung der Stiftshütte gehörenden Menora bleibt völlig offen. Die historischen Berichte geben keine Auskunft zu etwaigen Plünderungen oder Verlusten bis in die Zeit der Makkabäer. Zu einer schweren Plünderung kam es, als Antiochos IV. Epiphanes im Jahr 170 v. Chr. zunächst in Unterägypten einfiel, wo er sich nach seinem Sieg über Ptolemaios VI. Philometor zum König von Ägypten krönen ließ. Auf dem Rückweg nach Syrien zog er in Jerusalem ein, das zu dieser Zeit durch innenpolitische Auseinandersetzungen zwischen der pro-hellenistischen und der anti-hellenistischen Partei erschüttert wurde. In dieser Lage drang Antiochos in den Tempel ein und ließ die heiligen Geräte, darunter den Leuchter und die dazugehörigen Geräte (1Makk 1, 23; s.a. Josephus Flavius, Contra Apionem II, 80), und auch die kostbaren Weihegaben [1Makk 1, 21-23] entfernen. Nur durch diesen Hinweis ist überhaupt bekannt, daß im Zweiten Tempel ein Leuchter stand. In der Folge wurde im Tempel von Jerusalem der Kult der griechischen Götter eingeführt, die Einhaltung des Sabbat und die Beschneidung verboten. Durch das im Dezember 167 v. Chr. auf dem Altar des Tempels dargebrachte Opfer wurde schließlich der Aufstand ausgelöst. Judas Makkabäus führte die Revolte, die mit der Besetzung des Tempels von Jerusalem im jahr 164 v. Chr. ihren Höhepunkt erreichte. Die für den Kult durch die Profanierung unbrauchbar gewordenen oder durch Plünderung verlorenen Gefäße und Geräte wurden ersetzt, auch wurde ein neuer Altar errichtet. (Flavius Josephus, Bellum Judaicum I, 39 [I, 1, 4]) "Sie schufen auch neue Geräte und brachten den Leuchter, den Rauchopferaltar und den Tisch in den Tempel", heißt es im 1. Makkabäerbuch (1Makk 4, 49). Der Leuchter wurde also neu geschaffen, was aus dem geraubten wurde, ist nicht überliefert. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Unter römischer Herrschaft (63 v. Chr. - 200 n. Chr.) Erneut störte die Heiligkeit des Tempels Gn. Pompeius Magnus. Er verschaffte sich mit seinen Begleitern Zugang zum Inneren. Wie Flavius Josephus berichtet, sah der römische Feldherr den Leuchter und dessen Lampen, den Schaubrottisch und die Gefäße für Trank- und Rauchopfer, die alle aus gediegenem Gold bestanden. Auch nahm er die im Tempel gelagerten Schätze in Augenschein, darunter 2000 Talente an Tempelsteuer. [Bellum Judaicum I, 152 (I, VII, 6)] Ganz im Gegensatz zu früheren Eroberern ließ er alle Schätze und Geräte unangetastet und gab den Befehl, die Reinheit des Heiligtums wiederherzustellen. Als M. Licinius Crassus auf dem Weg nach Parthien durch das Land zog, hielt dieser sich nicht zurück und entnahm dem Tempelschatz 2000 Silbertalente. Auch war er entschlossen, den Tempel aller seiner Reichtümer zu entblößen. Dies versuchte ein Priester namens Eleazar zu verhindern, indem er dem römischen Feldherren eine goldene Stange gab, an der die kostbaren Vorhänge im Tempel hingen. Diese Gabe mit einem Wert von 10000 Drachmen, wie Flavius Josephus schreibt, erhielt Crassus gegen seine Zusicherung, alles weitere im Tempel nicht anzutasten. Doch brach der Feldherr diesen Eid und nahm alles Gold des Heiligtums mit sich. [Flavius Josephus, Antiquitates XIV, 105-109 (XIV, VII, 1)] Der große Bericht des Flavius Josephus über die Neuerrichtung des Tempels und den Ausbau des Tempelberges unter König Herodes enthält keinen Hinweis auf die Anfertigung neuer Geräte für den Tempeldienst. Allein bisher unbekannte Ausschmückungen werden erwähnt, so ein Weinstock: "Über diesen Türen, unter dem Sims, erstreckte sich ein goldener Weinstock mit Weintrauben so groß wie ein Mann; ..." [Antiquitates XV 394 (XV, XI, 3)] "Außerdem gab es dort darüber auch noch den goldenen Weinstock, von dem Weintrauben so groß wie ein Mann ..." [Bellum Judaicum V 210 (V, V, 4); s.a. Tacitus, Hist. V.5]. Über dem Zugangstor zum Tempel wurde ein goldener Adler angebracht [Antiquitates XVII, 151 (XVII, VI, 2)], der großen Widerstand erregte, weil hier ein lebendes Wesen dargestellt war. Schriftgelehrte hielten ihre Schüler dazu an, diesen Adler zu entfernen und sollte dies ihren Tod bedeuten. Als schließlich das Gerücht umging, Herodes sei gestorben, wurde der Adler heruntergerissen. Der König ließ die Aufrührer verhaften und nach Jericho bringen, wo er sie wegen des Sakrilegs, eine Opfergabe zerstört zu haben, anklagte. Doch am Ende entließ er die Beschuldigten und tauschte nur den Hohepriester aus. [Antiquitates XVII 151-160 (XVII, VI, 2-3)]
Zu welcher Zeit also die Tempelgeräte geschaffen
wurden, die schließlich den Römern bei der
Plünderung des Tempels im Jahr 70 in die Hände
fielen, ist nicht zu sagen. Das auffälligste Dokument dieser letzten und
endgültigen Beraubung des Tempels von Jerusalem ist
fraglos der Triumphbogen des Titus in Rom. Betritt man den Durchgang des Bogens, so fühlt man sich
versetzt in die Zeit, als die siegreichen
Legionäre, im Jahr zuvor aus Palästina
zurückgekehrt, die via triumphalis
entlangmarschierten und die Nägel ihrer
Stiefelsohlen den Marschschritt donnernd in der Stadt
widerhallen ließen. Es waren die Soldaten der V.,
X., XII. und XV. Legion, die nach einer monatelangen
Belagerung Jerusalem mit
aufwendigster Kriegstechnik, aber auch mit brutalster
Gewalt niedergerungen hatten. Nach einem alt
überlieferten Zeremoniell setzte sich der lange Zug
zusammen, der durch ganz Rom bis zum Tempel des
Capitolinischen Iuppiter hinaufführte, wo der
siegreiche Feldherr bei einem Opfer den Göttern
für den glücklichen Ausgang des Feldzuges
dankte. Der Triumph über die aufständischen
Juden, der im Jahr 71 gefeiert wurde, wird am
Triumphbogen des Titus lebendig durch die beiden
Reliefs, die sich an den beiden Innenseiten des
Durchgangs befinden. Der Triumphbogen selbst wurde erst im Jahr 81 von Kaiser Domitian, dem Bruder des Titus und Sohn des Vespasian errichtet in Erinnerung an den zehn Jahre zurückliegenden Triumph. Auf der rechten Seite ist der Triumphator in einer Quadriga, zu sehen. Doch Ausdruck fand die Größe seines Sieges insbesondere in den Gefangenen und der eingebrachten Beute. Die besten Stücke der Beute zogen dem Triumphator voraus, von seinen Soldaten auf den Schultern getragen. Diese Szene zeigen das Relief auf der linken Seite. Von links nach rechts zieht eine Gruppe von Männern die via triumphalis entlang. Der zentrale Blickfang dieser Darstellung ist die Menora, der siebenarmige Leuchter, das wichtigste Beutestück aus dem Tempel von Jerusalem. Sechs halbkreisförmige Arme umgeben rechts und links den Schaft des Leuchters, der aus einem achteckigen Fuß herauswächst. Die Felder des Fußes sind mit verschiedenen Seetieren verziert. Die Gruppe vor dem Leuchter trägt ein ferculum mit weiteren Stücken. Es handelt sich dabei um einen Tisch, zwei Trompeten und ein Gefäß. Diese Objekte stammten alle aus dem Tempel von Jerusalem und fielen den römischen Truppen bei der Erstürmung des schwer befestigten Tempelplatzes als wertvollste Beutestücke in die Hände.
Eindrucksvoll schildert Flavius Josephus den Triumphzug
des Titus: Dieser Bericht und die Darstellung am Triumphbogen ergänzen sich, was keinen Zweifel am Wahrheitsgehalt des Berichteten läßt. Nach dem Doppeltriumph wurde das Templum Pacis, der "Tempel des Friedens", errichtet. Der Bau wurde im Jahr 71 begonnen im Jahr 75 vollendet und nahm neben der Beute aus Jerusalem auch zahlreiche Kunstwerke aus anderen Gegenden des Imperium Romanum auf, so Bildwerke der bedeutenden Bildhauer Phidias und des Lysippos. Wie diese Sammlung dem Publikum präsentiert wurde, ist nicht bekannt. Neben den Kunstschätzen verfügte der Tempel auch über Bibliotheken mit griechischen und lateinischen Werken. Bis zum Jahr 192 gibt es keine Erwähnung des Templum Pacis in den Quellen. In diesem Jahr kam es im Januar zu einer schwerwiegenden Brandkatastrophe in Rom, von der dieser Tempel in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Historiker Cassius Dio schildert diesen Brand unter den Vorzeichen des Todes des Kaisers Commodus (Imp. 180-192): "... ein Feuer, das in einigen Wohnungen ausbrach, sprang auf den Tempel des Friedens und breitete sich bei den Lagerhäusern der ägyptischen und arabischen Waren aus ...". (Cassius Dio, 73, 24, 1) Der völlig zerstörte Tempel wurde unter Kaiser Septimius Severus (Imp. 193-211) wieder aufgebaut und bestand in dieser Form bis ins 6. Jahrhundert. In der Kirche SS. Cosmas e Damian sind Teile der südliche Ecke des Komplexes erhalten geblieben. Zurück zum Inhaltsverzeichnis In den Wirren der Vökerwanderung (410 - 614) Mit dem Brand des Templum Pacis waren die Schätze des Tempels von Jerusalem nicht untergegangen. Sie wurden gerettet und wurden nun im Kaiserpalast untergebracht. Doch durch die wechselvolle weitere Geschichte Roms wurde auch ihr weiteres Schicksal bestimmt. Am 14. August 410 stürmten die Westgoten unter ihrem König Alarich die Stadt und plünderten sie aus. Dabei gerieten auch Teile des Jerusalemer Tempelschatzes in ihre Hand. Sie gelangten in den königlichen Schatz der Westgoten, der in der Stadt Carcasso, dem heutigen Carcassone, aufbewahrt wurde. Der Schriftsteller Prokop nennt bei seiner Erwähnung dieses Schatzes "... auch die sehenswerten Geräte des Judenkönigs Salomon, die einst die Römer aus Jerusalem mitgenommen hatten, ...". [Prokop, Gotenkrieg, I, 12, 41-42] Diese Stücke blieben bis zum Jahr 507 in Carcasso. In diesem Jahr fiel König Alarich II. in einer Schlacht gegen die Franken. Als Theoderich d. Gr. zum Entsatz von Carcasso nahte, hoben die Franken ihre Belagerung auf und zogen ab. Nach der Einsetzung des unmündigen Amalarich zum König der Westgoten, nahm Theoderich "... auch sämtliche Schätze, die in Carcasso lagen, in Besitz und kehrte eilends damit nach Ravenna zurück." (Prokop, Gotenkrieg, I, 12, 47) Als König Theoderich im Jahr 526 starb, folgte ihm auf dem Thron der Ostgoten Athalatrich (Kg. 526 - 534), während Amalarich nun für mündig erklärt wurde und selbständig als König des Westgoten herrschte. Die beiden Herrscher teilten nun Gallien unter sich auf. Prokop berichtet dazu: "Die beiden kamen überein, dass der Tribut, den Theoderich auferlegt hatte, nicht mehr gezahlt werden sollte; auch gab Athalarich die Schätze, die jener aus Carcasso mitgenommen hatte, richtig und ehrlich an Amalarich wieder heraus." [Prokop, Gotenkrieg I, 13] Wohin die Schätze aber nun gebracht wurden, wird nicht gesagt. Schließlich unterlag Amalarich im Jahr 531 in der Schlacht bei Narbonne den Franken und er floh nach Spanien. Die Folgen waren immens: "Theodebert [Childebert] bekam dadurch außer der Schwester mit allen ihren Schätzen Gallien, soweit es die Westgoten besaßen.", heißt es bei Prokop. [Prokop, Gotenkrieg, I, 13] Ob bei diesen Schätzen auch die Jerusalemer Tempelschätze dabei waren, wird nicht gesagt. Es besteht die Möglichkeit, dass Teile des Schatzes von dem fliehenden Amalarich nach Spanien mitgenommen wurden. Dass man noch im 8. Jahrhundert glaubte, es befänden sich Teile der "Schätze Salomos" in Spanien, zeigt sich an einer Episode, die der Schriftsteller al-Biruni in seinem Buch zu Mineralogie schildert. Demnach wurde im Jahr 712 bei der Eroberung von Toledo ein sehr kostbarer Tisch gefunden, der aus Gold und Silber bestand und mit Edelsteinen verziert war. Al-Biruni glaubte nicht daran, dass dieser Tisch tatsächlich aus dem Jerusalemer Tempelschatz stammte, erwähnt diese Annahme aber. Dieser Bericht sollte die letzte Nachrichtn von den Tempelschätzen sein, die von den Westgoten in Rom geraubt wurden. Aber auch nach der Plünderung von 410 war ein Teil der Tempelschätze im Kaiserpalast in Rom geblieben. Bei der Eroberung der Stadt durch die Vandalen am 2. Juni 455 wurde auch dieser Palast geplündert, wobei die Eroberer in den Besitz der restlichen jüdischen Tempelschätze gelangten. Die Vandalen überführten ihre Beute in ihre Residenz Karthago, wo sie verblieben. Als das Vandalenreich in Nordafrika durch Belisar, den Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian (Bas. 527-565), zerschlagen wurde, gelangten auch die in Karthago angehäuften Schätze in die Hände der Oströmer. Im Triumphzug wurden diese Beutestücke in Konstantinopel dem Volk gezeigt, "... darunter das jüdische Tempelgerät, das einst Titus aus Jerusalem nach Rom gebracht hatte, als dies einer der Juden sah, trat er zu einem vornehmen Mann aus Justinians Umgebung heran und sprach ´Meiner Ansicht nach ist es unpassend, diese Kostbarkeiten in den kaiserlichen Palast von Byzanz zu bringen; denn ihr Platz ist einzig und allein dort, wo sie der Judenkönig Solomon früher aufstellen ließ. Ihretwegen eroberte ja auch Geiserich den Kaiserpalast in Rom und jetzt das römische Heer die königliche Residenz der Vandalen.´ Wie diese Worte dem Kaiser zu Ohren kamen, fühlte er Angst und schickte schleunigst alles in die christlichen Kirchen zu Jerusalem." (Prokop, Vandalenkrieg, II, 9) Es besteht kein Anlaß, den historischen Gehalt dieses Berichts anzuzweifeln, sondern es ist davon auszugehen, dass die Tempelschätze tatsächlich ihren weiteren Weg von Konstantinopel nach Jerusalem nahmen. Doch dort verliert sich ihre Spur. Kein Pilgerbericht der folgenden Zeit erwähnt einen der Gegenstände. Dabei wäre gerade der Leuchter sicherlich sehr auffällig gewesen. Allein ein Tisch wird von dem Pilger Arculf erwähnt, der in der Hl. Grabeskirche stand, doch von Gold ist hier keine Rede. Anzunehmen ist, dass diese grossen Schätze nicht allgemein zugänglich waren, sondern in Reliquienkammern verwahrt wurden. Verloren gingen diese Stücke sicherlich im Jahr 614, als die Perser Jerusalem besetzten und völlig ausplünderten. Das weitere Schicksal des Leuchters aus dem Tempel von Jerusalem bleibt offen. |
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