Der Templerorden in Berlin

Dorfkirchen 

von Jörg Dendl
Letztes Update: 14.03.2016

 

1) Tempelhof

In den Jahren von 1200 bis 1210 – genaues ist nicht bekannt - wurde auf dem am Südrand des heutigen Stadtgebiets von Berlin liegenden mittleren Hohen Teltow ein neues Dorf gegründet. Es war die Zeit der Ostsiedlung, während der überall im Osten des Heiligen Römischen Reiches neue Siedlungen entstanden. Der Ort erstreckte sich entlang der Straße, ohne den ansonsten üblichen Anger als Zentrum und Standort der Kirche. Die Kirche errichtete man etwas abseits, allerdings malerisch gelegen zwischen damals vier Seen. Der erste Kirchenbau brannte wohl nach 1240 ab und wurde durch den Bau ersetzt, den wir noch heute kennen.

Dorfkirche Tempelhof - St. Katharinen

Die Tempelkirche St. Katharinen in Berlin-Tempelhof

[Photo: Dendl 2013]

So ist die Kirche St. Katharina heute das letzte Zeugnis für die hier errichtet Komturei der Templer in Berlin. Es handelt sich um die größte Dorfkirche im Berliner Raum mit einer ummauerten Fläche von 235 Quadratmetern. Nach der Ergebnissen der Grabungen von 1952 wurde die Kirche als rechteckiger Saalbau mit einer Apsis errichtet. Vom ursprünglichen Bau ist noch das Rundbogenfenster in der Mitte der Apsis erhalten. Auch sind im Inneren noch die Spuren von vermauerten früheren Fenster zu sehen. Ebenso gehen auch die Spitzbogenportale an den Langseiten der Kirche auf den ursprünglichen Bau der Templer zurück, wie auch das Eingangsportal im Westen. In späterer Zeit gab es mehrere Umbauten, die der Kirche ihre heutige Gestalt gaben.

Von den in Tempelhof ansässigen Templern ist nur einer namentlich bekannt. Es ist der im Jahr 1247 urkundlich erwähnte „magister Hermannus de Templo“ belegt, bei dem davon auszugehen ist, dass er der Komtur von Tempelhof war. Es handelt sich um die Bestätigung einer Schenkungsurkunde durch das Dom-Kapitel von Brandenburg. [Riedel, A. XIII, 316]

Ungeklärt ist bis heute, ob die Komturei der Templer gemeinsam mit dem Dorf eingerichtet wurde, oder ob sie erst später hinzukam, denn erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1288 werden die Templer zum ersten Mal erwähnt. Damals übertrugen die Markgrafen Otto V. der Lange und Albert von Brandenburg mit diesem Dokument das Patronatsrecht der Berliner Kirchen den Templern. Damit hatte der Ritterorden das Recht, bei der Neubesetzung von freigewordenen Pfarrstellen mitzubestimmen und konnte an der Verwaltung des Pfarr- und Kirchenvermögens mitwirken.

Die erste namentliche Erwähnung des Ortes in einer Urkunde geschah erst im Jahr 1290, als der Ritter Jacob von Nybede eine „zwischen Tempelhof und Berlin“ gelegene Ziegelscheune der Klosterkirche der Franziskaner in Berlin schenkte. Nachdem der Templerorden im Jahr 1312 von Papst Clemens V. für aufgelöst erklärt worden war, gelangte auch Tempelhof in den Besitz der Johanniter. Diese verkauften den Ort zusammen mit allen anderen ehemaligen Besitzungen der Templer im Jahr 1435 an Berlin-Cölln.

Literatur

Brecht, C., Das Dorf Tempelhof (Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin, Heft XV), Berlin 1878

Escher, Felix, Tempelhof und die Templersiedlung, in: Christiane Schuchard (Red.), Alte Mitte – Neue Mitte?, Berlin 2012, S. 81-92

Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis, Bd, I (Chronologisches Register zu sämtlichen Bänden), Berlin 1867

 

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