Atlantis und XochicalcoEin Kommentar zu einem Artikel von Augustus Le Plongeonvon Jörg Dendl[Update: 03. Oktober 2006] |
Inhalt | |
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1. Zusammenfassung | 06.05.2004 |
2. Das Leben Le Plongeons | 06.05.2004 |
3. Le Plongeons Artikel | 06.05.2004 |
Kommentar | 06.05.2004 |
Schluss | 06.05.2004 |
Literatur | 06.05.2004 |
Links | 06.05.2004 |
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Zusammenfassung
Am 10. März 1901 veröffentlichte die amerikanische Zeitschrift New York Herald einen kurzen Artikel, in dem der französische Autor und Maya-Forscher Augustus LePlongeon nachzuweisen versuchte, dass sich an der Pyramide von Xochicalco (Mexico) Reliefdarstellungen und Hieroglyphen-Texte befinden, durch die Platons Schilderung vom Untergang der Insel Atlantis bestätigt werden. Eine eingehende Analyse der Argumentation des Autors zeigt die Schwächen dieser These auf. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Das Leben Le Plongeons Augustus LePlongeon ist zweifellos einer der
originellsten Atlantis-Forscher überhaupt. Er
erarbeitete seine Thesen nicht allein am
Schreibtisch, sondern betrieb ausgedehnte
archäologische Feldstudien, bei denen er sich
als Ausgräber und Entdeckter versunkener
Maya-Stätten einen Namen machte. Die Ergebnisse
dieser Forschungen stellte er in mehreren
Büchern dar, die allerdings schon längst
weitgehend dem Vergessen anheim gefallen sind.
Daneben verfasste er noch Zeitschriftenartikel, wie
den hier vorgestellten, der am 10.März 1901 im
New York Herald erschien. Um die Intentionen
und Voraussetzungen des Autors für die hier
vorgestellte Deutung der Hieroglyphentexte an der
Pyramide von Xochicalco verständlich zu machen,
soll hier zunächst ein knapper Überblick
über Leben und Werk LePlongeons gegeben werden.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Die Pyramide von Xochicalco erzählt die Geschichte des verlorenen Kontinents Atlantis
I. Die Pyramide von Xochicalco, in einer Höhe von 5395 Fuß [ca. 1645 m; JD] über dem Meer süd-südwestlich der Stadt Cuernavaca und 4 ½ Meilen [ca. 7,3 km; JD] von dem Indianderdorf Tetlama entfernt gelegen, ist, wenn nicht eines der ältesten von Menschen errichteten Bauwerke, letztendlich eines der wichtigsten der Geschichte der Menschheit unter den modernen christlichen und mohammedanischen Kulturnationen. Dieses Bauwerk ist ein auf Stein geschriebener Bericht über die furchtbare Katastrophe, die den Untergang und die Zerstörung des Landes Mu (Platons Atlantis) mitsamt seiner Bevölkerung von 64.000.000 Menschen vor 11.500 Jahren auslöste. Kommentar I II. Vor einigen Wochen erhielt ich von Mr. C. V. Collins, einem Manager des in Minneapolis (Minn.) erscheinenden "Northwestern Agriculturist", freundlicherweise einige Photographien von antiken Bauwerken in Mexiko, von wo er kürzlich zurückkehrte, und über die er in einigen westlichen Städten las. Unter diesen Photographien waren einige der Südseite der Pyramide von Xochicalco.Kommentar II III. Seit mehr als einem Jahrhundert wurde diese Pyramide von weltberühmten europäischen Gelehrten besucht und beschrieben, wie Alexander von Humboldt und in unserer Zeit von Méhédin, dem Mitglied der wissenschaftlichen französischen Kommission in Mexiko; Dr. Seler aus Berlin; Dr. Antonio Peñafiel aus Mexiko und anderen. Vor diesen schrieb der mexikanische Mönch Vater José Antonio Alzate, ein gelehrter Physiker und Astronom, nach einem Besuch der berühmten Ruinen eine Beschreibung, die 1787 in Mexiko veröffentlicht wurde und versuchte eine Restaurierung des Monuments. Ebenso verfaßte Captain Dupaix im Jahre 1807 eine Beschreibung auf Befehl des spanischen Königs. (veröffentlicht in Kingsboroughs großem Werk Mexican Antiquities, Vol. V, S. 222) Befremdlich wie es erscheinen mag, hat keiner dieser Wissenschaftler jemals an dem Zweck gezweifelt, den die Erbauer im Sinn hatten, als sie diese Bauten errichteten. Deshalb blieb ihnen deren große historische und wissenschaftliche Bedeutung unbekannt. Humboldt sah darin eine militärische Befestigung und Dupaix scheint der gleichen Ansicht gewesen zu sein. Es war aber beiden unmöglich, die Natur der Bildwerke zu entschlüsseln, die die Gebäude schmücken. Humboldt sah in ihnen wasserspeiende Krokodile; Dupaix Blumengirlanden, Früchte, Tiere und andere mysteriöse Objekte, er war nicht in der Lage, die Bedeutung des Ganzen auszumachen. Eine kurze Beschreibung, entnommen den Berichten dieser beiden Autoren, die diese Monumente vor einem Jahrhundert besuchten, mag hier nicht am falschen Platz sein. Kommentar III IV. Die Gebäude stehen auf einem
isolierten natürlichen Hügel von 117 m
Höhe, der durch Menschenhand in fünf
Terrassen aufgeteilt wurde, um eine
stufenförmige, viereckige Pyramide zu bilden,
deren Seiten nach den Kardinalpunkten ausgerichtet
sind. Die Orientierung ist perfekt. Die Seiten sind
von Mauern aus Porphyrsteinen verdeckt, die perfekt
quadratisch zugehauenen sind und Bahnen von
größter Regelmäßigkeit bilden,
bedeckt mit Hieroglyphen und rot bemalt. V. Im Zentrum des Hügels befinden
sich von Menschenhand geschaffene Galerien und
Kammern, deren Eingang sich auf der Nordseite
befindet. Es gibt kaum Zweifel daran, dass dort die
Steine gebrochen wurden, die für die Errichtung
des Gebäudes benötigt wurden. VI. Die Sprache, die in den Inschriften gebraucht wird, die den Bericht über die Katastrophe wiedergegeben, ist die der Maya, und die Schrift, ebenso die der Maya, ist zu einem Teil alphabetisch, zum anderen Teil syllabisch, zum Teil auch bildlich und symbolisch, aber trotzdem leicht zu interpretieren für den, der den Schlüssel besitzt. Kommentar VI VII. Die Übersetzung einiger der Hieroglyphen wird fürs erste ausreichen, um den Zweck zu zeigen, den die Erbauer im Auge hatten, als sie das Gebäude konstruierten. Wer waren sie? Welcher Rasse gehörten sie an? Mit den uns heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ist es unmöglich, Vermutungen anzustellen. Es ist sicher, dass sie keine Maya waren, obwohl sie die Sprache der Maya, ihr Alphabet und ihre Symbole verwendeten. Die in den Skulpturen dargestellten Personen haben künstlich verformte Schädel und sitzen mit gekreuzten Beinen. Die Maya veränderten nie die Form ihrer Köpfe durch künstliche Mitte und sie saßen sehr selten, wenn überhaupt, mit gekreuzten Beinen. Kommentar VII VIII. Es ist erstaunlich, dass die
gelehrten Männer, die die Pyramide von
Xochicalco besucht und beschrieben haben, nie darauf
kamen, dass; es sich um ein Mausoleum handelte, das
zur Erinnerung an ein großes und
fürchterliches Ereignis errichtet wurde. Ein
Blick auf die Haltung der an den Mauern
dargestellten Personen sollte ihnen gezeigt haben,
dass; sie einen Ausdruck des Grauens zeigen; denn
die antiken Menschen zeigten ihre Gefühle durch
die gleichen instinktiven Bewegungen wie die
modernen Menschen. IX. Auf der zwölften Seite der Einleitung meines Buches "Sacred Mysteries", das heute nicht mehr in Druck ist, findet sich das von mir gefundene Maya-Alphabet Seite an Seite mit dem ägyptischen hieratischen Alphabet. Dort ist zu sehen, dass das Zeichen eines der Zeichen für unseren Buchstaben H ist, und der Maya-Buchstabe mit unserem U übereinstimmt. Zusammen ergeben diese das Maya-Wort huu (Zerstörung), ein Wort, das auch der Stamm aller Vokabeln ist, die Zerstörung bedeuten. (s.a J.P. Parez, Maya Dictionary) Unter diesem Wort findet man Zeichen, deren Bedeutung "Land im Atlantischen Ozean" ist. Ich möchte dies erläutern: Folgt man der östlichen Küstenlinie des amerikanischen Kontinents von Neufundland bis zum Nordende des Cape Saint Roque in Brasilien, hat man exakt das Mayasymbol , das im Troano-Manuskript wiederholt in Verbindung mit dem Land Mu auftritt.
X. Ebenso fragte man sich bei der Schlange, die Humboldt für eine wasserspeiendes Krokodil hielt, und deren Wellenform Dupaix als Blumengirlande ansah, der seine Idee vom mexikanischen Namen Xochicalco (das Haus der Blumen) ableitete, was diese tatsächlich darstellt. Wiederum ist es der Ozean, die See, die nach dem Erdbeben alles umschloss. Die Schlange unterscheidet sich von der in den Inschriften, Büchern und Malereien als Symbol des Landes auftretenden, da sie keine Flügel und keinen Pfeil am Schwanz hat, ebensowenig ist die das Symbol des Königs, da sie keinen Federmantel und keine Klapper am Schwanzende hat. Aber es handelt sich bei ihr, wie die Inschrift unter den Zeichen, die ich soeben erklärt habe, uns berichtet, um Canah, die mächtige Schlange des Ozeans, die See, deren Symbol im Troano-Manuskript immer ein Schlangenkopf ist. Kommentar X XI. Auf der Leiste sind ebenfalls mehrere mit gekreuzten Beinen sitzende Figuren zu sehen, deren eine Hand auf dem Land Mu ruht. Ausserdem sind bei ihnen diese anderen Zeichen , ma, das Land und
Erdbeben. XII. Mangel an Platz verhindert eine Interpretation einer größeren Anzahl von Hieroglyphen, aber anderswo wird dies sicherlich möglich sein; inzwischen reichten die wenigen hier übersetzten Zeichen aus, um zu zeigen, dass die Pyramide errichtet wurde, um an die grosse Katastrophe zu erinnern, die am Tag 13 Chuen im Maya-Monat Zac im Jahr Kan stattfand, was unserem 7. Februar entspricht, was ebenso im Troano-Manuskript und im Codex Cortesianus berichtet wird. Kommentar XII XIII. Dies ist dann der fünfte und wichtigste der Berichte in Maya-Sprache über die Katastrophe, die in der erschreckenden Tradition der Flut bei den Christen, Juden und Mohammedanern nachklingt, in deren heiligen Büchern die Erzählung bewahrt ist. Kommentar XIII [New York Herald, 10.03.1901, S. XXX] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Kommentar: I. Wenn Le Plongeon in der Einleitung zu seinem Artikel zu bedenken gibt, die Pyramide von Xochicalco könne "... eines der ältesten von Menschen errichteten Bauwerke ..." sein, dann ist darauf zu verweisen, dass er schon früher ein Gebäude in Uxmal als das älteste bekannte Bauwerk der Welt eingestuft hatte. [Le Plongeon, 1886, S. 41] Er ordnete es der Zeit um 9600 v. Chr. zu, in der seinen Berechnungen nach die Insel Atlantis versank. Durch den an der Pyramide von Xochicalco "... steingewordenen Bericht über die furchtbare Katastrophe ...", in der Atlantis versank, sieht Le Plongeon den Bericht ergänzt und bestätigt, den er aus den Glyphen des Troano-Codex herausgelesen hatte. Am Ende des Artikels kommt er wieder darauf zurück. (siehe hierzu Abschnitt XIII) dieses Kommentars. Text II. Für seine Analyse lagen Le Plongeon nach seinen Worten Photos der Reliefs auf der Südseite der Pyramide vor. Er gibt nicht an, wieviele Bilder es waren. Einen ungefähren Eindruck vermittelt das dem Artikel beigefügte Bild, das allerdings nur von geringer Druckqualität ist und somit dem Leser keine Hilfe ist. Dazu kommt der Umstand, dass dieses Bild zwar eine der auch im Artikel erwähnte im Relief dargestellten Personen zeigt, aber nicht die gedeutete Glyphen-Gruppe. Die dem Artikel beigefügten Zeichnungen lassen auch keinen direkten Schluss auf die Anordnung der Zeichen im Relief zu. Beim Vergleich mit modernen Photographien des gleichen Reliefsabschnitts läßt sich erkennen, dass sich die einzige Glyphengruppe, die Le Plongeon in seinem Artikel auflöst, außerhalb des abgedruckten Bildausschnitts findet. [Siehe die Abb. bei Prem/Dykerhoff, 1986, S. 80-81] Dem Leser des Jahres 1901 war somit kein Material an die Hand gegeben, das es ihm ermöglicht hätte, die Gedankengänge des Autors nachzuvollziehen. Text III. Le Plongeon hatte sich in Vorbereitung seines Artikels anhand der ihm vorliegenden Forschungsliteratur seiner Zeit über die Verhältnisse in Xochicalco sachkundig gemacht. Dabei zeigt sich der zu seiner Zeit noch sehr unzureichende Kenntnisstand. Zwar erwähnt er die seinerzeit wirkenden Gelehrten Mehedin, Eduard Seler und Antonio Peñafiel, geht aber nicht weiter auf sie ein. In seiner Darstellung stützt er sich einerseits ausdrücklich auf Guillaume Dupaix. Das umfangreiche Werk dieses Forschers mit dem Titel "Antiquités mexicaines" erschien im Jahr 1844 und enthält nur wenige Informationen über Xochicalco. Insbesondere der dort publizierte Stich der Pyramide ist durch die nicht der Realität entsprechenden Wiedergabe der Reliefs unbrauchbar. [Dupaix, 1844, Tafel XXXI, Text Tome I, Premiére Partie, S. 15] Die Beschränkung auf die Arbeiten Alexander von Humboldts und Dupaix´ bei der Beschreibung der Einzelheiten ergab sich möglicherweise daraus, dass Le Plongeon nur deren Werke für seinen Überblick zur Verfügung standen. Text IV. Die Hauptanlagen von Xochicalco
erstrecken sich auf einem 130 m hohen Hügel,
neben dem ein weiterer Hügel namens Coatzin
liegt, auf dem sich einige weitere Ruinen befinden.
Der gesamte Hügel von Xochicalco wurde durch
den Bau von Terrassen umgestaltet. Bis zu fünf
solcher Terrassen sind an verschiedenen Punkten zu
erkennen. Eduardo Noguera schreibt darüber:
"Diese Anlage hat eine derartige Größe,
dass sie einer gigantischen Treppe aus Terrassen
gleicht, die zu der breiten Plattform
hinaufführt, auf der die höheren Monumente
errichtet wurden." [Noguera, 1961,
S. 30] Diese gewaltige Anlage ist gekrönt von
der Pyramide oder Tempelplattform, die mit ihren
Seiten nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet
ist. V. Die von Norden her zugänglichen unterirdischen Anlagen, die Le Plongeon im folgenden anspricht, sind heute als "Los Amates" bekannt. Der Zugang liegt etwa 30 m unterhalb der Pyramide. Im Inneren des Berges sind auf diese Weise zahlreiche Räume zugänglich. Es handelt sich um natürliche Höhlen, so Eduardo Noguera, die von den Erbauern der Anlagen für ihre Zwecke ausgebaut wurden. Neben diesen unterirdischen Anlagen existieren noch weitere, die allerdings heutzutage nur schwer zugänglich sind. [Noguera, 1961, S. 49-50] Wenn Le Plongeon die Ansicht äußert, in diesen Höhlen seien die Steine zum Bau der Gebäude darüber gebrochen worden, so bleibt bisher unbelegt, wie er zu dieser Ansicht kam. Völlig unwahrscheinlich ist nicht, dass beim Ausbau der Höhlen Material anfiel, das weitere Verwendung fand. Der Kern der Pyramide wurde allerdings aus Flußsteinen aufgeführt, während die äußere Verkleidung aus Porphyr besteht. [So nach Noguera, 1961, S. 33; nach Krickeberg, 1966, S. 419, Andesit.] Jedenfalls sieht Le Plongeon seine Überlegungen durch die Art der Bausteingewinnung gestützt, denn im Dialog "Kritias" heißt es: "Die Steine [zum Bau der gebäude der Metropolis von Atlantis; JD] ... wurden unter der in der Mitte liegenden Insel und unter der Innen- und Außenseite der Gürtel gehauen ..." [Krit 116a (Übers. Schleiermacher/Müller, Bd. 5, S. 226)] Die Parallelisierung der Anlage von Xochicalco mit der Bebauung der Mittelinsel der Metropolis von Atlantis entpuppt sich bei einem Vergleich der Beschreibung Platons mit dem Grundrißplan Xochicalcos als unhaltbar. Das Ensemble aus Königspalast, Tempel, Heiligem Hain und Bädern findet sich in Xochicalco nicht. [Krit 116c-117e] Text VI. Die von ihm betrachteten Inschriften an der Pyramide sieht Le Plongeon als in Schrift und Sprache der Maya abgefaßt an. Doch die späteren Forschungen zeigten, dass dies so nicht zutrifft. Viele verschiedene Schriftsysteme und Darstellungsformen der mexikanischen Völker geben sich in Xochicalco, und auch an der Pyramide, ein Stelldichein. Der Grund hierfür liegt wohl in dem Umstand, dass die Stadt zu ihrer Blütezeit einen Kreuzungspunkt wichtiger Straßen von den Kulturzentren im Norden zu den weiter südllich liegenden bildete. So wurde Xochicalco zu einem wichtigen Handelszentrum. Der Name und die Sprache des Volkes, das diese Stadt erbaute, ist bis heute unbekannt, ebenso dessen Geschichte. Fest steht nur, dass Xochicalco im 9. oder 10. Jahrhundert seinen Anfang nahm. Es gibt unverkennbar Einflüsse der Maya-Kultur, aber auch anderer Kulturen. Einige Hierogylphen der Maya, ebenso Zahlen, aber auch Zahlen im Stil der Zapoteken finden sich an der Pyramide. In den Inschriften auf dem oberen Reliefband der Plattform zeigen sich bei den Schriftzeichen Einflüsse der Tolteken und der Nahuatl-Sprache. [Noguera, 1961, S. 41] Text VII. Was Le Plongeon zu dem Brauch schreibt, mit gekreuzten Beinen zu sitzen, wird von anderen Maya-Darstellungen nicht bestätigt. Personen, die ebenso sitzen, sind in Piedras Negras, in Yaxchilan und in Palenque dargestellt. Auch auf Keramiken der späten Klassischen Periode (600-900 n. Chr.) und auf den Malereien von Bonampak ist diese Art zu sitzen dargestellt. Hunter verweist sogar auf Xochicalco als eines der repräsentativen Beispiele für die Darstellung von Personen, die mit gekreuzten Beinen sitzen. [Hunter, 1986, S. 104] Auch die verformten Schädel sind eher ein Zeichen für Einflüsse der Maya-Kultur, denn die künstliche Deformation des Schädels "... ist eine Sitte, die sich gleichfalls bei den Maya bis in postklassische Zeit erhalten hat", schreibt Wilfried Westphal. [Westphal, 1986, S. 45] Beide Argumente, die Le Plongeon gegen die Maya anführt, sind also nicht stichhaltig. Text
damit die beiden voneinander abgewandten Spiralen gemeint sind, die unter dem schon genannten Zeichen gegeneinander gestellt sind. (B) Der Autor hat hier bei seiner Interpretation den Umstand schlicht unterschlagen, dass dieses Zeichen hier doppelt vorkommt. Nach seiner eigenen Glyphenliste, in der er das Zeichen kopfüber abbildete, ist die Stellung des Zeichens unwichtig. Was ist aber mit der Doppelung? Dazu gibt es keine Ausführung. [In Le Plongeon, ²1900, S. LIX, hatte er die Krümme als von einem Vulkan aufsteigenden Rauch gedeutet.] Der unterste Teil des Zeichens ist schnell identifiziert. Die Mitte bildet eine "Kartusche" mit einem Zeichen darin (C), links und rechts von dieser finden sich die beiden eben besprochenen nach außen zeigenden Krümmen. Diese beiden Krümmen fügt Le Plongeon in seinen weiteren Ausführungen zu dem wannenartigen Zeichen zusammen, das er in seiner Liste unter dem Buchstaben "U" anführt (ebenso wie die Krümmen!). Wie sehr die Phantasie bei der Interpretation dieses Teils der Glyphe eine Rolle spielt, zeigt der Verweis auf die Küste Amerikas "... von Neufundland bis zum Nordende des Cape Saint Roque in Brasilien ..." als Vorbild für dieses Zeichen. Schon in seinem Buch "Queen Móo" hatte er dieses Zeichen mit diesem Küstenabschnitt gleichgesetzt. [Le Plongeon, ²1900, S. LIX] Ein Blick auf eine Karte des betreffenden Küstenstreifens zeigt einen wesentlich komplizierteren Küstenverlauf, der auch bei gröbster Vereinfachung einen anderen Charakter hat, als das von Le Plongeon besprochene Zeichen. Bei einem genauen Vergleich der Wiedergabe dieses Zeichens durch Le Plongeon und auf einem modernen Photo zeigt sich seine große Willkür noch deutlicher. Zu erkennen ist, dass tatsächlich unter den beiden Krümmen noch ein waagerechter Strich und vier Kreise vorhanden sind. (D) Diese vier Kreise erwähnt der Autor nicht. Es stellt sich heraus, dass offensichtlich der Strich und die vier Kreise zusammengehören und das Zeichen für die Zahlen "5" und "4" also zusammen "9" ergeben. Die beiden Krümmen gehören nicht mit dem Strich zusammen, was die Photographie deutlich zeigt. Die "Kartusche" selbst ist nach Le Plongeon ein eigenes Zeichen, denn das Rechteck repräsentiert nach seiner Liste die Buchstaben "B" und "P" oder das Wort "balcah" ("Das Land und seine Bewohner"). Die Kartusche hat aber tatsächlich nur die Funktion, das umschlossene Zeichen abzugrenzen. Es bleibt noch, das in der "Kartusche" befindliche Zeichen zu betrachten. Le Plongeon sieht hier "ein Gesicht mit offenem Mund und die Kruppe eines Tieres". Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Glyphe, die in der Maya-Forschung den spanischen Namen "ojo de reptil" (Repitilienauge) erhalten hat. [Prem, 1974, S. 355; Caso, 1962, S. 53] Auf den Le Plongeon vorliegenden Photos war dieses Detail offensichtlich nicht sehr gut zu erkennen. Wie er allerdings zur Deutung der von ihm gesehenen Zeichen "Tierkruppe" und "Gesicht" kam, bleibt offen. In seiner eigenen Glyphenliste tauchen diese beiden Zeichen nicht auf. Tatsächlich handelt es sich bei dem oberen Teil der gedeuteten Glyphengruppe (A) um die Feuer-Glyphe. "Diese ruht entweder auf einer "atadura" (einem Band oder einer Binde) oder einem Balken und vier Punkten, was sich alles vielleicht auf ein Datum bezieht ... ", schreibt Noguera. [Noguera, 1961, S. 35] Text X. Die das Reliefband beherrschenden
Schlangen gehören für Le Plongeon
ebenfalls zu dem Gesamtensemble von schriftlichem
Bericht und symbolischen Darstellungen. Die
Interpretationen Humboldts und Dupaix´
verwechselte er allerdings miteinander. Während
er schreibt, Humboldt habe in den an der Pyramide
dargestellten Schlangen "wasserspeiende Krokodile"
gesehen, so ist es tatsächich Dupaix, der davon
spricht. [Dupaix, Tome I,
Premiàre Partie, Notes et documents divers,
1844, S. 15, spricht von "Krokodilköpfen, die
Wasser speien".] Die Schlangen werden als
Personifizierung des Ozeans interpretiert. Le
Plongeon sieht hier einen deutlichen Unterschied zu
den Schlangen, die seiner Ansicht nach das Land und
den König repräsentieren. Dem hält
die moderne Forschung die Zuweisung dieser Schlangen
zum Gott Quetzalcoatl entgegen. Die Schlangen tragen
das Federkleid, das für diesen Gott
charakteristisch ist, auch finden sich Reliefs mit
Darstellungen von Muscheln, die mit diesem Gott in
Verbindung gebracht werden. [Noguera,
1961, S: 35] XI. Nach der Ausdeutung der Glyphengruppe auf dem Sockelrelief wendet sich der Autor noch kurz dem darüber befindlichen Fries zu. Hier glaubt er, die Glyphe für "Mu" erkennen zu können und Glyphen, die "Land" und "Erdbeben" bedeuten. Bei dem letztgenannten Zeichen ist nicht ersichtlich, wie Le Plongeon auf dessen von ihm vermutete Bedeutung schließt. Er selbst gibt nicht an, wie diese Zeichen angebracht sind, oder in welchem Zusammenhang sie stehen. Ein Blick auf den Fries hilft hier weiter. Es sind Gruppen von Glyphen und hockenden Personen, die etwas in der Hand halten, zu erkennen. Nach Noguera halten sie eine stilisierte Tasche oder einen Korb. Diesen "Korb" hält Le Plongeon offensichtlich für das Zeichen für das Land Mu, das in ähnlicher Form schon in seinem Buch "Queen Móo" abgebildet ist. [Le Plongeon, ²1900, S. LXIV]
Text XII. Nochmals betont Le Plongeon den von ihm angenommenen engen Zusammenhang der Darstellungen von Xochicalco mit dem von ihm aus dem Troano-Manuskript herausgelesenen Bericht über den Untergang des Landes Mu. Seine Angabe, das Datum "13 Chuen" bezeichne den 7. Februar, ist nach dem von Diego de Landa angegebenen Schema falsch. Der spanische Bischof legt den Maya-Monat "Zac" auf den Februar, aber in diesem Monat tritt der Tagesname "13 Chuen" nicht auf. Erst im Monat "Muan", der auf April und Mai fällt, ist der 13 Chuen der 29. April. [de Landa, 1990, S. 98 (Zac) und S. 105-106 (Muan)] Text XIII. Bevor er die Reliefs von Xochicalco
kennenlernte, hatte Augustus Le Plongeon schon vier
Maya-Überlieferungen ausgemacht, die seiner
Ansicht nach vom Untergang der Insel Atlantis
berichteten. Dies ist zunächst folgender, in
der Atlantis-Literatur öfters zitierte
Abschnitt, den Le Plongeon aus dem Troano-Manuskript
herauslas: "Im Jahr 6 Kan, am elften Muluc, im Monat
Zac, kam es zu fürchterlichen Erdbeben, die
ohne Unterbrechung bis zum 13 Chuen andauerten. Das
Land der Schlammhügel, das ´Land von
Mu´ wurde geopfert. Zweimal emporgehoben,
verschwand es plötzlich während der Nacht,
während das Becken ununterbrochen von
vulkanischen Kräften geschüttelt wurde.
Eingeschlossen verursachten diese das mehrmalige
Auf- und Absteigen des Landes an verschiedenen
Orten. Zuletzt gab die Oberfläche nach und zehn
Länder wurden auseinandergerissen und wurden in
Einzelheiten zerstreut. Unfähig, der Kraft
dieser seismischen Erschütterungen zu
widerstehen, versanken sie mit ihren 64.000.000
Einwohnern, 8060 Jahre, bevor dieses Buch
geschrieben wurde." [Le Plongeon,
²1900, S. 147, Tafel LIV. S.a. Stemman, 1980,
S. 73 und de Camp, 1970, S. 44-45.] Zurück zum Inhaltsverzeichnis Schluss Die Werke von Augustus Le Plongeon werden noch immer gelesen, die der 1972 publizierte Nachdruck seines Buches "Sacred Mysteries" beweist. Daher ist eine eingehende Analyse wie die hier vorgelegte sicherlich nicht ohne Sinn. Seine Arbeitsweise ist charakteristisch für die Atlantis-Forschung am Beginn des 20. Jahrhunderts. Weit hergeholte Gemeinsamkeiten aus verschiedenen, durch zehntausende von Kilometern getrennten Kulturen, die nicht einmal gleichzeitig existierten, waren zu seiner Zeit gang und gäbe. Die Archäologie Mittel- und Südamerikas steckte noch in den Anfängen, sichere Datierungen waren nicht möglich. So war das Feld bereit auch für weitreichende Spekulationen. Und Atlantis war zu dieser Zeit, als die Geologie kaum begonnen hatte, den Atlantikboden zu erforschen, geologisch noch denkbar. Ebenso waren die Mechanismen der Bewegung der Kontinentalplatten noch unbekannt, das nur eine Nacht dauernde Versinken eines Kontinents noch denkbar. Allerdings blieb Le Plongeons Enfluß auf die Atlantis-Forschung minimal, andere Entwürfe erschienen wohl schon seinerzeit plausibler. Insbesondere das von Igantius Donnelly verfaßte Buch "Atlantis - The antediluvian World", das 1882 erschienen war, dürfte den damaligen Leser mehr angesprochen haben. Donnellys Schlüsse lassen auch viel zu wünschen übrig, er verwendet oft ähnliche Querverbindungen wie Le Plongeon, doch bleibt das Buch nüchterner. Wenn auch die Xochicalco-Pyramide nichts von der Atlantis-Katastrophe berichtet, hat Augustus Le Plongeon aber doch auf ein Bauwerk hingewiesen, mit dem eine Auseinandersetzung sich lohnt. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Literatur Camp, Sprague und
Catherine de, Geheimnisvolle Stätten der
Geschichte, Gütersloh o.J. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Xochicalco im Internet Bilder der Pyramide von Xochicalco finden sich im Mesoamerican Photo Archives Zurück zum Inhaltsverzeichnis
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