Schiffe am HimmelSagen von fliegenden Schiffe und ihre Deutungvon Jörg Dendl[Update: 07. November 2011] |
Inhalt | |
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Wenn Schiffe fliegen | 17.05.2004 |
Fliegende Schiffe im Mittelalter | 15.10.2005 |
Fliegende Schiffe in Großbritannien | 04.10.2005 |
Luftschiffsagen aus Deutschland | |
1) Das Schiffsmodell in der Kirche von Rambin | 15.10.2005 |
2) Das Luftschiff von Ankershagen | 17.05.2004 |
3) Der Anker von Angermünde | 15.10.2005 |
4) Das Luftschiff von Meesiger | 15.10.2005 |
Die "Luftschiffwelle" in den USA | 19.12.2006 |
Literatur | |
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Wenn Schiffe fliegen
Schiffe sind Wasserfahrzeuge, sie befahren Meere,
schwimmen auf Seen, werden benutzt, um Flüsse zu
überqueren, das scheint eine Binsenweisheit zu
sein. Und doch kennen schon die ätesten Sagen
Berichte von Schiffen, die durch die Luft fuhren. Weit
bekannt ist das Sonnenboot der Alten Ägypter. Mit
diesem befuhr täglich der Sonnengott Re den
Himmel, während er in der Nacht auf dem
Unterweltsfluß mit diesem nach Osten
zurückkehrte. Zurück zum Inhaltsverzeichnis 1) Antike Berichte über fliegende Schiffe [In Vorbereitung] Zurück zum Inhaltsverzeichnis 2) Fliegende Schiffe im Mittelalter Die ältesten aufgezeichneten Sagen
über fliegende Schiffe stammen aus Irland, wo
diese Erzählungen den bekannten Belegen nach in
ihrem Kern sogar in die vorchristliche Zeit
hinabreichen. In der "Chronica Gaufredi" des
Klosterpriors Geoffroi de Vigeois (1140-1184) wird
berichtet, im Jahr 1122 sei über London ein
Luftschiff erschienen:
Dieser Bericht wurde im 13. Jahrhundert niedergeschrieben, wobei davon auszugehen ist, daß er ursprünglich aus früherer Zeit stammt. Im Jahr 1211 legte Gervasius von Tilbury in seinem Werk "Otia imperialia" den folgenden Bericht nieder, der weitgehend mit der Geschichte in der Konungsskuggsjá übereinstimmt:
Der Zusammenhang zwischen den Berichten der Konungsskuggsjá, des Geoffroi de Vigeois und des Gervasius von Tilbury ist unübersehbar. Anscheinend schöpften die Autoren aus einer gemeinsamen Quelle oder aber aus Sammlungen von alten Wundergeschichten, die gleichfalls diesen Bericht enthielten. Die markante Abweichung in den Wiedergaben, einmal entkommt der Matrose durch die Fürsprache des Bischofs, das andere Mal stirbt er in den Händen der Umstehenden, ist auffällig. Warum Gervasius und Geoffroi das Ende so schildern, kann nur vermutet werden. Die früheren Fassungen der Sage kennen den Tod des Luftschiffers nicht. Sollte diese Wendung des Geschehens von den christlichen Autoren eingeführt worden sein, so wohl um seine Meinung zu bestärken, das Schiff habe der Welt oberhalb der Lufthülle angehört. Zurück zum Inhaltsverzeichnis 3) Spätere Berichte aus Großbritannien 1743 sah ein Farmer bei Holyhead,
Anglesea, in einer Höhe von 500 m über
sich ein Postschiff durch die Wolken segeln.
Daß es sich nicht um eine Luftspiegelung
gehandelt haben kann, zeigte der von unten sichtbare
Kiel des Schiffes, das der Zeuge auf etwa 90 Tonnen
schätzte. Im Jahr 1913 erschien nach dem Tod von Lord Archibald Campbell eine Galeere mit drei Mann Besatzung, die über Loch Fyne bei Inveraray segelte. Das Schiff nahm schließlich seinen Kurs über Land hin zur dortigen St. Columban-Kapelle. Diese Erscheinung, die von Lord Halifax in seinem "Ghost Book" geschildert wird, soll beim Tod eines jeden führenden Campbell zu sehen sein. (Michell/Rickard, 1982, S. 164) Zurück zum Inhaltsverzeichnis 4) Luftschiffsagen in Deutschland 4.1.) Das Schiffsmodell in der Kirche von Rambin In der Kirche von Rambin befinden sich zwei Schiffsmodelle, das der Brigg "Christiana", das im Jahr 1824 von einem nicht mehr feststellbaren Spender angefertigt und der Kirche gestiftet wurde, und das Modell der Fregatte "Venus", das im Jahr 1830 in die Kirche gelangte und von dem Kapitän Michael Erdmann Sonntag angefertigt worden war. Mit dem Modell der "Venus", dem größeren der beiden, sind zwei Volkssagen verbunden, die von einem fliegenden Schiff berichten: 4.1.1.) Der Luftschiffer über Rambin "Vor vielen, vielen Jahren sahen die Leute auf Rügen einmal einen Luftschiffer auf seinem Schiffe durch die Wolken fahren. Gerade über Rambin warf er das Senkblei herab, und als dasselbe die Erde berührte, ergriffen es die Dorfbewohner und banden eine Korngarbe daran. Als der Luftmann wieder in die Höhe zog und das Geschenk erblickte, erwies er sich den Rambinern dadurch erkenntlich, daß er ihnen ein Schiff verehrte, welches in der dortigen Pfarrkirche aufgehängt wurde und noch heute zu sehen ist." [Mündlich aus Rambin auf Rügen.] [Ulrich Jahn, Volkssagen aus Pommern und Rügen, Stettin 1886, S. 43 (Nr. 56)] 4.1.2) Der Luftschiffer über Rambin Vor langer, langer Zeit sahen die Bewohner der Insel Rügen einmal ein Luftschiffer auf seinem Schiffe durch die Wolken fahren. Über dem Dorfe Rambin warf er das Senkblei herab, um zu messen, wie hoch er über der Erde wäre. Als das Lot die Erde berührte, ergriffen es die Dorfbewohner und banden eine Korngarbe daran. Dann zog der Luftschiffer das Blei wieder in die Höhe, und als er das Geschenk erblickte, das die Leute ihm in die Wolken hinaufgesandt hatten, wollte er sich dafür dankbar erweisen und schenkte den Rambinern ein kleines Schiff; es wurde in der dortigen Pfarrkirche aufgehängt und ist daselbst noch heutigentags zu sehen. [Oskar Ebermann, Sagen der Technik (Dürr´s Sammlung deutscher Sagen, N.R., Bd. 4), Leizig: Hegel & Schade 1930, S. 33-34 (Nr. 15) unter Verweis auf Ulrich Jahn, Volkssagen aus Pommern und Rügen, Stettin 1886.] Wenn Ebermann auch angibt, die Sage nach Jahn zu zitieren, so hat er doch, wie durch die Unterstreichungen kenntlich gemacht, stark in den Text eingegriffen, und ihn um einige Passagen ergänzt, die bei Jahn nicht vorkommen. Insbesondere der letzte Satz ist vollständig abgeändert. 4.1.3) "Der Luftschiffer" [Steusloff, 1981, S. 129-130 unter Verweis auf Jahn, Volkssagen, Nr. 56, o.O. 1891, nach einer mündlichen Quelle in Bergen (sic!)] Steusloffs Wiedergabe der Sage entspricht wesentlich mehr dem ursprünglichen Text bei Jahn, doch wird auch hier, wie bei Ebermann von einem Luftschiffer und nicht von einem "Luftmann" gesprochen. Es erscheint damit naheliegend, Steusloff zitiere nach Ebermann. Eine stark abweichende Version dieser Sage zeichnete Alfred Haas auf: 4.1.4) "Vor vielen Jahren lebte ein
alter erfahrener Seemann, der viele Meere befahren
und fast aller Herren Länder kennengelernt
hatte. Als er eines Tages wieder auf See war, zog
die Sonne gerade Wasser an, und da sich sein
Schiff im Bereiche ihrer Strahlen befand, wurde
das Schiff mit in die Höhe gezogen. So kam
der Schiffer in Gegenden, die ihm völlig
unbekannt waren, und endlich beschloß er,
vor Anker zu gehen. Er ließden Anker fallen,
konnte aber keinen Grund finden; da ließ er
eine zweite und bald eine dritte Kette ansetzen,
ohne besseren Erfolg damit zu haben.
Wärenddessen war das Schiff in die Gegend
gerade über Rambin gekommen, und als die
Bewohner, die eben mit der Ernte beschäftigt
waren, den Anker aus der Luft daherkommen sahen,
banden sie eine Korngarbe daran fest. Inzwischen
ließ der Schiffer den Anker, da er keine
Kette mehr anzusetzen hatte, wieder in die
Höhe winden; als er aber der Korngarbe
ansichtig wurde, gelobte er, an der Stelle ein
Kloster zu gründen, wo ihm die Garbe
aufgesteckt worden war. Das war nun in Rambin
geschehen, und als der Schiffer später wieder
an Land kam, erfüllte er sein Gelübde
und baute das Rambiner Kloster. [Alfred Haas, Rügensche Sagen, 7. Auflage, Nr. 173, Stettin o.J. In der 2. Auflage von 1896 fehlt der Satz: "... welches dem einst in die Lüfte erhobenen Schiffe des Seemanns nachgebildet sein soll, ..." (zit. n. Steusloff, 1981, S. 130)] 4.1.5)"Vor vielen Jahren lebte ein [Schiffer,
ein] alter, erfahrener Seemann, der viele
Meere befahren und fast aller Herren Länder
kennengelernt hatte. Als er eines Tages wieder auf
See war, zog die Sonne gerade Wasser an, und da
sich sein Schiff im Bereiche ihrer Strahlen
befand, wurde dasselbe mit in die
Höhe gezogen. So kam der Schiffer in
Gegenden, die ihm gänzlich unbekannt
waren, und endlich beschloß er, vor Anker zu
gehen. Er ließ die Ankerkette
fallen, konnte aber keinen Grund finden; da
ließ er eine zweite und endlich eine
dritte Kette ansetzen, ohne besseren Erfolg damit
zu haben. Wärenddessen war das Schiff in die
Gegend gerade über Rambin gekommen, und als
die Bewohner, die eben mit der Ernte
beschäftigt waren, den Schiffsanker
herunterkommen sahen, banden sie eine
Korngarbe daran fest. Inzwischen ließ der
Schiffer den Anker, da er keine Kette mehr
anzusetzen hatte, wieder in die Höhe winden;
als er aber der Korngarbe ansichtig wurde, gelobte
er, an der Stelle ein Kloster zu gründen, wo
ihm dieselbe aufgesteckt worden war. Das
war in Rambin geschehen, und als der Schiffer
später wieder an Land kam, erfüllte er
sein Gelübde und baute das Rambiner Kloster.
[Gisela Burde-Schneidewind (Hg.), 'Das steinerne Weib' - Volkssagen aus fünf Jahrhunderten, Rostock: Hinstorff 1979, Nr. 92, S. 92-93, basierend auf Alfred Haas, Rügensche Sagen und Märchen, Stettin 1912, Nr. 149, S. 128f.] Bisher lagen die zitierten Publikationen von Haas nicht zur Einsicht vor, so dass erst bei einer neuerlichen Überarbeitung dieser Wiedergaben der Originaltext berücksichtigt werden kann. Auch ist derzeit nicht bekannt, ob Haas diese Sagen nach einer mündlichen Mitteilung aufzeichnete, weshalb weitere Folgerungen hinsichtlich der Abhängigkeit zwischen der von Jahn mitgeteilten Sage noch nicht möglich sind.
Hier in Rambin liegt bisher der einzige Fall
einer Luftschiffsage vor, bei der alle
Hintergründe bekannt sind. Die Sage steht in
Verbindung mit einem Schiffsmodell, von dem das
Jahr der Stiftung bekannt ist. Dabei ist es
interessant, daß der Volksmund, wie die von
Jahn nach einem mündlichen Bericht
aufgezeichnete erste Version
zeigt, die Herkunft des Schiffsmodells selbst dem
"Luftschiffer" zuschrieb. Es waren lediglich 61
Jahre zwischen der Anbringung des Schiffsmodells
in der Kirche und der Aufzeichnung der Sage
vergangen, und schon hatte sich eine solche
fantastische Geschichte etablieren können. Die Geschichte von Rambin: Der auf slawische Ursprünge zurückgehende Ort Rambin auf der Insel Rügen wird als "Rabyn" zum ersten Mal im Jahr 1246 in einer Urkunde erwähnt. Im Jahr 1334 stiftete der Stralsunder Ratsherr Godeke (Gottfried) von Wickede das Hospiz St. Jürgen vor Rambin, damit dort Leprakranken geholfen werden konnte. [siehe die Homepage von Rambin] Das Krankenhospiz St. Georg war "... trotz der Angabe Steinbrücks (S. 123) nie ein Kloster, ... Da es später mit den aufgehobenen Klöstern in der Stadt unter der gemeinsamen Verwaltung des Rates stand, wurde es auch als Kloster bezeichnet, ..." [Hoogeweg, Bd. 2, 1925, S. 851] Damit steht fest, daß auch die "Klostergründung" aus der Sagenversion nach Haas keinen Rückhalt in den historischen Fakten hat. Zurück zum Inhaltsverzeichnis 4.2.) Der Anker von Ankershagen Mehrere Sagen berichten Wundersames davon, wie einst der Ort Ankershagen zu seinem Namen kam: 4.2.1) Wie der Name Ankershagen enstand " Vor Zeiten lebte ein armer Schiffer, der
seine Familie nur kümmerlich von dem geringen
Ertrag seines Gewerbes ernährte. Die Zahl der
Kinder nahm zu, sein Verdienst aber mehrte sich
nicht. Aus Not schloß der Schiffer
schließlich einen Pakt mit dem Teufel. Nun
hatte er zwar vollauf zu leben, seine Seele jedoch
war dem Bösen verschrieben. [nach: Walter Nachtigall/Dietmar Werner (Hgg.), Der schweigsame Fischer und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Mecklenburgischen, Berlin: Vlg. Die Wirtschaft 1988, S. 130-131] 4.2.2) Der Anker in der Linde "Ein Fischer, der an einem See in der
Nähe des heutigen Ankershagen lebte,
verschrieb aus Not und Armut dem Teufel seine
Seele, um damit sein Leben zu bessern.
Schließlich nahte der Termin, an dem er dem
Bösen verfallen sein sollte. Am Abend vor dem
verhängnisvollen Tag band er sich an seinen
Anker. Er hoffte, daß ihn der Teufel damit
nicht fortschleppen könnte. Doch er
täschte sich. Der Teufel trug ihn ohne
Mühe mitsamt dem Anker durch die Lüfte
davon. Plötzlich hemmte eine Linde den Flug,
wobei sich der Anker in ihren Stamm verkrallte. So
sehr sich der Teufel mühte, er konnte den
Anker bis zum Morgengrauen nicht wieder
lösen. Da war der Fischer gerettet. Die Linde
steht noch heute im Pastorsgarten zu Ankershagen.
Sie ist wohl die älteste und dickste in
Mecklenburg. Sogar das Loch, das der Anker schlug,
ist gut zu erkennen. [nach: Walter Nachtigall/Dietmar Werner (Hgg.), Der schweigsame Fischer und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Mecklenburgischen, Berlin: Vlg. Die Wirtschaft 1988, S. 105-106] Die Geschichte von Ankershagen: In einer am 1. Mai 1266 ausgestellten Urkunde, die zur Weihung der am Ort befindlichen Kirche ausgestellt wurde, findet sich der früheste Beleg für den Ortsnamen Ankershagen. Der Name des Ortes enthält "hag" für "Wald", ein Hinweis darauf, daß für die Anlage des Dorfes Wald gerodet wurde. (Und nicht ein "Anker" Pate stand!) Im Jahr 1170 hatte der Herzog von Pommern das Land um die Havelquelle dem Bistum Havelberg geschenkt. Noch im 12. Jahrhundert wurde die romanische Kirche von Ankershagen errichtet, deren Erneuerung im gotischen Stil im 13. Jahrhundert nicht zum Verlust der romanischen Bausubstanz führte. [siehe die Homepage Ankershagen.de] Zurück zum Inhaltsverzeichnis 4.3.) Der Anker von Angermünde
Auch von der Sage um den Anker von Angermünde gibt es verschiedene aufgezeichnete Versionen. 4.3.1) Innerhalb der Sage "Das erkaufte Gewitter" findet sich folgende Fassung der Sage: "Das sind schon ein paar hundert Jahre her, so
erzählen sich die Leute, als eines Sommers
Prenzlau seit langem keinen Regen mehr gehabt
hatte. Die Hitze war unausstehlich, kein Gewitter
kühlte den Tag ab und spendete kein Naß
der Erde. Da beschlossen die Prenzlauer, weil sie
gehört hatten, in Angermünde gäbe
es Gewitter zu kaufen, einen Boten hinzusenden,
der für Geld und gute Worte ein Kalit voll
Gewitter kaufen sollte. [Reinhard Heuer/Bernhard Mätzke, Die Uckermark - ein Heimatbuch, Prenzlau: Mieck 1926, S. 488-489] Diese Wiedergabe der Sage vom "Luftschiff von Angermünde" ist bisher die älteste mir bekannte schriftlich aufgezeichnete Version dieser Sage. Aus der zitierten Veröffentlichung geht nicht hervor, auf welche Quellen sich die Autoren stützten oder ob sie die Sage aus mündlicher Tradition kennenlernten. 4.3.2) Die zweite Version erscheint aus der Sage vom erkauften Gewitter herausgelöst zu sein, zu groß sind die Übereinstimmungen: "In der Kirche zu Angermünde ist ein
Anker aufgehängt, von dem erzählt wird,
dass er der Stadt den Namen gegeben hat. [Wilhelm Jung, Märkische Sagen, Berlin o.J., S. 26-27] 4.3.3) Die dritte Version entspricht bis in einzelne Formulierungen hinein der zweiten Version, hängt mit dieser also fraglos direkt zusammen:"Alte Leute erzählen, daß einst vor
vielen hundert Jahren über der Stadt, die
heute Angermünde heißt, ein schweres
Gewitter tagelang stand und nicht weichen wollte.
Endlich kam die Sache den Leuten doch sonderbar
vor und der Rat schickte denTürmer auf den
Kirchturm hinauf, damit er nachsehe, ob das
Gewitter vielleicht an der Kirchturmspitze sich
festgehalten hätte und darum nicht
weiterziehen könne. Wer beschreibt nun des
Mannes Erstaunen, als er im Schalloch einen Anker
sitzen sieht, von dem aus eine schwere Kette in
die Wolken zu einem Schiff hinauf ging. Schnell
wurde nun die Kette mit einem scharfen Beile
gekappt und von Stund an verzog sich das Gewitter
in eine andere Gegend. [Gerhart Hänsel, Sagensammlung des Kreises Angermünde, Kummerow 1975] Beim Vergleich der drei Versionen der Sage ist
fraglos der ältesten bisher aufgefundenen der
Vorzug zu geben. Es ist dabei zu bemerken,
daß der Anker nach dieser ältesten
Version der Sage nicht etwa in der Kirche, sondern
an einem anderen Ort aufbewahrt worden sein soll.
Die Geschichte von
Angermünde: Der Ort wurde um 1230
von den Askaniern gegründet, doch findet sich
der Ortsnamen erst in einer Urkunde von 1286,
mit der Stolpe das Angermünder
Stadtrecht erhielt. Die Kirche St. Marien
ist ein dreischiffiger gotischer Backsteinbau aus
dem 13. Jahrhundert. Die Hl.
Geist-Kapelle wurde in der Mitte des 14.
Jahrhunderts errichtet. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der Anker von Meesiger In einem ungeklärten Zusammenhang mit der aus Angermünde in Brandenburg bekannten Sage steht eine inhaltlich weitgehend gleichlautende Sage aus dem Dorf Meesiger in Pommern. 4.4.1.)"Der Anker in der Kirche zu Angermünde" "In Meesiger, im Kreise Demmin, erzählen
die Leute, daß einst vor vielen hundert
Jahren über der Stadt, welche jetzt
Angermünde heißt, ein schweres Gewitter
tagelang stand und nicht weichen wollte. Endlich
kam die Sache den Leuten doch zu sonderbar vor,
und der Rat schickte den Türmer auf den
Kirchturm hinauf, damit er nachsehe, ob das
Gewitter vielleicht an der Kirchturmspitze sich
festgehakt hätte und darum nicht weiter
ziehen könne. [Ulrich Jahn, Volkssagen aus Pommern und
Rügen, Stettin 1886, S. 44 (Nr. 57)] 4.4.2.Das Luftschiff über Angermünde "Im Kreise Demmin lag früher die Stadt
Meesiger. Vor vielen hundert Jahren zog einst
ein schweres Gewitter über diese Stadt,
stand daselbst viele Tage lang und wollte nicht
weiterziehen. Endlich kam den Einwohnern die
Sache doch zu seltsam vor, und der Rat schickte
den Türmer auf den Kirchturm hinauf, um
nachzusehen, ob das Wetter sich vielleicht an
den Kirchturmspitze festgehakt hätte und
deshalb nicht weiterziehen könnte. Unwillig
machte sich der Mann auf den scheinbar
unnützen Weg und klomm mühsam die
vielen Treppen zu dem Glockstuhl empor. Aber wer
beschreibt sein Erstaunen, als er in einem
Schalloch einen großen Anker vorfand, von
dem aus eine schwere Kette zu einem Schiffe in
die Wolken hinaufreichte. Man hat allerdings das
Schiff nicht genau erkennen können, aber
wohin sollte sonst die Kette geführt haben.
Schnell wurden nun Handwerker herbeigeholt, die
mit scharfen Beilen die Kette kappten, und
sofort zog das Gewitter nach einer anderen
Gegend ab. [Oskar Ebermann, Sagen der Technik (Dürr´s Sammlung deutscher Sagen, N.R., Bd. 4), Leipzig: Hegel und Schade 1930, S. 33. Dabei verweist Ebermann auf Ulrich Jahn, Volkssagen aus Pommern und Rügen, Stettin 1886, als Quelle für seine Wiedergabe der Sage. In der 3. Auflage von 1943 (S. 69-70) weichen die Formulierungen an drei Stellen ab: "... [...] Unwillig machte sich der Mann auf den scheinbar unnützen Weg zu dem Glockenstuhl empor.Aber wer beschreibt sein Erstaunen, als er in einem Schalloch einen großen Anker vorfand, von dem aus eine schwere eiserne Kette zu einem Schiffe in die Wolken hinaufreichte. [...] Der Anker wurde zum Andenken an das seltsame Ereignis in der Stadt aufgehängt, und nach ihm hat sie ihren jetzigen Namen Angermünde erhalten." (Oskar Ebermann, Sagen der Technik (Dürrs Sammlung deutscher Sagen, Bd. 30), Leipzig: Hegel & Schade 3. Auflage 1943, S. 69-70).] Ebermann gibt, wie schon bei der Sage über das Luftschiff von Rambin die Sagensammlung von Jahn als Quelle an, änderte aber auch hier wieder den Text stark ab. Die Geschichte von Meesiger: Der Ort
Meesiger, was auf das slawische "Mesyggorje"
(ein zwischen zwei Höhen liegender Ort)
zurückgeht, wird erstmals 1230 als
"Mesegorre" erwähnt. Mit einer Urkunde vom
21. März 1255 schenkte Herzog Wartislaw
III. von Pommern-Demmin (1210-17.5.1264)
das Dorf dem Kloster Verchen. Bei einem Vergleich dieser Version der Sage mit der Wiedergabe der Sage von Angermünde durch Heuer/Mätzke zeigen sich große Übereinstimmungen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Im November 1896 begann in den USA das,
was später als die "Luftschiff-Welle" in
die Geschichte der paranormalen Phänomene
eingehen sollte. Am 17. November 1896 wurde
über Sacramento (Calif.) zum ersten Mal
ein "Luftschiff" gesehen. Hunderte von
Personen waren Zeugen des langsamen
Überflugs dieses Objektes über der
Stadt. Weitere Sichtungen folgten am 22. November
erneut in Sacramento, aber auch in San
Francisco. Nach einer Pause wurde das
Luftschiff am 2. Februar 1897 in Hastings
(Nebraska), dann am 5. Februar in Invale
gesehen. Am 16. Februar wurde es in Omaha
schließlich sogar gelandet gesehen. [Blackjax]
Schon bald folgten
Zeitungsberichte, wonach in der aktuellen
"Luftschiffwelle" ebenfalls Anker von den
Luftschiffen herabhingen. So behauptete der
in Iowa lebende Farmer Robert Hibbart, er
habe in der Nacht des 26. März
1897 nicht nur ein Luftschiff
gesehen, sondern von diesem habe an einem
Seil ein Anker herabgehangen. Dieser Anker
habe sich in seinen Kleidern verfangen,
wodurch er mehrere Meter in die Luft gehoben
worden sei, bevor er auf die Erde
zurückfiel. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Literatur Hoogeweg, H., Die Stifter und
Klöster der Provinz Pommern, Bd. 2,
Stettin 1925 Zurück zum Inhaltsverzeichnis |
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