Die Mongolen

Hoffnung der Christen - Feinde Europas

von Jörg Dendl
[Letztes Update: 09. Juni 2004]

 
Inhalt
Fern im Osten 06.05.2004
Dschingis Khan 06.05.2004
Vorstoß nach Westen 06.05.2004
Erfolg in Kleinasien 06.05.2004
Die Hoffnung der Christen 31.05.2004
Die Mongolen in Vorderasien 06.05.2004
Marco Polo und Kubilai Khan 06.05.2004
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Fern im Osten

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatten die Christen in Palästina weitgehend an Boden verloren. Der Islam war erstarkt und konnte endlich nach über 200 Jahren dem Königreich Jerusalem die Stirn bieten. Die Christen waren aller Orten auf dem Rückzug. Jerusalem selbst, nominell noch immer die Hauptstadt des Königreichs Jerusalem, war seit dem Jahr 1244 endgültig im Reichsverband des Ayyubidenreiches integriert und sollte von da an nie wieder in christliche Hand gelangen.

Da erschien eine leise Hoffnung, dass es in der Welt doch noch eine militärische Macht geben könnte, die den Islam niederzwingen könnte. Schon lange kursierten in Europa Gerüchte über ein Reich weit im Osten, im Rücken der islamischen Reiche, dessen Herrscher unter Umständen als Verbündeter der Christen in die Auseinandersetzungen mit dem Islam eingreifen würde. Im 12. Jahrhundert war die Legende von einem christlichen Reich aufgekommen, das von einem gewissen "Priester Johannes" regiert werde. Bischof Otto von Freising, selbst Teilnehmer des gescheiterten Zweiten Kreuzzuges und neben seiner bischöflichen Würde ein mutiger Schlachtenlenker, hatte als erster vom Priester Johannes gesprochen. In der Folgezeit wurde die Existenz dieses Reiches und seines Herrschers zur Gewissheit. Boten wurden ausgesandt, die den Priesterkönig um eine Union und um Waffenhilfe bitten sollten. Doch nie konnte der Kontakt wirklich hergestellt werden; das Wunschdenken hatte eine Legende geschaffen, die jeder Grundlage entbehrte. Wenn aber schon nicht ein christliches Reich im Osten existierte, warum dann nicht versuchen, mit anderen Feinden des Islam Kontakt aufzunehmen? Die Bemühungen der christlichen Herrscher sowie der Päpste zielten weiterhin nach Osten.

Dabei hatte es sich in Zentralasien tatsächlich zu regen begonnen. Die islamischen Reiche hatten an ihren Ostgrenzen immer wieder kriegerischen Auseinandersetzungen mit einem Volk zu bestehen, das sich auf den Weg nach Westen gemacht hatte: den Mongolen.

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Dschingis Khan

Die nomadisch lebenden Mongolen (mongol. Mongghol) gliederten sich in zahlreiche Einzelstämme. Sie stammten, wie auch die Türken, aus den Steppengebieten zwischen dem Baikalsee und dem Altaigebirge. Bei ihrem ersten historischen Auftreten im 10. Jahrhundert verdrängten sie die Hitai nach Süden. Doch auf diese erste Expansion folgte zunächst eine Zeit ohne genaue Nachrichten, in der die einzelnen Stämme untereinander in Kriege verwickelt waren. Am Ende dieser Epoche gelang es Temudschin (mongol. "Schmied"), die Mongolen unter seiner Führung zu einigen. Um das Jahr 1167 als Sohn des Stammesführers Yesukai geboren, machte er sich ab 1202 daran, die Stämme zu einen. In diesem Jahr besiegte er seinen Schwiegervater, den Grosskhan der Mongolen. Im Jahr 1203 warf er den Khan der Tartaren nieder. Nachdem die Macht Temudschins im mit dem Jahr 1206 gesichert war, wurde er zum Khakan ausgerufen und nannte sich von nun an Dschingis Khan.

Unter diesem starken Führer entwickelten die Mongolen den Willen, als Einheit zu handeln. Man glaubte sich von himmlischen Mächten beauftragt, die Welt unter der mongolischen Herrschaft zu einen. Dschingis Khan sicherte seine Herrschaft auch durch Maßnahmen im Inneren. In der "Yassak" ließ er die mongolische Gesetzesüberlieferung sammeln und gab seinem Volk somit ein einheitliches Recht. Darin wurde insbesondere das Privateigentum durch die Androhung von drakonischen Strafen geschützt. Für seine Expansionsbestrebungen benötigte Dschingis Khan eine straff organisierte Armee. Dazu wurde als Grundeinheit des Heeres die Zehnergruppe eingeführt, übergeordnete Einheiten wurden in Vielfachen von zehn gezählt. Die Zehntausendschaft bildete eine selbständige operative Einheit. Die Kerntruppe des Heeres bestand aus berittenen Bogenschützen. Die Stärke dieser gewaltigen Armee lag in der Reitertaktik der Nomadenkrieger. Größter Wert wurde auf die Beweglichkeit der Einheiten gelegt, die es dem Feind kaum möglich machte, den Widerstand aufzubauen. Von entscheidender Bedeutung in der Schlacht war aber auch die legendär werdende Todesverachtung der mongolischen Reiter. Die Disziplin dieser Armee wurde durch harte Maßnahmen aufrechterhalten.

Dschingis Khans Herrschaft war ein einziger Feldzug. Im Jahr 1207 marschierte er mit seiner Armee durch Turkestan. Bis zum Jahr 1211 konnte die mongolische Armee die Uiguren von Turfan, die Tanguten und die Karluken unterwerfen. In diesem Jahr wurde auch der Kampf gegen die Chin aufgenommen. Das für die Chinesen Undenkbare geschah: die Mongolen überwanden die "Große Mauer", seit ihrer Errichtung ein als unüberwindlich geltender Wall gegen den Ansturm der Nomaden. Die chinesische Hauptstadt Yen-king, das heutige Peking, fiel im Jahr 1215. Weite Teile Nordchinas gerieten unter die Herrschaft der Mongolen. Das Jahr 1218 brachte die Vernichtung der Reste des Staates der Kara-Kitai. Im Fernen Osten erreichten Dschingis Khans Eroberungen im Jahr 1219 Korea. Mit der Besetzung West-Turkestans in den Jahren von 1219 bis 1223 rundete Dschingis Khan seine Feldzüge ab. Das Reich der Hwarzmier im Nordiran, das eine starke Bedrohung für das Kalifat von Bagdad gewesen war, wurde ebenfalls erobert. Die mongolischen Heere stießen bis in den Süden der heutigen Ukraine vor, wo Russen und Kumanen besiegt wurden. Durch die Vernichtung des Chinesischen Reiches und des Reiches der Hwarzmier nahm die Legende von der Unbesiegbarkeit der Mongolen ihren Anfang. Dschingis Khan starb am 18. August 1227 im Angesicht von Ninghsia, der Hauptstadt der Tanguten. Unter seinem Sohn Ögödei (GKh. 1229-1241) wurde im Bund mit den Sung im Jahr 1234 das Reich der Chin erobert.

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Vorstoß nach Westen

Zum Zusammenprall mit den Muslimen und den Christen Europas kam es durch die Erweiterung des Mongolenreiches auch nach Westen. In den Jahren von 1236 bis 1241 wurden weite Teile Rußlands erobert. Hier richtete Dschutschi, der älteste Sohn Dschingis Khans, seine Herrschaft auf. Die Russen nannten dieses Reich, das aus dem Heerlager der Mongolen (Ulus) hervorging, Die Goldene Horde. Der Mittelpunkt dieses Reiches war das Mündungsgebiet der Wolga und hatte seine Hauptstadt in Saraj. Der Sohn Dschutschis, Batu Khan, dehnte den Herrschaftsbereich der Goldenen Horde weit nach Westen aus. Die russischen Fürstentümer erlagen in dieser Zeit dem Ansturm der Mongolen. Kiew fiel trotz heldenhafter Verteidigung durch seine Krieger am 6. Dezember 1240. Die Stadt wurde völlig geplündert, wobei unersetzliche Kunstschätze verlorengingen. Danach war Russland eine Provinz der Goldenen Horde und zur Zahlung von Abgaben an den Khan verpflichtet. Im inneren blieben die russischen Fürstentümer allerdings unabhängig. Sie verfolgten ihre eigene Politik und konnten auch ihre eigene Kultur beibehalten.

In den Jahren 1241 und 1242 kam es zu Vorstößen der Goldenen Horde nach Westen, die bis nach Ungarn reichten. Nach der Eroberung Kiews drang ein Teil der Mongolenarmee unter Baidar in Polen ein. Die Städte Sandomir und Krakau wurden geplündert. Dem gewaltigen Ansturm warf sich Heinrich II. der Fromme von Schlesien mit dem polnischen Heer und den Rittern des Deutschen Ordens entgegen. Am 9. April 1241 kam es bei Liegnitz zur Schlacht. Die Polen unterlagen, Heinrich II. fiel in der Schlacht. Aber Baidar nutzte seinen Sieg nicht für einen weiteren Vorstoß. Schlesien wurde verwüstet, dann wandten sich die Mongolen nach Süden und durchquerten Mähren und Ungarn.

Batu Khan selbst war zur gleichen Zeit in Galizien eingedrungen. Die Karpaten wurden im Februar 1241 überschritten, dann drängte das Mongolenheer in die ungarische Tiefebene. Am 11. April 1241 stellte sich König Bela IV. von Ungarn (Kg. 1235-1270) mit seinem Heer den Mongolen entgegen. Seine Niederlage besiegelte das Schicksal Ungarns. Das Land wurde zum Raub der Eroberer.

Das weitere Vordringen der Mongolen in Europa wurde schliesslich durch in der Mongolei selbst ausbrechende Unruhen zum Stehen gebracht. Khan Ögödai starb im Jahr 1241 und Batu Khan wollte es nicht riskieren, der Entscheidung um die Nachfolge fernzubleiben. So kehrten die Mongolen nach Karakorum zurück - Europa war gerettet. Erst nach zehn Jahren der inneren Käpfe konnte sich Mönge Khan (GKh. 1251-1259) als Herrscher aller Mongolen durchsetzen. Nach der Beruhigung der Verhältnisse im Inneren konnte man wieder an Expansion denken. An vorderster Front standen die Brüder Mönges, Kubilai, der die östlichen Provinzen des Reiches erhielt und sich an die endgültige Eroberung Chinas machte, während Hulagu die Herrschaft über Persien übernahm und alsbald nach Westen vorstieß.

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Erfolg in Kleinasien

Während das Vordringen der Mongolen in Europa schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts zum Stehen kam, waren sie im Süden wesentlich erfolgreicher. Der Mongolen-Khan Baitschu drang 1242 in das Reich des Seldschuken-Sultans Kaikhosrau II. (Slt. 1237-1245) ein. Die Stadt Erzurum wurde im Frühjahr erobert. Als sich am 26. Juni 1243 das Heer der Seldschuken den Mongolen entgegenstellte, ging die Schlacht zu Ungunsten der Türken aus. Der Sultan mußte sich unterwerfen und die Herrschaft der Mongolen anerkennen. Somit hatten sie ihre Macht auch über Kleinasien ausgedehnt.

Durch die Niederwerfung des Seldschuken-Sultanats war in erster Linie das das Königreich Kleinarmenien bedroht. Der armenische König Hethum I. (Kg. 1226-1269) zog die einzige mögliche Konsequenz: die bedingungslose Unterwerfung. Das Kapitulationsangebot unterbreitete der auch als Chronist bekannte armenische Konstabler Smpad dem Großkhan. Und aus Samarkand sandte er im Jahr 1248 einen Brief nach Zypern, in dem er als Augenzeuge von den durch die Mongolen angerichteten Zerstörungen berichtete. So beeindruckt, machte sich Hethum I. im Jahr 1254 selbst auf die Reise nach Karakorum, wo Mönge Khan mit dem Armenier eine Allianz schloß. So hatte der armenische König die Vernichtung seines Reiches verhindern können. Es war nun zwar nur ein Teil des mongolischen Reiches, aber die Armenier blieben unbehelligt. Hethum I. versprach den Mongolen Hilfe bei ihrem geplanten Vorgehen gegen Vorderasien. Die armenische Kirche rechnete sich darüber hinaus gute Chancen einer Bekehrung der Mongolen zum Christentum aus. Doquz Khatun, die Frau des Khans, war eine nestorianische Christin. Als Aleppo von den Mongolen belagert wurde, standen die Armenier als treue Helfer an ihrer Seite.

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Die Hoffnung der Christen

Nicht nur in Kleinarmenien setzte man die Hoffnungen auf eine Bekehrung der Mongolen. Diese waren zwar keine Christen, aber auch keine Anhänger des Islam. Bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts hingen sie ihrer alten schamanistischen Religion an. Daneben wußte man aber an der päpstlichen Kurie, dass innerhalb der mongolischen Aristokratie der Einfluß des nestorianischen Christentums nicht unerheblich war. Es gab sogar ganze Stämme der Mongolen, die dieser Lehre anhingen. Damit wurde die Hoffnung genährt, es könne möglich sein, die Mongolen als Ganzes zum Christentum zu bekehren.

Papst Innozenz IV. (PM 1243-1254) berief im Jahr 1245 einen Kongress nach Lyon ein, auf dem auch beraten wurde, wie Europa einer erneuten Invasion der Mongolen begegnen sollte. Als vordringliche Massnahme wurde die Aufnahme von Friedensverhandlungen angesehen und es sollten Verträge mit dem asiatischen Volk abgeschlossen werden. Dabei wurde die Absicht nicht ausser Acht gelassen, die Mongolen zum Christentum zu bekehren, um so - bei entsprechender politischer Beeinflussung - Verbündete im Kampf gegen den Islam zu gwinnen.

Um die Verhandlungen aufzunehmen, aber auch die Mission zu beginnen, wählte der Papst den Franziskaner Giovanni de Plano Carpini (auch: Johannes von Piano del Carpine). Dieser war im Jahr 1221 zur Mission ins Deutsche Reich gesandt worden, hatte im Rheinland und in Sachsen Klöster gegründet und den Franziskanerorden organisiert. Seit 1228 leitete er die Ordensprovinzen Teutonia und dann Saxonia seines Ordens. Papst Innozenz IV. erteilte dem 63jährigen den Auftrag, in der Ukraine unter den Ruthenen und Mongolen zu missionieren sowie zum Großkhan der Mongolen zu reisen, um diesen zu einem gemeinsamen Kampf gegen die islamischen Herrscher des Nahen Ostens zu gewinnen.

Im April 1245 verließ Johannes Lyon in Begleitung des polnischen Franziskaners Benedikt und machte sich auf eine fünfzehnmonatige Reise in den Fernen Osten. Über Prag reiste er nach Polen, durchquerte die russische Steppe und gelangte so nach Kiew, das zu dieser Zeit von den Mongolen besetzt war. Hier traf der Mönch die ersten Mongolen, die ihn an den Dnjepr eskortierten, wo sich das Lager von Batu, dem Gouverneur des Khanats der Goldenen Horde befand. Dieser erlaubte ihm die Weiterreise nach Karakorum. Der weitere Weg führte von der Wolga an den Aralsee, dann wurde der Syrdarja überwunden und es folgte die Reise entlang den nördlichen Ausläufern des Tien-Schan-Gebirges. Nach der Durchquerung der Halbwüste von Zungaria gelangte Giovanni in der Hauptstadt des Großkhans an.

Erst im November 1246, nach einer Wartezeit von vier Monaten in der Zeltstadt der Mongolen, gewährte der neu gewählte Großkhan Guyuk (GKh. 146-1248) dem Franziskaner eine Audienz. Doch seine Mission mißlang gründlich. Großkhan Guyuk, in seiner eigenen Machtfülle den Papst nicht als Herrscher entsprechenden Einflusses anerkennend, forderte seinerseits die Unterwerfung des Papstes. So mußte Johannes unverrichteter Dinge heimreisen. Doch brachte er wichtige Nachrichten mit nach Europa. Er ließ den Papst wissen, die Mongolen seien allein auf Eroberungen aus. Die Erfahrungen seiner Reise legte er in dem Werk "Historia Mongolarum" nieder, die ein anschauliches Bild der mongolischen Soldaten seiner Zeit liefert:

"Alle mußten im Besitz folgender Waffen sein: zwei bis drei Bögen, oder ein guter Bogen, drei große Köcher gefüllt mit Pfeilen, eine Axt und Seile, um Kriegsmaschinen zu ziehen. Die Reichen besaßen Schwerter, die am Ende spitz, aber nur auf einer Seite scharf und etwas gebogen waren, und gepanzerte Pferde. Die Reiter trugen Helme und Panzer, ihre Beine waren bedeckt. Einige der Reiter trugen Lanzen, an deren Schaft sich ein Haken befand, mit dem sie, wenn ihnen die Gelegenheit geboten wurde, einen Mann aus dem Sattel heben konnten. Die Köpfe der Pfeile waren, wie ein zweischneidiges Schwert, auf beiden Seiten scharf."

Zum Lohn für seine Mühen wurde Giovanni zum Erzbischof von Antivari (h.: Bar) ernannt, wo er am 1. August 1252 starb.

Papst Innozenz IV. gab seine Bemühungen nicht auf. Der nächste Gesandte, den er nach Osten schickte, war der Dominikaner Ascelinus. Sein Weg führte lediglich bis Täbris. Dort traf er mit dem mongolischen Herrscher Baitschu zusammen. Dieser war einer Zusammenarbeit mit den Christen nicht abgeneigt. Seinem geplanten Feldzug gegen Bagdad hätte ein Kreuzzug nur genützt. Zusammen mit Ascelinus reisten zwei mongolische Gesandte nach Rom. Sie verblieben zwar ein Jahr in der Heiligen Stadt, doch hatten die Verhandlungen kein Ergebnis. Der Papst schickte sie im Jahr 1248 wieder an Baitschu zurück, ungehalten darüber, daß nichts für das angestrebte Bündnis getan worden war.

Als am 24. April 1254 König Ludwig IX. der Heilige (Kg. 1226-1270) von Frankreich nach dem Scheitern des von ihm betriebenen 7. Kreuzzugs das Heilige Land verließ, hatte er zuvor den Versuch gemacht, mit den Mongolen Kontakt aufzunehmen. Zwei Nestorianer hatten dem französischen König einen Brief übergeben, in dem von der Sympathie des Großkhans für das Christentum gesprochen wurde. Auf Geheiß des französischen Königs machten sich daraufhin im Jahr 1249 der Dominikaner Andreas von Longjumeau und dessen Bruder auf die Reise. Sie nahmen Reliquien und eine tragbare Kapelle mit, die sie dem bekehrten Khan überreichen wollten. Von den Mongolen wurden sie nach Karakorum geleitet. Bei ihrem Eintreffen war Großkhan Guyuk tot und Oghul Kaimisch (Reg. 1248-1251), seine Witwe, hatte die Regentschaft übernommen. Sie sah die Geschenke als Tribut an. Eine militärische Intervention der Mongolen zugunsten der Christen war durch die herrschenden Thronwirren nicht möglich. Der Brief der Regentin, den Andreas nach drei Jahren Reise König Ludwig IX. übergab, erzürnte diesen. Darin verlangte die Regentin von ihrem "Untertan" nun jedes Jahr solche Geschenke. Der französische König war empört, hoffte aber weiter auf die Möglichkeit eines Bündnisses mit den Mongolen.

Noch ein weiterer Geistlicher machte sich auf die weite Reise ins Reich der Großkhane. Vom Heiligen Land aus brach im Jahr 1253 der Franziskaner Wilhelm von Rubroek, ein geborener Flame, nach Osten auf. Hatten seine Vorgänger auch immer politische Verhandlungen im Auge gehabt, so verzichtete Wilhelm völlig auf diesen Aspekt. Allein die Mission bestimmte sein Handeln. Da aber sein Empfehlungsschreiben falsch übersetzt wurde, hielten es die Mongolen für ein Allianzangebot. Und so reichte man den Mönch immer weiter, bis er schließlich in Karakorum am Hof Mönge Khans eintraf. Das "Allianzangebot" wollte der Großkhan gerne annehmen, aber unter der Bedingung, daß König Ludwig IX. sich ihm unterwarf. Dies war natürlich unannehmbar. Im Jahr 1255 langte Wilhelm wieder im Heiligen Land an. In Akkon schrieb er einen ausführlichen Bericht ("Reise durch das Reich der Mongolenm") über seine Reise.

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Die Mongolen in Vorderasien

Die Mongolen verfolgten ihre eigenen Pläne im Westen. Mönge Khan setzte schließlich 120.000 Mann in Marsch. Der Oxus wurde im Januar 1256 überschritten. Das erste Ziel der Unternehmung, die sorgfältig vorbereitet wurde, war die Vernichtung der Assassinen. Unter dem Druck der Belagerung der Festung Alamut unterwarf sich der Großmeister der Assassinen, Rukn ed-Din den Mongolen. Alamut wurde gestürmt, als sich der Befehlshaber der Burg weigerte zu kapitulieren. Die Mongolen hielten ein fürchterliches Strafgericht. Bis zum Ende des folgenden Jahres waren die Assassinen in Persien ausgerottet.

Der Höhepunkt dieses gewaltigen Feldzuges war die Eroberung von Bagdad am 10. Februar 1258. Der letzte abbasidische Kalif, al-Mustasim (Klf. 1242-1258), wurde unter einem Teppich erstickt. Mönge Khan hielt sich nicht auf. Bis zum Jahr 1260 hatte er das obere Mesopotamien unterworfen. Der weitere Weg sollte ihn bis nach Ägypten führen. In den Jahren 1259/60 wurden Damaskus und Aleppo erobert, beides mit armenischer Unterstützung. Hugalu wagte es sogar, den Mamluken-Sultan zur Unterwerfung aufzufordern.

Die Herrscher der in Palästina verbliebenen Kreuzfahrerstaaten konnten sich zu keiner einheitlichen Haltung gegenüber den Mongolen verständigen. Einerseits brach man alle diplomatischen Verbindungen mit Armenien ab, wollte aber auch nicht die Mongolen selbst reizen. So verstießen Johann von Jaffa und Julian von Sidon ihre armenischen Frauen. Andererseits bot sich ein Bündnis mit den ebenfalls durch die Mongolen bedrohten Ayuibiden Ägyptens an, das man aber aus ideologischen Gründen nicht eingehen wollte. Der Meister des Deutschen Ordens rief schließlich zum Verzicht auf ein militärisches Vorgehen gegen die Mongolen auf. Die Reiterhorden machten sich zum Vorstoß nach Süden bereit.

Der mongolische Vorstoß nach Ägypten scheiterte am Heer der Mamluken. Sultan Saif-ed-Din Kutuz (Slt. 1259-1260) hatte sich zu einer offensiven Vorgehensweise entschlossen. Vergeblich bemühte er sich darum, die christlichen Herrscher zu einem Bündnis zu bewegen, doch diese lehnten dieses Ansinnen unter dem Einfluß des Großmeisters des Deutschen Ritterordens ab, gewährten den mamlukischen Truppen aber einen unbehelligten Durchzug.

Bei Ain Dschalut in Galiläa stellte sich am 2. September 1260 den mongolischen Reitern das Mamlukenheer entgegen. Die Mamluken siegten in der Schlacht, der Islam war gerettet, die Gefahr vorbei, die Hoffnung der Christen zerstoben. Im Osten nahmen die Mongolen den Buddhismus an, im Westen den Islam.

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Marco Polo und Kubilai Khan

Weit im Osten vollendete in dieser Zeit Kubilai Khan (GKh. 1260-1294) dei Eroberung Chinas. Er wandte sich gegen die ehemaligen Verbündeten, die Sung. Die chinesische Hauptstadt wurde allerdings erst nach langen Kämpfen im Jahr 1276 erobert. Mit der endgültigen Vernichtung der Sung im Jahr 1278 war ganz China in der Hand Kubilais vereinigt und er begründete als Fremdherrscher die neue Dynastie Yüan, die das Reich der Mitte bis zum Jahr 1368 beherrschen sollte. Kubilai verließ die alte Hauptstadt Karakorum und machte Peking (Hanbaligh) zu seiner neuen Hauptstadt.

Als die Franziskaner und Dominikaner ihre Missionsreisen zu den Mongolen unternahmen, war der bekannteste China-Reisende des Mittelalters noch nicht geboren. Im Jahr 1254 erblickte in Venedig der Kaufmannssohn Marco Polo das Licht der Welt. Im Alter von 17 Jahren (1271) reiste er zusammen mit seinem Vater Nicolò und seinem Bruder Maffeo nach Osten. Die Reise führte zunächst nach Bagdad, dann über den Persischen Golf nach Hormus, durch den Iran, zum oberen Oxus und schließlich durch den Pamir am See Lop-nor vorbei bis nach Nordchina. Marco Polo nannte dieses Land "Kathai", die Hauptstadt Peking "Kambaluk". Am Hofe Kubilais zu Ansehen gelangt, konnte Maco Polo ausgedehnte Reisen in dessen Reich unternehmen. Schließlich machte sich der Venezianer im Jahr 1292 wieder auf den Rückweg. 1295 traf er wieder in Venedig ein. Aber erst in genuesischer Kriegsgefangenschaft (September 1298 bis 1299) diktierte er einem seiner Mitgefangenen seine berühmte Reisebeschreibung.

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