Die Kreuzzüge300 Jahre Kampf um das Heilige Landvon Jörg Dendl Update: 10. Oktober 2021 |
Bis in die letzten Jahre des 11. Jahrhunderts war für die Christen Westeuropas der Islam als Feindbild nicht wirklich gegenwärtig. Man war sich zwar bewusst, dass Syrien, das Heilige Land, Ägypten und Nordafrika und auch ein großer Teil der Iberischen Halbinsel von muslimischen Armeen erobert worden waren, doch sah man sich nicht in einem Religionskonflikt. Für die Mitteleuropäer waren die Schauplätze der Kämpfe auch weit entfernt. Die westliche Front verlief auf der Iberischen Halbinsel. Hier standen die Christen aber nicht vereint gegen den Feind, sondern die Rückeroberung der einstmals christlichen Gebiete war eine Sache der Einzelstaaten. Dabei trugen sie auch noch untereinander militärische Konflikte aus. Es war sogar üblich, dass sich christliche Herrscher mit den Arabern gegen andere christliche Herrscher verbündeten. Und auch der Islam war uneins. Die Reconquista wurde zwar vom Papsttum unterstützt, doch kam es nicht dazu, dass sich die europäische Christenheit in ihrer Gesamtheit mit diesem Kampf um die Rückeroberung der muslimisch besetzten Gebiete identifizierte. Damit fehlte den christlichen Kämpfern eine wirklich religiöse Motivierung, der Glaube ihrer Gegner spielte als Kriegsgrund eine eher untergeordnete Rolle. Die zweite Front verlief weit im
Osten an den Grenzen des Byzantinischen Reiches. Die Byzantiner waren
seit dem 7. Jahrhundert in beständige Abwehrkämpfe
mit den durch den Islam geeinten expandierenden Arabern verwickelt. Das
erste Ziel der arabisch-islamischen Eroberungen waren die zum
Byzantinischen Reich gehörenden Provinzen in Nordafrika und
Syrien gewesen. Schon diese früh verlorenen Gebiete sollten
für das Oströmische Reich einen Substanzverlust
bedeuten, der nicht wieder gut zu machen war. Das Reich schmolz unter
den Wellen der arabischen Armeen immer mehr zusammen, bis im 11.
Jahrhundert nur die europäischen und kleinasiatischen
Besitzungen blieben. Doch auch in diesem Jahrhundert schrumpfte das
Byzantinische Reich. Nun aber ging der Stoß direkt in das
Herz des Reiches, nach Anatolien, und er wurde von einem neuen Feind
geführt, den Seldschuken. Seit dem Jahr 1055 waren die aus dem
Inneren Asiens stammenden türkischen Krieger die Herren
Bagdads. So wurde der heutige Irak zur Basis ihres Vorstoßes
gegen das Byzantinische Reich. Die Seldschuken trugen ihre Angriffe
immer weiter vor, während die byzantinische Macht immer mehr
zurückgedrängt wurde. Schließlich suchte
Kaiser Romanos IV.
(Bas. 1068-1071) im Jahr 1071 bei Mantzikert die Entscheidung. Doch das
Schlachtenglück war auf Seiten der Seldschuken unter ihrem
Sultan
Alp Arslan (Slt. 1063 - 1073). Das byzantinische Heer wurde vernichtend
geschlagen, Romanos IV. von den eigenen Leuten geblendet und
entmachtet. Anatolien gehörte den Seldschuken. Doch auch in Europa kam es in
diesen Jahrzehnten zu Gebietsverlusten. Religiös hatten sich
Westeuropa und das Byzantinische Reich immer weiter auseinander
entwickelt, bis es im Jahr 1054 zu endgültigen Bruch gekommen
war, als sich der Patriarch von Konstantinopel und der Papst als
Patriarch von Rom gegenseitig exkommunizierten. Die Ostkirche galt
für die Katholische Kirche seither als häretisch,
weil sie den Anspruch der Päpste, als Patriarchen von Rom den
Vorrang vor den Patriarchen von Konstantinopel, Jerusalem, Antiochia
und Alexandria zu haben, nicht anerkennen wollte. Dieser Gegensatz
zwischen den beiden Kirchen sollte auch während der
Kreuzzüge immer wieder zu Konflikten führen. Die
päpstliche Politik verfolgte immer das Ziel, die Kirchen
wieder zu vereinen, doch zu den Bedingungen Roms. Dieses Ziel auch mit
militärischer Macht zu erreichen, erschien dabei nicht
undenkbar. Und so konnten die Normannen mit Unterstützung des
Papsttums zwischen 1046 und 1071 die letzten byzantinischen Gebiete in
Italien erobern, wo sie sich nun festsetzten. Auch ein erster Plan des
Papstes Gregor VII.
(PM 1073-1085) für einen Kriegszug nach Osten im Jahr 1074
beinhaltete daher nicht allein den Kampf gegen den Islam, sondern auch
die Kirchenunion. Aber es blieb bei einer Idee. Und so begann
das lange Sterben des Byzantinischen Reiches. Die Kreuzzüge,
vorgeblich zu dessen Rettung begonnen, besiegelten den Untergang. Als Kaiser Alexios I. Komnenos (Bas. 1081-1118) das durch den jahrzehntelangen Kampf gegen die Seldschuken und Bürgerkriege stark dezimierte byzantinische Heer wieder reorganisiert hatte, schien ihm die Zeit für einen erfolgversprechenden Feldzug gegen die Seldschuken gekommen. Die Byzantiner erkämpften überraschende Erfolge. So gelang es dem Kaiser, die Zangenbewegung zu zerschlagen, mit der die Seldschuken von Anatolien her und die Petschenegen von der europäischen Seite Konstantinopel einschließen wollten. Die Hauptstadt war gerettet, aber Alexios I. träumte den Traum von der Wiederherstellung des mächtigen Byzantinischen Reiches, er hoffte auf die Rückeroberung nicht nur der alten Provinzen Kleinasiens, sondern auch Syriens. Die von ihm im Gefolge des Ersten Kreuzzuges betriebene Diplomatie und seine Feldzüge zeigen dieses Bemühen deutlich. Zur Verstärkung seiner Armee wollte der Kaiser das altbewährte Söldnerpotential Europas nutzen. In den Heeren des Byzantinischen Reiches kämpften schon lange vor allem Nordeuropäer, Franzosen und Angehörige anderer Völker. Dabei hatte sich zwar gezeigt, dass insbesondere die Normannen eigene Ziele verfolgten, doch offensichtlich hoffte Alexios I., diese Probleme in den Griff zu bekommen. Und so erschienen im Frühling des Jahres 1095 auf dem von Papst Urban II. (PM 1088-1099) nach Piacenza einberufenen Konzil Gesandte des Kaisers von Byzanz. Der Versammlung trugen sie die Bitte ihres Herrn vor, zur Verstärkung seiner Armee Söldner zu entsenden. Alexios I. rechnete anscheinend damit, dass sich seine Bitte in den Diözesen der anwesenden Bischöfe alsbald verbreiten würde. Und die Boten nannten ein hochgestecktes Kriegsziel: Jerusalem. Die heiligste Stadt der Christenheit war im Jahr 638 von Kalif Omar I. (Klf. 634-644) erobert worden und seither in der Hand der Muslime. Allerdings verhallte die Bitte zunächst ungehört. Monate sollten vergehen, bis diese Bitte aus Byzanz eine Flamme entfachte, aus der ein gewaltiger, 300 Jahre währender Brand werden sollte. Papst Urban II. war tief bewegt. Für ihn stand die Bedrohung der Christenheit in ihrer Gesamtheit außer Zweifel. Im Westen hatten jahrzehntelang die christlichen Fürsten der iberischen Halbinsel erfolgreich die muslimischen Armeen bekämpft. Diesen Kampf wollte er nun auch in den Osten tragen. Und ohne zu zögern begann er nach dem Ende des Konzils von Piacenza mit den diplomatischen Vorbereitungen für das gewaltige Unternehmen, das in seinem Geist Gestalt annahm. Alexios I. ahnte nicht, dass der Papst mit seinen Plänen weit über die ursprüngliche Absicht hinausging. Schon vor dem Konzil von Clermont muß Urban II. mit Bischof Adhémar von le Puy und Raimund IV. von Saint Gilles, dem Grafen von Toulouse, der schon im Kampf gegen die spanischen Mauren Erfahrungen im Heidenkampf sammeln konnte, Absprachen getroffen haben. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Papst Urban II. in Clermont (1095) Nach langen Reisen begab sich Papst Urban II. schließlich nach Clermont, wohin er ein weiteres Konzil einberufen hatte. Die Versammlung der Kirchenfürsten endete am 27. November 1095. Schon zuvor hatten sich Gerüchte verbreitet, dass die Abschlussrede des Papstes von großem Interesse sein würde, jedenfalls versammelten sich solche Massen von Zuhörern, dass die Rede auf das freie Feld vor der Stadt verlegt werden musste. In aufpeitschenden Worten rief der Papst jeden Mann, ob arm oder reich, niedrig oder hoch, Ritter oder Fürst, dazu auf, sich an einem Feldzug gegen die Seldschuken zu beteiligen. Als Marschziel nannte er Jerusalem, die Heilige Stadt, in der Jesus Christus den Kreuzestod erlitten hatte und am dritten Tage wiederauferstanden war. Die Stadt war über 400 Jahre zuvor von den Muslimen erobert worden. Der Besuch der heiligen Stätten durch christliche Pilger war schwierig geworden, vor allem fielen hohe Kosten für bewaffnete Begleitung an. Erst recht nach der Besetzung Anatoliens durch die Seldschuken nahmen die Schwierigkeiten für die christlichen Pilger weiter zu. Nun sollte dei heiligste Stadt der Christenheit mit Waffengewalt wieder unter die Herrschaft der Christen gebracht werden. Als Antwort auf diese Rede trat als erster Bischof Adhémar von Le Puy vor, um das Kreuz zu nehmen. Die Zuhörer hefteten sich spontan rote Stoffkreuze an die Kleidung, gelobten begeistert, die Kreuzfahrt zu unternehmen und brachen in den Ruf aus: GOTT WILL ES!, der zum Schlachtruf des Zuges werden sollte. Es verging nach dieser Rede nur ein Tag, da erschienen Boten von Graf Raimund IV., die Bereitschaft ihres Herrn meldend, sich am Kreuzzug beteiligen zu wollen. Zahllose weitere Fürsten und Ritter schlossen sich an. Doch bevor die Ritter sich sammeln und aufbrechen
konnten, hatte die flammende Rede des Papstes unter den ebenfalls
angesprochenen Armen eine Begeisterung für den Kreuzzug
geweckt, die sich noch in den ersten Monaten des Jahres 1096 Bahn brach
und schließlich in der Katastrophe enden sollte. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der sogenannte "Kreuzzug des Volkes" (1096) Schon wenige Monate nach der Rede Papst Urbans II. hatte der aus der Picardie stammende Einsiedler Peter von Amiens den Kreuzzugsaufruf unter dem einfachen Volk Frankreichs verbreitet. Dem Zug, der sich alsbald in Bewegung setzte, schlossen sich auch im Deutschen Reich Tausende weitere Arme an. Während Peter von Amiens mit den Seinen schnell das Reich durchzog, begannen andere Gruppen mit einem unheilvollen Tun. Für sie begann der Kreuzzug schon in der Heimat, denn sie sahen auch die Juden, die schon lange im Deutschen Reich lebten, als Feinde der Christen an. Horden dieser Kreuzfahrer sammelten sich unter der Führung des Grafen Emicho von Leiningen und zogen in die Städte des Rheinlandes, in denen große jüdische Gemeinden ansässig waren. Brutale Überfälle auf die Gemeinden von Trier, Mainz, Köln und Worms folgten. Selbst die Bischöfe konnten den Juden nicht helfen, die bis in ihre Verstecke auf dem Land verfolgt wurden. Auch weiter im Osten, in Regensburg und Prag, kam es zu grausamen Progromen und es schallte der Ruf "Taufe oder Tod!" Die Juden wählten zu Hunderten den Freitod oder töteten ihre Kinder, um diese vor der erzwungenen Taufe zu bewahren. Hinzu kamen die vielen, die von den Kreuzfahrern erschlagen, verbrannt und ertränkt wurden. In ihren Chroniken berichten überlebende jüdische Gelehrte von den Grausamkeiten bei den Ausschreitungen. Die Mörder zogen weiter in ihren verdienten Untergang. Auf dem Weg nach Konstantinopel lag die Durchquerung des Ungarischen Reiches vor ihnen. König Koloman (Kg. 1095-1116) gewährte ihnen zwar den Durchmarsch, war aber von Anfang an vorsichtig. Kaum hatten sie Ungarn betreten, kam es auch schon zu Plünderungen. Schließlich eskalierte die Lage dermaßen, dass König Koloman die Horden kurzerhand niedermachen ließ. Der Kreuzzug der Judenschlächter war beendet. Das Gefolge von Peter von Amiens war inzwischen in Konstantinopel eingetroffen. Für Kaiser Alexios I. war es eine böse Überraschung, als diese zerlumpten Haufen an Stelle der erwarteten Ritter bei ihm eintrafen. Auch wusste er, dass die Armen nichts gegen die Seldschuken würden ausrichten können. Aber er konnte sich nicht gegen Peter Amiens durchsetzen, der auf dem Weitermarsch nach Anatolien bestand. Am 6. August setzten sie über den Bosporus. Schon bald hatten die Marschierenden Feindberührung, doch die Kämpfe führten nur dazu, dass das Volksheer am 21. Oktober 1096 bei Xerigordon vollständig vernichtet wurde. Peter von Amiens überlebte nur, weil er zu Verhandlungen in Konstantinopel geblieben war. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der Erste Kreuzzug (1096-1099) Nach monatelangen Vorbereitungen brachen die Truppen der Fürsten und Ritter in Richtung Osten auf. Der Rest des Jahres verging unter strapaziösen Märschen, sodass die Marschkolonnen um Weihnachten 1096 in Konstantinopel, dem Sammelpunkt der Heere, eintrafen. Die Ankunft der ritterlichen Kontingente wurde nach den Schwierigkeiten mit dem Volksheer von Seiten der Byzantiner nicht ohne Sorge gsehen. Kaiser Alexios I. versuchte sich die Heere zu sichern, indem er deren Führer zwang, ihm den Lehnseid zu leisten. So sollten sie sich verpflichten, alle ehemals byzantinischen Gebiete, die sie eroberten, an den Kaiser abzutreten. Er hatte Söldner verlangt und stand nun souveränen Fürsten gegenüber, die nicht Kleinasien für ihn zurückerobern, sondern tatsächlich nach Jerusalem marschieren wollten. Unter den Intrigen der Kreuzfahrer und den verzweifelten diplomatischen Bemühungen Alexios I. um die Leistung des Lehnseids durch die Kreuzfahrerfürsten verzögerte sich der Aufbruch der Heere bis in den April 1097. Ziel des Marsches war die alte Konzilsstadt Nikaia (h. Iznik), das am 19. Juni 1097 erobert wurde und so wieder in byzantinische Hand kam. Hier feierte die byzantinische Diplomatie einen Sieg, denn nachdem die Kreuzfahrer unter schweren Kämpfen die Stadt eingeschlossen hatten, verhandelten die Byzantiner heimlich mit den Seldschuken, die ihnen die Stadt übergaben. Die Kreuzfahrer gingen leer aus, wenn auch Alexios I. großzügige Geschenke verteilte, doch in der Stadt festsetzen konnten sie sich nicht. Die folgenden vier Monate verbrachten die Kreuzfahrer
auf dem Marsch durch Anatolien. Als die Seldschuken das Kreuzheer bei
Dorylaion (nahe dem heutigen Eskisehir) aufhalten
wollten, konnten sich die Christen in einer gewaltigen Schlacht aus der
ihnen gestellten Falle befreien. Der Weg nach Ikonium (h. Konya) war
frei, doch musste das Heer durch die wasserlose Weite des anatolischen
Hochlandes ziehen. Hier starben wahrscheinlich mehr Kreuzfahrer und
Pilger an Hunger und Durst als durch die ständigen
Kämpfe mit seldschukischen Streifscharen. Durch diese Lage zu Umwegen gezwungen, trafen die Kreuzfahrer erst Ende September in Caesarea (h. Kayseri) ein. Und erst am 21. Oktober 1097 stand das Heer endlich vor Antiochia am Orontes (h. Antakya), einer der bedeutendsten Städte der Antike. Im Jahr 1085 hatte Sultan Malik Schah I. (Slt. 1072-1092) die Stadt erobert. Die Belagerung der großen, schwer befestigten und entschlossen verteidigten Stadt zog sich hin. Unter dem Druck der herannahenden Entsatzarmee, die der Atabeg Kerboga von Mosul zusammengebracht hatte, sahen sich die Kreuzfahrer schließlich zum Handeln gezwungen. Ein Verräter ließ den Normannenfürsten Boemund von Tarent und seine Männer in die Stadt ein, die am 3. Juni 1098 von den Kreuzfahrern erobert wurde. Doch kaum in der Stadt, wurden die Kreuzfahrer von den Truppen Kerbogas eingeschlossen. Noch kurz zuvor die Belagerer, mussten die Kreuzfahrer nun selbst die Härten einer Belagerung durchstehen. Die einzige Rettung war schließlich ein Ausfall in höchster Not. Und das Unglaubliche gelang: am 26. Juni 1098 stürmten die Kreuzfahrer aus den Toren der Stadt und zerstreuten in einem verzweifelten Ansturm das Heer der Seldschuken. Der Kreuzzug war gerettet. Doch in Folge der erlittenen Belagerung brach im Heer eine Seuche aus, wahrscheinlich Typhus. Von den prominenten Führern des Kreuzzuges starb Bischof Adhemar von Le Puy am 1. August 1098. Von nun an fehlte es dem Heer an einem geistlichen Führer von Format. Verschiedene Streitigkeiten unter den verbliebenen Kreuzzugsführern - vor allem über die Frage nach der Herrschaft in der Stadt - verzögerten den Abmarsch. Am Ende blieb Antiochia unter der Herrschaft Boemunds von Tarent, der die Stadt zu einem fränkischen Fürstentum machte. Doch nicht allein der Streit um Antiochia hinderte den Weitermarsch. Am 27. November nahm Raimund IV. die
Belagerung von Maara (h. Maarat an-Numan) auf, das am 12. Dezember
1098 fiel. Es folgte ein grauenhaftes Massaker, die
Quellen sprechen
von 22.000 Toten. Zweifellos erfolgte diese Eroberung mit der
Absicht der Gewinnung eines
eigenen provencalischen Stützpunkts südlich des von
Boemund von Tarent
beherrschten Gebiets. Dazu gehörte auch der Versuch, die Stadt
Arqa im Emirat von Tripolis zu erobern. Der Besitz dieser Stadt
bedeutete die Kontrolle über die von Tartus nach Tripolis
führende Straße, war also von strategischer
Bedeutung. Die
Belagerung begann am 14.
Februar 1099,
zog sich allerdings hin und mußte schließlich ohne
Ergebnis abgebrochen
werden. Der einzige Erfolg war die Eroberung der Festung Hisn el-Akrad,
die später als Krak de Chevaliers bekannt werden sollte. Am 13. Mai 1099
gab Raimund von Toulouse seinen Eroberungsversuch auf und setzte
auf Druck der anderen Kreuzfahrer endlich den Marsch nach Jerusalem
fort. Um Auseinandersetzungen mit den muslimischen Fürsten zu vermeiden, ließen die Kreuzfahrer auf ihrem Weitermarsch zahlreiche Städte und Burgen unerobert. Über Beirut, Sidon, Tyrus, Akkon, Haifa und Jaffa zog das Kreuzheer voran. Am 6. Juni 1099 wurde Bethlehem von einem Voraustrupp unter der Leitung des Normannen Tankred erreicht und am 7. Juni 1099 erblickten die Ritter und Pilger zum ersten Mal im Glanz der Morgensonne die Mauern und Kuppeln Jerusalems. Die Opfer waren maßlos gewesen, viele waren auf dem Zug gefallen, waren verhungert, verdurstet und erfroren, zahllose andere hatten grausame Verbrechen begangen, hatten sich bereichert und Eide gebrochen. Dieses Heer aus frommen Pilgern und Strauchdieben, Fürsten und Söldnern, machte sich nun daran, die heiligste Stadt der Christenheit zu belagern. Die einzelnen Abteilungen des Christenheeres begaben sich in die für einen Generalangriff günstigsten Ausgangspositionen. Ein Teil des Heers, geführt von Herzog Gottfried von Bouillon, lagerte sich nördlich der Stadt. Graf Raimund von Toulouse und seine provencalischen Truppen lagerten sich erst im Westen, dann im Süden. Diese Aufteilung zeigt auch die Konkurrenz zwischen den beiden Fürsten. Jeder von ihnen träumte davon, in dieser Stadt herrschen zu können. Schon am 13. Juni 1099 versuchten sie einen schlecht vorbereiteten ersten Sturm auf die Mauern der Stadt, doch wurde dieser abgewehrt. Erst nach einer fünfwöchigen Belagerung und dem Bau dreier Belagerungstürme begann in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1099 ein erneuter Generalangriff auf die Stadt. Es gelang, eine Bresche in die Nordmauer zu schlagen, doch schafften die Belagerer es zunächst nicht, durch diese einzudringen. Und so war erst drei Tage später die Möglichkeit gegeben, die Stadt in die Hand zu bekommen. Am frühen Morgen des 15. Juli 1099 eröffneten die Kreuzfahrer von Norden und Süden her erneut den Angriff. Leitern wurden an die Mauern gelegt, Katapulte schleuderten Steine und Brandsätze in die Stadt. Doch die Belagerten wehrten sich mit allen Mitteln. Vierzehn Katapulte beschossen die Belagerungstürme und Kriegsmaschinen der Christen. Allein neun davon nahmen den Belagerungsturm von Graf Raimund unter Beschuss, die fünf anderen konzentrierten sich im Norden auf den Turm Herzog Gottfrieds. Dort kam es beinahe zur Katastrophe: ein besonders gut gezielter Schuß tötete einen Gefährten des Herzogs und dieser selbst konnte sich nur mit höchster Not retten. Während aber Herzog Gottfried eigenhändig seinen Turm wieder instandsetzte, gelang es den Muslimen im Süden der Stadt, Graf Raimunds Turm so schwer zu beschädigen, dass er von der Mauer zurückgezogen werden mußte. Im Norden der Stadt rückte der Turm dagegen immer näher an die Mauer heran. Alle Bemühungen der Veteidiger, diesen in Brand zu setzen, schlugen fehl, sodass schließlich gegen Mittag der Brückenschlag in der Nähe des heutigen Herodestores gelang. Im Schutz des Qualms eines brennenden Turms der Stadtbefestigung schoben die Ritter Herzog Gottfrieds lange Balken hinüber zur Mauerkrone. Dann stürmten als erste die flämischen Ritter Engelbert und Letold von Tournai hinüber. Vom Rauch bedrängt waren die muslimischen Verteidiger von der Mauer geflohen. Die Katapulte nutzten nichts mehr, die Steine flogen über den Belagerungsturm hinweg. Nun setzten durch das geöffnete Damaskustor und die Mauerbresche die übrigen Kreuzfahrer nach. Ungezählte Massen von Kämpfern und Pilgern strömten in die Heilige Stadt. Graf Raimund hatte den Angriff im Süden inzwischen aufgegeben. Er verhandelte mit den letzten Resten der fatimidischen Garnison in der Zitadelle neben dem Jaffator. Unter Zusicherung ihrer eigenen Sicherheit ließen die Muslime die Provencalen in die Stadt ein. Der Graf besetzte die Zitadelle. Die durch die Mauerbresche eingedrungene vieltausendköpfige Menge stürmte zum Tempelplatz. Dort hob ein unsagbares Gemetzel an, wobei rücksichtslos alle Muslime getötet wurden. Die christlichen und muslimsichen Chronisten schilderten später mit Entsetzen das Vorgehen. Erst zum Abend hin legte sich der Schlachtenlärm. Die Fürsten begaben sich in einer Prozession zur Grabeskirche, begleitet von Psalmen singenden Pilgern. Die überlebenden Christen der Stadt geleiteten sie zum Grab Christi. Nach diesem Tag das Mordens und Plünderns sangen die Sieger nun die Auferstehungsmesse. Das Gewissen regte sich erst später, und es waren die Mahner in Europa, die einen solchen Kampf an heiliger Stätte mißbilligten. Um den Erfolg zu sichern, wählte der Rat der mächtigsten Fürsten am Ende der Kämpfe Gottfried von Bouillon zum ersten König von Jerusalem - doch er trug den Titel nicht, sondern regierte als Advocatus Sancti Sepulchri. Eine letzte Schlacht bei Askalon (h. Aschkelon) gegen den ägyptischen Wesir al-Afdal (Ws. 1094-1121) ging am 21. August 1099 zu Gunsten der Kreuzfahrer aus. Nach der Schlacht von Askalon hatten die Muslime deutlich gemacht, sich nur Graf Raimund IV. ergeben zu wollen. Als Herzog Gottfried aus reinem Groll gegen den Provencalen dies verweigerte, rückten auch die Grafen Robert von der Normandie und Robert von Flandern in Richtung Norden ab. Aber ohne die Truppen war es Herzog Gottfried unmöglich, Askalon im Sturm zu nehmen. So blieb die Stadt den Fatimiden. Auch die Stadt Arsuf war bereit gewesen, sich Graf Raimund zu ergeben, doch auch das hatte Herzog Gottfried verweiget.Wenn auch die Städte nicht hatten besetzt werden können, was die Grenzsicherung nach Süden leichter gemacht hätte, hatten die Kreuzfahrer zunächst ihre Eroberungen gesichert. Zurück
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Herzog Robert von der Normandie und Robert von Flandern traten ihren Marsch in die Heimat im September 1099 an. Mit den Heimkehrern ging Herzog Gottfrieds dringliche Bitte, neue Truppen aus Europa zu schicken. Zunächst begleiteten Graf Raimund und seine Provencalen den Zug. Doch der Provencale blieb seinem Schwur treu. Sein Marschziel war Syrien, denn noch immer klaffte zwischen dem Königreich Jerusalem und dem Fürstentum Antiochia eine von den Franken nicht kontrollierte Lücke, das von dem Stamm der Banu Ammar beherrschte Gebiet. Herzog Gottfried herrschte nur über ein kleines Gebiet: Jerusalem, Jaffa, Lydda, Ramla, Bethlehem und Hebron (St. Abraham). Die ländlichen Gebiete waren noch nicht unter Kontrolle der Christen, die dort lebenden Muslime fanden sich nicht so bald mit der christlichen Herrschaft ab. So nahm es einige Zeit in Anspruch, bis Herzog Gottfried Samaria und Judäa unter seine Kontrolle bringen konnte. An Truppen standen dem Advocatus Sancti Sepulchri lediglich 300 Ritter und 2000 Fußsoldaten zur Verfügung. Von den übrigen Kreuzzugsführern war allein der Normanne Tankred in Jerusalem geblieben. Er machte sich alsbald nach Galiläa auf, um hier nicht nur für sich eine Herrschaft zu erobern, sondern damit auch das Reich von Jerusalem abzusichern. Begleitet wurde er von nur 24 Rittern und einer Truppe Fußvolk. Aber auch diese kleine Streitmacht genügte, denn Galiläa hatte in dieser Zeit keinen Herrn. Die Fatimiden konnten seit der Schlacht von Askalon ihre Ansprüche nicht mehr durchsetzen, während Duqaq von Damaskus auf Grund familiärer Schwierigkeiten sich nicht um eine Besetzung des Gebiets kümmern konnte. So war es für Tankred ein leichtes, sich zunächst in Tiberias (h. Twerja (hebr.)/Tabariya (arab.)) festzusetzen, das von den Muslimen verlassen wurde, dessen Christen die Kreuzfahrer aber willkommen hießen, während die dort ansässigen Juden mißtrauisch blieben. Tiberias wurde befestigt, dann zog Tankred wieder aus und sicherte sich das christliche Nazareth, den Berg Tabor und besetzte schließlich Beisan (h. Bet Sche'an), das ebenfalls befestigt wurde. Die Muslime flohen aus der neuen christlichen Herrschaft, während sich Tankred durch überfallartige Angriffe auf die umliegenden muslimischen Gebiete Respekt verschaffte. Durch Tankreds Eroberungen war das Königreich Jerusalem stabilisiert. Die fatimidischen Städte der Küste waren nun von Transjordanien und dem Hauran abgetrennt, während Duqaq von Damaskus weiter mit inneren Schwierigkeiten beschäftigt war und die Fatimiden noch nicht wieder kampfbereit waren. Dies war die unsichere Basis der Existenz des Königreichs Jerusalem im ersten Jahr seiner Existenz. Tankred ließ sich von dem Patriarchen Daimbert als 'Fürst von Galiläa' bestätigen und nahm seinen Besitz schließlich im Dezember 1100 von König Balduin I. offiziell zu Lehen. Die muslimischen Herrscher profitierten teilweise sogar von der neuen geopolitischen Situation. Die Küstenstädte waren sicher. Sie erhielten Unterstützung von Duqaq von Damaskus und waren durch die Flotte der Fatimiden geschützt. Darüber hinaus war man bemüht, zu den Franken als den neuen Herren des Binnenlandes gute Beziehungen aufzubauen, so wollte man sich auch auf dieser Seite absichern. Für Duqaq war die Situation günstig, trennte doch nun das christliche Gebiet seinen Einflußbereich von dem der Fatimiden. So konnte er sich sicher fühlen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Gottfried von Bouillon war keine lange Herrschaft beschert. Er starb überraschend am 18. Juli 1100 in Jerusalem. Als Nachfolger war sein jüngerer Bruder Balduin von Bologne der Wunschkandidat des Adels. Diser übergab seine Herrschaft Edessa an Balduin von Bourcq und machte sich auf den Weg nach Jerusalem- Am 9. November 1100 zog Balduin von Boulogne in Jerusalem ein. Nur vier Tage später, am 13. November, nahm er den Titel "König von Jerusalem" an. Dann krönte ihn am 25. Dezember 1100 Patriarch Daimbert in der Geburtsbasilika in Bethlehem. Nach der Krönung unternahm Balduin I. (Kg. 1100 - 1118) seinen ersten Feldzug. Er führte gegen Askalon, durch das Innere Judäas und bis zum Südufer des Toten Meeres. Für seine expansive Politik erhielt König Balduin I. willkommene Hilfe aus Europa. Am 15. April 1101 lief in Jaffa eine genuesische Flotte ein, geführt von Kardinalbischof Moritz von Porto. Mit Unterstützung dieser Flotte eroberte Balduin I. zunächst Arsuf, dann Caesarea.Im Mai 1101 unternahmen die Fatimiden ihren ersten Versuch, militärisch gegen das neue christliche Reich vorzugehen. Der Wesir al-Afdal rückte mit 30.000 Mann von Askalon aus bis Ramleh (h. Ramla) vor. König Balduin I. hatte nur 260 Ritter und 900 Mann Fußvolk zur Verfügung. Er beschloß mit den Baronen seines kleinen Reiches trotzdem den Angriff. Die Kreuzfahrer mußten vor dem Ansturm der Muslime zurückweichen, drei von fünf Abteilungen mußten sich zurückziehen. Der König griff zur großen Geste, oder ließ seiner Verzweiflung freien Lauf, als er sich vor dem Wahren Kreuz niederwarf und seine Sünden bekannte. Dann warf er sich in die Schlacht. Ihm folgten die noch kampffähigen Teile des Kreuzfahrerheeres in einem blinden Ansturm auf die zahlenmäßig so weit überlegenen Muslime. Die Verzweiflungsattacke gelang. Balduin I. habe eigenhändig einem Wesir den Kopf abgeschlagen, heißt es, jedenfalls verunsicherte der stürmische Angriff die muslimischen Truppen so sehr, dass sie den Kampf aufgaben und flohen. Weitere Schlachten an derselben Stelle folgten in den Jahren 1102 und 1105, wobei es dem König jeweils gelang, denen die fatimidischen Heere zu bestehen. Im Jahr 1116 gelang die Eroberung Akabas, was für die Franken den Zugang zum Roten Meer sicherte. Um diese Eroberung zu halten, wurde die Festung Montreal errichtet. Nach Norden hatte sich Balduin I. schon 1101 gewandt, wo in diesem Jahre Arsuf und Caesarea erobert wurden, womit Damaskus der Zugang zum Mittelmeer genommen wurde, Wichtige Eroberungen waren auch die bedeutende Hafenstadt Akkon (1104), sowie Beirut. Sidon fiel mit Unterstützung der Venezianer und den Truppen König Sigurds I. (Kg. 1103 - 1130) von Norwegen. In der Schlacht von Tripolis im Jahr 1109 waren die Kreuzfahrer siegreich und bemächtigten sich der Stadt, um die es schon im Vorfeld unter den Franken Streitigkeiten wegen der Herrschaft dort gegeben hatte. Auf dem Rückweg von einem weiteren Feldzug gegen Ägypten starb Balduin I, im Jahr 1118. Auf dem Thron folgte ihm Balduin von Bourcq als Balduin II, (Kg. 1118 - 1131)
Der große Erfolg des Ersten Kreuzzugs, aber auch die Bitten um Ersatz für die heimkehrenden Kreuzfahrer, führte zu einem weiteren Heerzug in den Nahen Osten. Nach dem Eintreffen der Erfolgsmeldung von der Eroberung Jerusalems klang die Begeisterung für den Kreuzzug nicht ab. Die Kreuzprediger richteten ihre Aufrufe nun an die, die ihre geleisteten Gelübde noch nicht erfüllt hatten, erreichten aber auch viele, die nun erstmals das Kreuz nahmen. So entschloß sich Stephan von Blois, der von Antiochia aus umgekehrt war, nun doch wieder ins Hl. Land zu ziehen. Ebenso machte sich Hugo von Vermandois zum Abmarsch bereit. Weitere französische Herren waren Graf Wilhelm II. von Nevers und Auxerre, Herzog Otto von Burgund und Graf Stephan von Burgund. Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien nahm ebenso das Kreuz. Auch Kirchenfürsten sollten diesen neuen Aufbruch mitmachen, so wurde der Erzbischof von Besancon, sowie die Bischöfe von Paris, Laon und Soissons zur Teilnahme aufgerufen. Aber nicht nur französische Fürsten brachen auf, auch in der Lombardei sammelte Erzbischof Anselm von Mailand ein Heer. Ebenso standen die deutschen Fürsten nicht zurück. Herzog Welf IV. von Bayern machte sich auf den Weg. Dem Heer schlossen sich auch die Markgräfin Ida von Österreich, die Witwe Luitpolds II., Erzbischof Thiemo von Salzburg, Bischof Ulrich von Passau und der Abt von Admont an. Diesem Zug folgte auch der Chronist Ekkehard von Aura. Im Frühjahr 1101 langten die Lombarden in Konstantinopel an, die schon im Herbst 1100 aufgebrochen waren. Erst während des Sommers trafen auch die anderen Kontingente in der Stadt am Bosporus ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Lombarden allerdings längst schon wieder auf dem Marsch. In Nikomedia (h. Izmit) vereinigten sie sich mit Stephan von Blois und den Burgundern. Von Laodikaia (h. Latakia) her kommend, stieß auch Raimund von Toulouse zu ihnen. Die Lombarden waren fest entschlossen, in den Norden Anatoliens vorzustossen, um Boemund von Antiochia, der in Neocaesarea in Pontos (h. Niksar) gefangen gehalten wurde, zu befreien. Von diesem Plan rieten die Franzosen ab, doch konnten sie sich nicht durchsetzen. Am Ende eines schweren Marsches traf das Heer östlich des Flusses Halys bei Marsvani (h. Merzifon) auf die vereinten Heere des Seldschukensultans Qilidsch Arslan, der Danischmendiden und Ridwans von Aleppo. Mitte Juli 1101 kam es zu einer mehrtägigen Schlacht, in der die Kreuzfahrer unterlagen. Mit geringen Resten der Truppen retteten sich Raimund von Toulouse, Stephan von Blois, Graf Stephan von Burgund sowie der Erzbischof von Mailand nach Konstantinopel. Das Heer von Wilhelm von Nevers war
zunächst nach Norden marschiert, hatte sich dann bei Ankyra
(h. Ankara) nach Süden gewandt und war bei Heraclea (h.
Eregli) vernichtet worden. Wilhelm entkam nach Antiochia. Auch auf die deutschen Kreuzfahrer wartete
das Schicksal bei Heraclea. Sie waren der Marschroute des Ersten
Kreuzzuges gefolgt, gerieten aber hier im September 1101 in
einen Hinterhalt der Seldschuken. Das Heer wurde völlig
vernichtet. Ida von Österreich und Thiemo von Salzburg wurden
getötet oder gefangen verschleppt - sie verschwanden spurlos. Antiochia wurde zum Fluchtpunkt der Reste dieser Heere, wohin auch die nach Konstantinopel Geflohenen kamen. Gemeinsam zog man nun nach Jerusalem, um die Gelübde zu erfüllen. Der Kreuzzug war schmählich gescheitert. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der venezianische Kreuzzug (1122 - 1124) Nach der Niederlage der Kreuzfahrer in der Schlacht bei Sarmada am 28. Juni 1119, die als „Blutfeld“ (Ager sanguinis) in die Geschichtsschreibung der Kreuzzüge eingehen sollte, bat König Balduin II. von Jerusalem bei Papst Calixtus II. (PM 1119 - 1124) um Hilfe. Der Papst stellte die Verbindung zwischen der Republik Venedig und Balduin II. her. Als die Verhandlungen zwischen den Gesandten des Königs und dem Dogen Domenico Michiel (D 1118 - 1130) einvernehmlich geschlossen waren, gab auch der Papst seine Zustimmung, indem er den Venezianern das päpstliche Banner überreichte. Auf dem Ersten Laterankonzil wurde darüber hinaus bestätigt, dass die Venezianer die Privilegien der Kreuzfahrer in Anspruch nehmen konnten, insbesondere die Vergebung der Sünden. Die Kirche nahm auch die zurückbleibenden Familien und das Vermögen der Kreuzfahrer unter ihren Schutz. So wurden dieTeilnehmer des Kreuzzuges abgesichert. Am 8. August 1122 stach eine Flotte von mehr als 120 Schiffen, bemannt mit 15000 Kreuzfahrern von der Lagune von Venedig aus in See. Zunächst belagerten die Venezianer die unter byzantinischer Kontrolle stehende Insel Korfu. Erst als die Nachricht von der Gefangennahme König Balduins II. durch Belek Ghazi, den Emir von Aleppo, eintraf, wurde die Belagerung aufgehoben und die Flotte machte sich auf den Weg ins Hl. Land. Ende Mai 1123 erreichten die Kreuzfahrer Akkon. Es wurde bekannt, dass eine Flotte der Fatimiden mit etwa 100 Schiffen nach Ascalon segelte. Sie sollten den Emir von Aleppo, Belek Ghazi, bei der Belagerung der Stadt unterstützen. Um den Fatimiden zu begegnen teilte der Doge seine Flotte auf und segelte nach Süden. Die Fatimiden erhofften sich einen leichten Sieg, wurden aber zwischen den beiden venezianischen Linien eingeschlossen. In der folgenden Seeschlacht siegten die zahlenmäßig überlegenen Venezianer, etwa 4000 der fatimidischen Seeleute kamen ums Leben. Es gelang den Kreuzfahrern, neun Schiffe zu erobern und den fatimidischen Admiral gefangen zu nehmen. Auf dem Weg zurück nach Akkon wurden noch weitere 10 Handelsschiffe gekapert. Nach diesem ersten Erfolg wandten sich die Venezianer gegen Tyros. Die Stadt gehörte zu dieser Zeit zum Herrschaftsbereich Toghtekins, des Atabegs von Damaskus. Geführt wurden die Kreuzfahrer vom Dogen von Venedig, dem Patriarchen Bernhard von Antiochia, Pons, dem Grafen von Tripolis, und William de Bury, dem Konstabler des Königs von Jerusalem. Am 15. Februar 1124 begann die Belagerung der Seestadt. Die Kreuzfahrer konnten trotz heftiger Gegenwehr der Bewohner die Stadt so nachhaltig abriegeln, dass den Belagerten die Lebensmittel knapp wurden. Der Versuch Toghtekins, der Stadt militärisch zu Hilfe zu kommen, scheiterte, als Graf Pons von Tripolis und der Konstabler William ihm entgegenzogen. So sandte der Atabeg im Juni 1124 Gesandte, um wegen eines Friedensschlusses zu verhandeln. Die Verhandlungen waren schwierig, doch einigte man sich letztlich. Wer in der Stadt bleiben wollte, sollte sein Eigentum behalten, wer die Stadt verlassen wollte, sollte sein Eigentum mitnehmen dürfen. So kapitulierte Tyros am 29. Juni 1124 und die Kreuzfahrer zogen in die Stadt ein. Als Balduin noch im Jahr 1124 freigelassen wurde, hielt er sich nicht an die ausgehandelten Bedingungen für seine Freiheit. Den Venezianern gewährte der König von Jerusalem in Tyros weitreichende Privilegien für den Handel, wofür er im Gegenzug auf die Unterstützung durch die Flotten der Venezianer rechnen konnte. Zurück
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Die Kreuzfahrerstaaten (1099 - 1119) Neben der Gründung des
Königreichs Jerusalem war es in Verlauf des Ersten Kreuzzugs
noch zu weiteren christlichen Staatsgründungen gekommen.
Tankred, der Neffe Boemunds von Tarent, hatte Tarsus erobert, das aber
Balduin von Boulogne, der Bruder Gottfrieds von Bouillon, für
sich beanspruchte. Schließlich wandte sich Balduin nach
Edessa, das er durch sein geschicktes Taktieren mit Toros, dem Herrn
der Stadt, schnell für sich gewinnen konnte. Er hatte die
Herrschaft am 10. März 1098
übernommen. Antiochia war in der Hand Boemunds von Tarent
geblieben, was ihm am 5. November 1098 durch den
Fürstenrat bestätigt worden war. Doch als Bohemund im
Jahr 1100
von dem Danischmendiden-Emir Danischmed Ghazi gefangen genommen und als
Geisel ins Innere Anatoliens verschleppt wurde, trat Tankred, nunmehr
Fürst von Galiläa, die Regentschaft in Antiochia an.
Er war
bis dahin in Haifa geblieben und hatte sich beharrlich geweigert,
Galiläa
von Balduin I. zu Lehen zu nehmen. Doch als der Ruf an ihn ging, die
Regentschaft in Antiochia zu übernehmen,
überließ er
Galiläa dem König von Jerusalem. Als Regent verfolgte
Tankred
eine expansive Politik. Noch im Jahr 1101 eroberte
er Kilikien, um sich dann gegen Laodikaia zu wenden. Die Stadt sollte
allerdings erst 1103 fallen. Für die neu begründeten christlichen Staaten bestand allerdings eine strategisch ungünstige Situation. Die Grafschaft Edessa und das Fürstentum Antiochia grenzten direkt aneinander, dagegen war das Königreich Jerusalem durch einen breiten Gebietsstreifen abgetrennt. Diese Lücke war noch immer im uneingeschränkten Besitz der einheimischen Emire, die das Heer des ersten Kreuzzugs bereitwillig hatten durchmarschieren lassen. So lag an der Mittelmeerküste das Emirat der Banu Ammar von Tripolis, beherrscht von dem Qadi Fakhr el-Mulk Ab Ali. Mit nur einem kleinen Heer, aber gestützt auf seine stark befestigte Hauptstadt Tripolis und eine geschickte Diplomatie gegenüber seinen islamischen - und neuerdings auch christlichen - Nachbarn, konnte der Qadi seine Unabhängigkeit bisher bewahren. Doch die durch das Emirat führenden Verbindungswege waren von nicht geringer Bedeutung für die Franken. Und Graf Raimund von Toulouse wollte die Macht in diesem strategisch so bedeutsamen Gebiet für sich. Wenn schon die Emire von dieser Lage profitiert hatten, so muss es dem provencalischen Grafen nur naheliegend erscheinen, dass ihm nach einer Machtübernahme in diesem Gebiet eine wichtige Stimme im Chor der Kreuzfahrerfürsten zufallen würde. So würde er die einflußreiche Stellung erlangen, die er seit dem Beginn des Kreuzzuges für sich erstrebte. War es ihm nicht gelungen, die Krone Jerusalems zu erlangen, so würde er nun das Zünglein an der Waage sein, zum Garanten eines ungehinderten Verkehrs zwischen den syrischen Kreuzfahrerbesitzungen im Norden und dem Königreich Jerusalem werden. Keiner der anderen Fürsten würde ihn mehr ignorieren können, sein Wort würde Gewicht haben. Bisher hatte keiner der anderen Fürsten Ambitionen gezeigt, sich des Gebietes zu bemächtigen. Allein Tankred hatte Graf Raimud den Eid abgepresst, hier keine Eroberungen zu machen. Dies bedeutete aber allem Anschein nach nicht, dass Tankred selbst hier Expansionsgelüste hatte. Die Normannen hatten keine Interessen im Süden. Vielmehr ging es ihm wohl darum, den Rücken frei zu haben, während er seine Ambitionen nach Norden, gegen das Byzantinische Reich, richtete. Ähnlich war die Lage in Edessa, das Balduin von Boulogne an Balduin von LeBourcq übergeben hatte, als er nach Jerusalem ging, um dort König zu werden. Noch waren die Kräfte nicht bereit, sich gegen Süden zu wenden. Graf Raimund muß sich bewusst gewesen sein, dass seine selbstgewählte Aufgabe weitreichend war. Nicht allein Tripolis konnte das Ziel sein, sondern er würde noch weiter ausgreifen müssen, um auch die das Tal des Orontes hinaufführende Straße unter seine Kontrolle zu bringen. Hier aber lag Schaizar, beherrscht von den Munqidhiten, Hama, das Ridwan von Aleppo untertan war und Homs, beherrscht von Ridwans Schwiegervater Dschanah ad-Daulah. Doch hier die Oberhand zu gewinnen, verschob der Provencale offensichtlich in die Zukunft. Geplant war aber die Errichtung eines Fürstentums, das von der Küste des Mittelmeeres bis zum Orontes reichte. Homs, das antike Emesa, von den Franken "La Chamelle" genannt, sollte die Hauptstadt sein. Kaum aus Tankreds Haft entlassen, setzte
sich Graf Raimund Ende 1101 von Antiochia aus nach
Süden in Marsch. Mit ihm zogen die Überlebenden des
gescheiterten Kreuzzuges dieses Jahres, Stephan de Blois, Wilhelm von
Aquitanien und Welf von Bayern mit ihren verbliebenen Truppen. Nachdem
in Laodikaia Graf Raimunds Frau Elvira mit seinen Truppen
dazugestoßen war, ging der Marsch weiter nach Tortosa (auch
Tartosa; h. Tartus), das Mitte Februar 1102
erreicht wurde. Die Stadt leistete den Kreuzfahrern keinen Widerstand,
so dass sie friedlich besetzt wurde. Im Rat der Fürsten war
schnell Einigkeit erzielt, dass Graf Raimund die Stadt ohne Widerspruch
in Besitz nehmen konnte. Als aber deutlich wurde, dass der Provencale
nicht beabsichtigte, mit den anderen nach Jerusalem weiter zu ziehen,
schieden sie im Zorn. Qadi Fakhr el-Mulk erkannte den Ernst der
Lage und warnte die Emire von Homs und Duqaq von Damaskus. Dieser
Franke würde nun nicht mehr einer gewieften Diplomatie
unterliegen, dieser Aufmarsch bedeutete Kampf. Dabei standen die
Chancen für eine erfolgreiche Abwehr gut, immerhin standen
Graf Raimund nur 300 Mann an Kampftruppen zur Verfügung.
Dagegen rückten aus Damaskus 2000 Mann heran, von Homs noch
einmal so viele, wie auch die Banu Ammar 2000 Mann kampfbereit machten.
Eine Streitmacht von 6000 Mann sollte den Erfolg garantieren. Doch es
siegte der zu allem entschlossene Graf aus der fernen Provence. Als der Angriff der Truppen von Homs gegen
nur 100 Provencalen fehlschlug, brach unter den Angreifern Panik aus,
die Damaszener mitreißend. Nachdem diese beiden an sich
gewaltigen Heerhaufen so leicht vertrieben waren, ließ Graf
Raimund seine kleine Truppe gegen die Banu Ammar schwenken. Und auch
sie, die zunächst im Vorteil gewesen waren, wurden geschlagen
und wandten sich zur Flucht. Die fränkische Reiterei machte
sich an die Verfolgung und hieb nieder, wen sie erreichte. An diesem
Tag, so heißt es bei dem arabischen Historiker Ibn al-Athir,
seien 7000 Muslime getötet worden. [Ibn al-Athir X, 236/237] Tortosa gehörte nun dem Provencalen, der aber mit seinen geringen Kräften nicht gegen das stark befestigte Tripolis vorgehen konnte. So richtete sich sein weiteres Bemühen dahin, Tripolis vom Umland abzuschneiden. Dazu wollte er im Jahr 1103 die Buqaia-Ebene zwischen den Nosairi-Bergen und dem Libanon erobern und dann zum Orontes marschieren. Doch es gelang den Provencalen nicht, die Festung Tuban zu erobern und auch ihr Angriff auf die gewaltige Festung Qalat el-Hosn wurde von deren Besatzung abgewiesen. Selbst als Dschanah ad-Daulah in Homs ermordet wurde, konnte Graf Raimund die daraus resultierende Lage nicht zu seinen Gunsten ausnutzen und zog sich nach Tortosa zurück. Ein erster Erfolg stellte sich ein, als der
Graf unterstützt von 40 Schiffen aus Genua den Kampf wieder
aufnahm. Tripolis blieb weiterhin standhaft, doch gelang es, den Hafen
Dschebail (gen. Gibelet, das antike Byblos) zu besetzen und zu halten.
Für Genua war der Erfolg mit einem beträchtlichen
Gewinn verbunden: ein Drittel der Stadt ging an die Kaufmannsrepublik.
Und nun machte sich Graf Raimund an ein gewaltiges Werk. Fünf
Kilometer landeinwärts ließ er angesichts von
Tripolis eine gewaltige Burg errichten; der Unterstützung
durch die Byzantiner war es zu verdanken, dass das Werk innerhalb
kürzester Zeit vollendet wurde. Den "Mons Peregrinus", den
Pilgerberg, machte der Graf nun zu seinem Sitz. Völlig
überzeugt von seinem kommenden Erfolg bezeichnete sich der
Provencale schon im Jahr 1103 in einer Urkunde als "Graf von Tripolis",
doch sollte er den Fall der Stadt nicht mehr erleben. Im Jahr 1103 kam Bohemund von Tarent endlich wieder aus der Geiselhaft frei, auf Betreiben Balduins von LeBourcq und Dank der Großzügigkeit des armenischen Fürsten Gogh Wasil, der 100.000 Goldstücke zahlte. Tankred fügte sich und übergab Bohemund wieder die Herrschaft über Antiochia, suchte sein Lehen Tiberias allerdings nicht wieder auf. Bohemund wurde sofort aktiv und bereitete unverzüglich eine Offensive gegen Ridwan von Aleppo vor. Geplant war, die 20 Kilometer südöstlich von Edessa gelegene Festung Harran zu erobern, die 1032 von den Fatimiden errichtet worden war. Strategisch war dieses Vorhaben vielversprechend. Der Besitz Harrans bedeutete die Unterbrechung der Verbindungswege zwischen den seldschukischen Herrschaften in Anatolien, dem Irak und Syrien, darüber hinaus wären auch Aleppo und Damaskus von ihren nördlich herrschenden Glaubensbrüdern abgeschnitten. Die Chancen für einen Erfolg der Franken standen anfangs gut, die Rivalitäten zwischen den islamischen Herrschern kamen ihnen entgegen. So war Damaskus nicht bereit, einer Koalition gegen die Franken beizutreten, da die christlichen Herrschaften willkommene Pufferstaaten gegen Aleppo und Mosul bildeten. Nachdem im Jahr 1104
zunächst seldschukische Truppen in das Grenzgebiet der
Grafschaft Edessa eingefallen waren, rief Graf Balduin II. von Edessa
Fürst Bohemund I. von Antiochia und Tankred von Tiberias zu
Hilfe. Gemeinsam zogen Bohemund und Tankred nach Edessa, vereinigten
sich hier mit Graf Balduin II. und Joscelin von Courtenay und
marschierten gemeinsam nach Harran. Die Stadt ergab sich alsbald den
Kreuzfahrern. Doch nun brach zwischen Bohemund und Balduin Streit
über den Besitz dieser Eroberung aus. Inzwischen waren die
Seldschuken unter Dschekermisch von Mossul und Soqman von Mardin
herangerückt. Ein Teil dieses Heeres versorgte die
hungerleidende einheimische Bevölkerung der Stadt mit
Lebensmitteln, die andere machte sich daran, die zerstrittenen
Kreuzfahrer zum Kampf hervorzulocken. Die Kreuzfahrer nahmen die Schlacht am 7. Mai 1104 an. Den
linken Flügel des Kreuzfahrerheeres bildeten die edessenischen
Truppen, geführt von Graf Balduin und Joscelin von Courtenay,
Bohemund von Antiochia und Tankred von Tiberias stellten ihre Leute auf
dem rechten Flügel auf. Die Truppen der Grafschaft Edessa
eröffneten den Kampf, konnten sich aber gegen die Seldschuken
nicht behaupten. Graf Balduin und Joscelin gerieten in Gefangenschaft,
ihr Heer wurde vernichtet. Dagegen setzten sich die Truppen Bohemunds
ohne große Verluste nach Edessa ab. Ohne an die Zahlung eines
Lösegeldes für den gefangenen Grafen von Edessa zu
denken, setzte Bohemund kurzerhand Tankred von Tiberias als Regenten
von Edessa ein. Die Folgen dieser Niederlage waren
weitreichend. So nutzte Byzanz die Lage aus und besetzte Latakia und
Teile Kilikiens, während wieder Ansprüche auf
Antiochia erhoben wurden. Auch wurden Teile des antiochenischen Gebiets
von Truppen aus Aleppo erobert und besetzt, während sich
einzelne armenische Gebiete freiwillig Byzanz und auch Kleinarmenien
unterstellten. ***** 1108 eroberte Tankred Hama, das allerdings nur bis 1115 im Besitz der Franken blieb. ***** Graf Raimunds Erbe war sein jüngster Sohn Alfons-Jordan, geboren nur wenige Monate zuvor auf dem Pilgerberg. Doch das Gefolge wollte wohl kein Kleinkind als Fürsten, so wurde Wilhelm-Jordan, der Graf von Cerdagne, dessen Großmutter mütterlicherseits die Tante Raimunds IV. gewesen war, zum Nachfolger Raimunds gewählt. Wilhelm-Jordan selbst blieb vorsichtig, er sah sich immer als Regent für den minderjährigen Alfons-Jordan. Auswirkungen hatte dieser Herrschaftswechsel allerdings auch in der Heimat Graf Raimunds. In Toulouse hatte man die Herrschaft seines ältesten Sohnes Bertrand zwar akzeptiert, als aber bekannt wurde, dass Alfons-Jordan geboren war, wünschten die Barone, er möge sein heimatliches Erbe antreten. Diesem Wunsch kam Gräfin Elvira nach. Bertrand machte sich nun in den Osten auf, allerdings nicht ohne sich der Hilfe einer genuesischen Flotte und 4000 Mann zu versichern. Im Sommer 1108 machte er sich auf den Weg. Kaum erschien Bertrand auf dem Pilgerberg, geriet er wegen des Erbes mit Wilhelm-Jordan in Streit. Dieser hatte wohl gehofft, nun die Herrschaft uneingeschränkt übernehmen zu können. Um seine Ansprüche zu verteidigen, verbündete er sich mit Tankred und unterstellte sich diesem sogar als Vasall. Im Gegenzug rief Bertrand König Balduin I. als Schiedsrichter an. Der König von Jerusalem war bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, woraufhin er im Sommer 1109 vor Tripolis erschien. Auf dem hier einberufenen Fürstenrat standen Wilhelm-Jordan und Tankred nicht nur Bertrand gegenüber, sondern mußten akzeptieren, dass neben König Balduin I. auch Balduin von LeBourq und Joscelin von Courtenay auf die Seite des Kontrahenten traten. Der unter diesen Verhältnissen ausgehandelte Kompromiß bedeutete für Tankred den Verzicht auf seine Ansprüche in Edessa, wofür er das Anrecht auf die Wiedererlangung seines Lehens Tiberias für den Fall erhielt, dass Boemund nach Antiochia zurückkehren sollte. Das Erbe Raimunds IV. wurde unter Wilhelm-Jordan und Bertrand geteilt. Nach dem Fürstenrat wurde die Belagerung von Tripolis mit allen Kräften fortgeführt, nun auch unterstützt von den Schiffen der Genuesen und Provencalen, die Bertrand mitgebracht hatte. Daraufhin kapitulierte Tripolis am 12. Juli 1109. Als kurz nach der Eroberung Wilhelm-Jordan einem Pfeilschuss zum Opfer fiel, konnte die neue Grafschaft unter Bertrand vereint werden. Die Grafschaft Tripolis war der letzte Kreuzfahrerstaat und wurde ein Lehen des Königreichs Jerusalem. So war inmitten des muslimischen Machtbereichs eine christliche Enklave entstanden, die in den nächsten fast 300 Jahren die Politik des Nahen Ostens bestimmen sollte. Eine schwere Niederlage mussten die Franken im Jahr 1119 hinnehmen, Seit 1112 war Roger von Salerno Regent im Fürstentum Antiochia, da der Erbe, Bohemund II. noch minderjährig war. Roger war sich seiner militärischen Fähigkeiten wohl sehr sicher, hatte er doch zwei Schlachten bei Samin (1114) und Tell Danith (1115) erfolgreich geschlagen und eroberte im Jahr 1118 Azaz. Damit war ihm ein strategisch bedeutsamer Erfolg gelungen, denn von dieser Position aus konnten die Franken Aleppo bedrohen. Diese Bedrohung erkennend, drang Ilghazi, der Atabeg von Aleppo, 1119 in das Fürstentum Antiochia ein. Roger von Salerno rief zwar König Balduin II. von Jerusalem und Graf Pons von Tripolis, doch wartete er das Eintreffen der Truppen nicht ab und marschierte Ilghazi entgegen. Am Sarmada-Pass lagerte das fränkische Heer und wurde dort in der Nacht auf den 27. Juni von den Truppen Ilghazis eingeschlossen. Eilig formierte Roger seine 700 Ritter, 500 armenischen Reiter und 3000 Kämpfer zu Fuß in sechs Einheiten. Die Schlacht begann am Morgen des 28. Juni 1119 mit einem Gefecht zwischen den Bogenschützen der Antiochener und der Seldschuken. Zunächst schien der dann von den Franken mit den übrigen Truppen vorgetragene Angriff erfolgversprechend zu sein, doch brach die linke Flanke zusammen. Die Artuqiden konnten die Ritter überwinden, die den Angreifern nichts mehr entgegensetzen konnten. Es entkamen der Schlacht nur zwei Ritter, Roger von Salerno fiel. Diese Schlacht ging als "ager sanguinis" (Blutfeld) in die Geschichte der Kreuzzüge ein. Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Für vierzig
Jahre bildete die Grafschaft Edessa einen Pufferstaat zwischen den
seldschukisch besetzten Gebieten und den neu gebildeten christlichen
Staaten in Syrien.
Der Atabeg Imad ed-Din Zengi
hatte sich zum Herrscher von Aleppo und Mosul gemacht und bedrohte
schließlich auch die Grafschaft Edessa. Graf Joscelin II.
nahm diese Bedrohung allerdings nicht wirklich wahr, so sehr war er in
die Händel mit dem christlichen Tripolis verstrickt. Als Zengi
gegen Edessa losschlug, konnte Joscelin nicht auf die Hilfe Raimunds
II., des Grafen von Tripolis, hoffen. Graf Joscelin war nicht
in der Stadt, als das muslimische Heer aufmarschierte. Vier Wochen
belagerte Zengi Edessa, dann fiel die Stadt am 24. Dezember 1144.
Geschont wurden nur die einheimischen Christen, Armenier, Jakobiten und
Griechen, die Franken wurden allesamt getötet. Nach zwei
Jahren machte Joscelin II. einen Versuch, seine Hauptstadt
zurück zu erobern, wurde aber von Nur ed-Din
zurückgeschlagen. Dieser erfolglose Feldzug hatte nur zur
Folge, dass es an der Bevölkerung der Stadt zu einem
barbarischen Strafgericht kam. Wer nicht getötet wurde, kam in
die Sklaverei. Die Stadt verfiel und verlor ihre Bedeutung.
Durch den Verlust der Hauptstadt war auch das Schicksal der restlichen Grafschaft besiegelt. Joscelin II. blieben nur die Gebiete um Turbessel westlich des Euphrat. Seine Herrschaft endete, als er im Jahr 1149 von Nur ad-Din gefangengenommen und bis zu seinem Tode 1159 in Haft gehalten wurde. Joscelins Frau verkaufte in dieser Situation die Reste der Grafschaft an Kaiser Manuel I. Komnenos, konnte aber die ihr überlassenen Festungen nicht gegen Nur ad-Din und den Sultan der Rumseldschuken halten. Im Jahr 1151 fand die Grafschaft Edessa so ihr Ende. Der erste Kreuzfahrerstaat war also auch als erster zugrunde gegangen. Auch hier zeigt sich schon das Problem, das die Staatenbildungen der Franken in Syrien durch ihre gesamte Geschichte begleiten sollte: die Uneinigkeit der christlichen Fürsten. Selbstsüchtig auf die eigene Macht bedacht, übersahen sie wiederholt, dass nur ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen gegen die ringsum stehenden Feinde ihren Besitzungen zu Dauerhaftigkeit verholfen hätte. Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Das Scheitern des Kreuzzuges von 1101 war zweifellos mitverantwortlich für das nachlassende Interesse an weiteren solchen Unternehmen. Ein wirklicher Kreuzzug kam nicht mehr zustande, bis Edessa erobert, und alle Gebiete der Grafschaft bis zum Orontes für die Franken verloren waren. Papst
Eugen III. (PM 1145-1153) wurden die Klagen
über den Verlust Edessas vorgetragen und er sah sich zum
Handeln veranlasst. Mit der am 1. Dezember 1145
erlassenen Bulle „Quantum praedecessores“
- der ersten Kreuzzugsbulle – warb er für einen
neuen Kreuzzug. Doch im französischen Adel, den der Papst in
erster Linie angesprochen hatte, fand der Aufruf keinen Widerhall. Erst
dem wortgewaltigen Abt Bernhard von Clairvaux gelang es mit
seinen Predigten, dem Aufruf Nachdruck zu verleihen. Der Papst hatte
ihm die alleinige Kreuzzugspredigt nördlich der Alpen
übertragen. Zu seinen Predigten strömten die Menschen
zusammen, die Kampfeswilligen sammelten sich. Auch der deutsche König Konrad III.
(Kg. 1138-1152) konnte im Dezember 1146 für diesen Kreuzzug
gewonnen werden. Der Aufbruch erfolgte im Deutschen Reich im Mai 1147. Nachdem Konstantinopel erreicht war, warteten die Deutschen nicht auf die französischen Kontingente, sondern machten sich nach Edessa auf. Bei Nikaia teilte sich das Heer. Ein Teil unter Führung des Bischofs Otto von Freising zog die Küstenstraße entlang weiter, während König Konrad III. mit den übrigen bis nach Dorylaion kam. Dort wurde das Heer von den Seldschuken vernichtend geschlagen. Auch auf dem regellosen Rückzug zur Küste kam es zu weiteren Verlusten. Von denen, die Nikaia erreichten, kehrten die meisten in die Heimat zurück. Dem Heer unter Bischof Otto von Freising
stellte sich bei Laodikaia ein türkisches Heer
entgegen. Es gelang den Christen zwar unter hohen Verlusten ein
Durchbruch, doch wurden sie im Februar 1148 am Orontes aufgerieben. Nur
wenige, darunter der Bischof, der auch als Chronist in die
Geschichte eingehen sollte, entkamen. Das französische Kreuzheer unter König Ludwig VII. (Kg. 1137-1180) war Anfang Oktober 1147 in Konstantinopel eingetroffen. Kaiser Manuel I. Komnenos verlangte den Lehenseid. In Nikaia vereinigten sich die Franzosen mit den Resten des deutschen Heeres. Der deutsche König erkrankte allerdings und musste nach Konstantinopel zurück. Auf dem Weitermarsch scheiterte auch dieses deutsch-französische Heer bei Laodikaia an den Türken. Die Reste flohen nach Adalia, von wo aus der französische König und die Fürsten zu Schiff nach Antiochia fuhren, die Truppen aber auf dem Landmarsch nach Syrien umkamen. Raimund von Antiochia bemühte sich nun erfolglos, den französischen König für einen Feldzug gegen Aleppo zu gewinnen. Doch aus Furcht, seine Frau an den Fürsten von Antiochia zu verlieren, marschierte Ludwig VII. mit seinen Truppen eilig in Richtung Jerusalem. Mittlerweile war Konrad III. im April 1148 in Akkon wieder zu den Resten des Heeres Ottos von Freising gestoßen. Von dort aus suchte er Jerusalem auf, wo er die Heiligen Stätten besuchte. König Balduin III. von Jerusalem (Kg. 1143-1162) und Königin Melisendis (Kgn. 1143-1152) beriefen für den 24. Juni 1148 eine Versammlung der Haute Cour nach Akkon ein, auf der die weiteren Schritte beschlossen werden sollten. Hier kam man mit den Kreuzfahrern überein, einen gemeinsamen Angriff auf Damaskus zu unternehmen, da Edessa wegen der zu großen Entfernung nun nicht mehr erreicht werden konnte. Am 24. Juli 1148 begann die Belagerung von Damaskus. Schon der erste Tag brachte die Damaszener in große Bedrängnis, alles sah nach einem schnellen Sieg der Franken aus. Als aber Verstärkungen in der Stadt eintrafen und verlorene Stellungen wieder besetzt wurden, sahen sich die Kreuzfahrer gezwungen, ihr Lager zu verlegen. Hinzu kamen Intrigen unter den Franken; die palästinischen Barone wollten einen der ihren als künftigen Herren der Stadt, die Kreuzfahrer hatten einen eigenen Kandidaten. Und so schwandt im Streit der Wille zur Eroberung. Da auch der neue Lagerplatz zur Fortsetzung der Angriffe denkbar ungeeignet war, wurde die Belagerung schließlich aufgehoben. Noch am 8. September 1148 reiste Konrad III. ab, König Ludwig VII. trat Ostern 1149 den Heimweg an. Trotz unvorstellbarer Opfer hatte man mit diesem Kreuzzug nichts erreicht. Der einzige Erfolg war die Eroberung Lissabons aus den Händen der Mauren durch englische, flämische und friesische Kreuzfahrer im Oktober 1147. Graf Alfonso-Heinrich von Portugal hatte die Kreuzfahrer überzeugt, dass sie auch hier ihrem Kreuzfahrereid gerecht werden konnten. Zurück
zum Inhaltsverzeichnis In Nur ad-Din von Aleppo (1118-1174) war den Franken ein gewaltiger Feind enstanden. Er besetzte in den Jahren 1147/48 weite Teile der östlich des Orontes liegenden Besitzungen des Fürstentums Antiochia. Er krönte diese Kampagne mit seinem Sieg über Raimund von Antiochia am 29. Juni 1149, mit dem er sein Ansehen in der islamischen Welt begründete. Nun sah sich Nur ad-Din in der Pflicht, die Kräfte des Islam zum Abwehrkampf gegen die Franken zu einen. Als religiöser Eiferer propagierte er die Idee des Dschihad, des „heiligen Krieges“ gegen die Ungläubigen, zu dessen Nutzen er auch rigoros gegen innerislamische Gegner vorging. Mit der Besetzung von Damaskus rundete er die Einigung des islamischen Syrien im Jahr 1154 ab. Seine Schwungkraft litt allerdings durch eine lange Erkankung. In Ägypten kam es zum Machtwechsel.
Der Wezir Schawar hatte sein Amt mit Hilfe des kurdischen Generals
Schirkuh, der in Nur ad-Dins Diensten stand, gerettet, sich dann aber
wegen weiterer Unterstützung mit König Amalrich
I. von Jerusalem (Kg. 1162-1174) verständigt, dessen
Interessen auf Ägypten gerichtet waren. Nun unternahm
Nur ad-Din eine Offensive, die die Franken etliche Gebiete kostete und
Amalrich I. zum Rückzug aus der ägyptischen
Politik bewog. Doch als Schirkuh wieder gegen Schawar zog,
kämpfte der König von Jerusalem erfolgreich
für den Ägypter. Als aber Amalrich im
Einvernehmen mit Kaiser
Manuel I. von Byzanz (Bas. 1143-1180) Ägypten
erobern wollte, holte Schawar Schirkuh zur Hilfe, den die Franken nicht
schlagen konnten. Schirkuh machte sich zum Wezir und öffnete
seinem Neffen Saladin den Weg zum Sultanat. Dabei waren die Tage des Königreichs Jerusalem gezählt. Als Sultan richtete Saladin sein ganzes politisches und militärisches Streben darauf, die Kreuzfahrerstaaten zu vernichten und Jerusalem wieder für den Islam zu gewinnen. Nachdem er in den Jahren 1179 bis 1185 seine islamischen Gegner überwunden hatte, konnte er gegen die Franken vorgehen. Im Inneren war das Königreich Jerusalem gefährlich geschwächt. Während der Herrschaft des an Lepra erkrankten Königs Balduin IV. (Kg. 1174-1185) hatten sich am Hof zwei Parteien gebildet, die sich aufs Äußerste bekämpften und deren Intrigen er nicht Herr wurde. Insbesondere ging es dabei um die Nachfolgeregelung für den kinderlosen König. Nach Balduins IV. eigener Bestimmung wurde dann sein Neffe als Balduin V. (Kg. 1185-1186) König von Jerusalem, Raimund III. von Tripolis Regent. Nach dem baldigen Tod des jungen Königs wurde die Tochter König Amalrichs I., Sibylle (Kgn. 1186-1190) gekrönt, die ihrerseits ihrem Ehemann Guido von Lusignan (Kg. 1186-1190) die Krone aufsetzte. Zurück
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Nach dem Mißerfolg des Zweiten Kreuzzugs hatte sich in Europa eine weitgehende Kreuzzugsmüdigkeit breitgemacht. Man war kaum noch bereit, dem Königreich Jerusalem die so dringend benötigte Unterstützung zu gewähren. Dabei wurde die Lage des Reiches in den folgenden Jahrzehnten immer hoffnungsloser, wobei die Politik des Königreichs Jerusalem nicht dazu angetan war, die Lage zu stabilisieren. Durch die versuchte Eroberung war das Vertrauen der Damaszener in die Kreuzfahrer erloschen. So suchte Damaskus in der Folgezeit bewußt die Annäherung an Nur ad-Din, dem sich die Stadt 1154 ergab. König Amalrich I. richtete nun seine Bemühungen auf Ägypten. Um sich dabei den Rücken frei zu halten verbündete er sich mit Byzanz. Eine gemeinsam unternommene Invasion Ägyptens scheiterte allerdings 1169. Zur Katastrophe wurde die Machtübernahme Sultan Saladins (Slt. 1175-1193). Ihm gelang es in kürzester Zeit, neben Ägypten auch noch Syrien unter seine Macht zu zwingen (Aleppo 1182, Mossul 1186) und damit das christliche Königreich vollständig zu umklammern. Als ihm das Vorgehen Rainalds v. Chatillon Anlass gab, marschierte Saladin mit massierter Truppenmacht im Königreich Jerusalem ein. König Guido v. Lusignan ließ sich dazu hinreißen, mit dem gesamten Aufgebot seines Königreiches zum Entsatz des von Saladin belagerten Tiberias auszurücken. Mit 30 000 Mann, darunter 1200 Ritter, war es das größte Aufgebot der Kreuzfahrer überhaupt. Auf den Rat des Templermeisters Gerard de Ridefort hin marschierte Guido auf das von Saladin belagerte Tiberias zu. Am 4. Juli 1187 wurden die christlichen Truppen in der Schlacht bei Hattin von den ägyptischen Truppen vollständig vernichtet. König Guido geriet in Gefangenschaft, Rainald von Châtillon wurde von Saladin eigenhändig geköpft. Der Widerstand der Franken brach zusammen. Saladin eroberte die nördlichen Hafenstädte (Akkon 8. Juli, Sidon 29. Juli, Beirut 6. August) und Askalon (4. September). Dann ergab sich am 2. Oktober auch Jerusalem nach mehrwöchiger Belagerung. Saladin war sehr darum bemüht, bei der Wiedereroberung des Heiligen Stadt Blutvergießen zu vermeiden. Die heiligen Stätten des Islam auf dem Tempelberg wurden mit Rosenwasser gereinigt, dann wurden sie wieder ihrer religiösen Bestimmung übergeben. Das Königreich Jerusalem war nur noch ein Rumpfstaat. Allein die Städte Tripolis, Antiochia und Tyrus blieben den Christen. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Am 29. Oktober 1187
erließ Papst
Gregor VIII. (PM 25.10.-17.12.1187) seine Kreuzzugsbulle "Audita tremendi",
mit der er zum Dritten Kreuzzug (1187-1192)
aufrief. Die größten Herrscher dieser Zeit
fühlten sich berufen, dem Aufruf Folge zu leisten. Richard
Löwenherz und König Philipp II. Augustus
von Frankreich nahmen am 21. Januar 1188 in Gisors
das Kreuz. Kaiser Friedrich I. Barbarossa
(Ks. 1152-1190) schloß sich ihnen
erst im März 1188
an. Das deutsche Kreuzheer brach am 11. Mai 1189
von Regensburg auf. Neben dem Kaiser nahmen auch Landgraf
Ludwig VII. von Thüringen und Herzog Leopold
V. von Österreich teil. Am 18. Mai 1190
errang das deutsche Heer bei Ikonion einen großen Sieg
über die turkmenischen Truppen. Das so erfolgversprechende
Unternehmen kam zu einem plötzlichen Ende, als der Kaiser am 10.
Juni 1190 beim Bad im Fluß Salef zu Tode kam. Nur
ein Teil des Heeres blieb im Orient und marschierte unter der
Führung Herzog Friedrichs nach Antiochia.
Schließlich traf es, stark dezimiert durch Krankheiten, am 7.
Oktober 1190 vor Akkon ein. Die Stadt wurde schon seit dem 28.
August 1190 belagert. Es gelang in diesem Jahr zwar nicht,
Akkon zu erobern, aber durch den ständigen Zuzug war das
Kreuzzug stark genug, sich gegen die Entsatzversuche Sultan Saladins
sowie gegen die Ausfälle der Belagerten zu behaupten. Endlich
traf am 20. April 1191 König Philipp II.
Augustus von Frankreich ein, Richard Löwenherz folgte am 8.
Juni 1191. Mit der Unterstützung durch die
französischen Belagerungsmaschinen gelang es den Kreuzfahrern,
am 12. Juli 1191 die Kapitulation der Stadt zu
erzwingen. Richard Löwenherz setzte seine Kämpfe
gegen das von Auflösung dezimierte Heer Saladins fort, wobei
es ihm gelang, den für eine spätere
Rückeroberung Jerusalems so wichtigen Hafen Jaffa am 7.
September 1191 zu erobern. Doch diese Hafenstadt ging schon
im Sommer 1192 wieder verloren. Richards
Auseinandersetzungen mit Saladin endeten in einem Waffenstillstand
über drei Jahre, der am 2. September 1192
geschlossen wurde. Schon am 9. Oktober 1192 kehrte
Richard Löwenherz dem Hl. Land den Rücken. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Kaiser Heinrich VI. (Ks. 1190-1197) trat nicht allein als Herrscher das Erbe seines Vaters Friedrich I. Barbarossa an. Auch als Kreuzfahrer wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten. Das Kreuzzugsprojekt gehörte dabei zu seinem Vorhaben, die Kaiserherrschaft zu einer Weltmonarchie zu machen. Dabei stand er bei seiner Kreuznahme in äußerster Machtfülle. König Richard I. Löwenherz hatte England von ihm zu Lehen nehmen müssen, auch unterwarf sich Leo II. von Kleinarmenien als Lehnsmann Hinzu kam die Krönung Heinrichs VI. zum König des süditalienischen Normannenreiches im Jahr 1194 und die Verlobung seines Bruders Philipp von Schwaben mit Irene, der Tochter des Basileus Isaak II. Angelos. Diese Verbindung sollte mit in die Katastrophe des Vierten Kreuzzugs führen. Selbst König Amalrich I. von Zypern (Kg. 1194-1205) huldigte dem Kaiser. so musste sich Heinrich VI. auf dem Weg zum Weltreich sehen. Am Osterfest des Jahres 1195 nahm Heinrich VI. das Kreuz. Dieser Entschluß wurde von Papst Cölestin III. (PM 1191-1198) in einem Brief vom 27. April 1195 an den Kaiser ausdrücklich gelobt. Ein Kreuzzugsaufruf des Papstes folgte noch im Juli 1195. Doch während die Kreuzpredigt in Deutschland die Menschen zur Teilnahme an diesem Zug aufrief, kühlte das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst ab. Im Jahr 1196 verweigerte er Heinrich VI. eine Unterredung. Im Mai 1197 sammelten sich die ersten Kreuzfahrer auf Sizilien. Sie wurden zunächst bei der Niederwerfung eines vom Papst unterstützten Aufstands der normannischen Barone Siziliens eingesetzt, kämpften also gegen Christen, der erste deutliche Mißbrauch eines Kreuzzugsheeres. Die von Heinrich von Brabant geführten Truppen trafen schließlich im August 1197 in Akkon ein. Als König Heinrich I. von Jerusalem (Kg. 1192-1197) am 10. September 1197 durch einen Fenstersturz zu Tode kam, übernahm Heinrich von Brabant im Königreich Jerusalem die Regierungsgewalt. Noch im gleichen Jahr heiratete Isabella I., die Witwe König Heinrichs I., den König von Zypern, der nun als Amalrich II. (1197-1205) König von Jerusalem wurde. Am 20. September 1197 traf ein weiteres deutsches Heer unter der Führung von Erzbischof Konrad von Mainz im Hl. Land ein. Schon im folgenden Monat konnten diese Truppen die von den Muslimen schon aufgegebenen Städte Sidon und Beirut besetzen (24. Oktober 1197), womit die Landverbindung zwischen Akkon und der Grafschaft Tripolis wiederhergestellt war. Die im November 1197 folgende Belagerung von Toron führte nicht zum Erfolg. Zwar war die Stadt zunächst zur Übergabe bereit, doch verlangten die Kreuzfahrer die bedingungslose Kapitulation. Dies hätte für die muslimischen Verteidiger maßlose Gräuel bedeutet. Als schließlich auch noch ein Entsatzheer aus Ägypten herannahte, erfuhren die Belagerer, dass Kaiser Heinrich VI. schon am 28. September in Messina am Sumpffieber gestorben war. Diese Nachricht und die Bedrohung durch das muslimische Heer bewog sie zur Aufgabe der Belagerung. Am 2. Februar 1198 war das ägyptische Heer heran, doch das schlachtbereite deutsche Heer wurde kopflos, als Gerüchte umgingen, die Barone seien geflohen. In aller Eile brachen die Truppen nach Tyros auf, von wo sie sich schon wenige Tage später nach Europa einschifften. Der einzige Erfolg dieses Kreuzzuges blieb die Rückeroberung Beiruts. Zurück zum Inhaltsverzeichnis Der Vierte Kreuzzug bedeutete für
die gesamte Kreuzzugsbewegung den absoluten Tiefpunkt. Als
Papst Innozenz III. (PM 1198-1216) den Stuhl Petri bestieg, war ein
neuer Kreuzzug eines seiner vordringlichen Ziele. am 15.
August 1198 proklamierte er mit der Kreuzzugsbulle "Post
miserabile Ierusolimitane" einen neuen Kreuzzug, wobei er
sich gezielt an die hohe Geistlichkeit, den Hochadel und die
italienischen Seestädte wandtee, auf
deren
Transportkapazitäten der Kreuzzug angewiesen war.
Abgeleitet
von seinem päpstlichen Machtanspruch über alle
weltliche Gewalt, wollte er auch die Leitung des Kreuzzuges
für sich beanspruchen. Ziel des Kreuzzuges sollte die
Wiederherstellung des Königreiches Jerusalem sein. Um
Geld für sein Unternehmen zu beschaffen, erhob
Innozenz III. eine Steuer auf geistliche Einkommen, doch
wehrten sich insbesondere die Zisterzienser dagegen. Anlässlich eines Turniers im November 1199 in der Champagne kamen erste Truppenkontingente zusammen. Graf Theobald von der Champagne, Graf Ludwig von Blois und Gottfried von Villehardouin nahmen das Kreuz. Hinzu traten Graf Balduin von Flandern und Hennegau und weitere nordfranzösische Adlige. Eine Gesandtschaft reiste nach Italien, um mit den Seestädten wegen des Transports der Truppen zu verhandeln. Schließlich schlossen sie mit dem Dogen von Venedig einen Vertrag, nach dem Venedig Schiffsraum und Verpflegung für 33500 Mann für ein Jahr bereitstellte und sich selbst mit 50 Kriegsschiffen am Kreuzzug beteiligte. Dafür verlangten die Venezianer 85000 Mark Silber, doch die Gesandten rechneten mit einer höheren Zahl an Teilnehmern, als dann tatsächlich zusammen kamen. Ein geheimes Zusatzabkommen bestimmte Ägypten zum Ziel des Kreuzzuges, da hier das Machtzentrum der Ajjubiden war, das ausgeschaltet werden musste, bevor man an eine Rückeroberung Jerusalems denken konnte. Die Masse der Kreuzfahrer glaubte allerdings weiterhin, ihr Zug richte sich direkt gegen das Heilige Land. Da sich Teile des Heeres in Marseille einschifften, brachen nur die Nordfranzosen und eine kleine deutsche Abteilung unter Abt Martin von Pairis nach Venedig auf. Hier gerieten die 11000 Kreuzfahrer in arge Geldnot. Die Venezianer bestanden auf die Entrichtung der vereinbarten Summe, die aber für 33500 Mann kalkuliert war. Den Kreuzfahrern wurde der Erlass ihrer Schulden in Aussicht gestellt, wenn sie halfen, die von Venedig abgefallene dalmatische Stadt Zara zu erobern. Die Kreuzfahrer waren geteilter Meinung, doch setzten sich die Befürworter dieser Lösung auch gegen den Einspruch des Papstes durch und am 24. November 1202 wurde Zara erobert. Das Kreuzheer überwinterte in Zara. In dieser Zeit erschienen Boten im Auftrag König Philipps von Schwaben (Kg. 1198-1208) und des byzantinischen Prinzen Alexios Sie schlugen den Kreuzfahrern vor, dem byzantinischen Thronanwärter zum Kaiserthron zu verhelfen, dessen sich sein Onkel Alexios III. durch die Absetzung und Blendung des eigenen Bruders, Isaak II. Angelos, bemächtigt hatte. Alexios machte große Versprechungen. Während der Doge von Venedig sofort einverstanden war, stimmten nur die mächtigsten der französischen Kreuzfahrer dem Vorschlag zu. Im Heer herrschte Unzufriedenheit über das Vorhaben, so dass zahlreiche Kreuzfahrer abreisten. Den Rest überzeugte man mit dem Hinweis auf den rechtmäßigen Thronanspruch des Alexios und versprach den Kämpfern reiche Beute in Konstantinopel. Der Papst protestierte erst, als die Kreuzfahrer im April 1203 Zara längst verlassen hatten. Am 24. Juni 1203 legten die Schiffe der Kreuzfahrer vor Chalkedon an, im Angesicht von Konstantinopel. Der erste Angriff am 17. Juli 1203 wurde von der Warägergarde zurückgeschlagen, allerdings floh Alexios III. nun aus der Stadt. Alexios IV. (Bas. 1203-1204) bestieg den byzantinischen Kaiserthron. Doch konnte er weder seine Versprechungen erfüllen, noch seine eigene Bevölkerung beruhigen, die vor Hass auf die Franken brannte. In einem Aufstand fiel der Kaiser im Januar 1204 von Mörderhand. Ihm folgte Alexios V. Dukas Murtzuphlos (Bas. 28.1.-13.4.1204). Die Kreuzfahrer hatten nur noch die
endgültige Vernichtung des Byzantinischen Reiches im
Sinn. Noch bevor sie den Kampf aufnahmen, legten sie untereinander
vertraglich die Verfassung des von ihnen neu zu
gründenden Staates fest und teilten die Beute. Das
Ende kam schnell. Am 12. April 1204 gewannen die
Kreuzfahrer die Mauern Konstantinopels und stürmten
am nächsten Tag die Stadt. Drei Tage wüteten sie in
der reichsten und größten Stadt der
Mittelmeerwelt. Eine gewaltige Beute wurde
zusammengerafft, jeder bediente sich nach seinem
Gutdünken aus den Schatzkammern. Selbst Kleriker griffen zur
Gewalt, um an die Schätze heranzukommen. Die Beute wurde
vertragsgemäß geteilt, Schätze im
Wert von 500000 Mark Silber gingen allein an die Venezianer. In die
Schatzkammern Europas wanderten die wertvollsten Reliquien der
Christenheit, aber auch antike Kunstschätze, so die
„Pferde von San Marco“ wurden
verschleppt. Zum ersten lateinischen Kaiser von Byzanz wählte man Balduin von Flandern (Ks. 1204-1205). Er erhielt ein Viertel des Reiches, während der Rest unter den Venezianern und den Kreuzfahrern verteilt wurde. Venedig kontrollierte von nun an den Seeweg nach Konstantinopel. Der vierte Kreuzzug endete mit einem Erfolg für Venedig, doch war das eigentliche Ziel vergessen. Wer als Kreuzfahrer mit Jerusalem als Ziel vor Augen losgezogen war, erwarb sich nun im Byzantinischen Reich eine Herrschaft. Am päpstlichen Hof sah man einen fränkischen Staat anstelle des schismatischen griechischen Kaiserreiches als vielversprechende Chance für die Sache des Heiligen Landes an. Auch die Kirchenunion wurde formell vollzogen. Das Lateinische Kaiserreich sollte aber nur eine kurze Existenz haben. Schon am 25. Juli 1261 eroberte Kaiser Michael VIII. Palaiologos (Bas. 1259-1282) die Stadt zurück. Noch einmal hatte das byzantinische Reich eine Gnadenfrist, bis es 1453 von den Osmanen erobert wurde. Zurück zum Inhaltsverzeichnis In der allgemeinen Kreuzzugsbegeisterung der
ersten Jahre des 13. Jahrhunderts soll es im Jahr 1212
zu den Kinderkreuzzügen gekommen sein.
Durch die unsichere Quellenlage gilt es als umstritten, ob diese
"Kreuzzüge" überhaupt stattgefunden haben. Für Frankreich ist belegt, dass auf
einen Aufruf des Papstes Innozenz III. hin Prozessionen stattfanden, zu
denen sich zehntausende von Menschen zusammenfanden. Bei diesen
Prozessionen betete man für die Befreiung des Hl. Grabes, sie
hatten aber nichts mit einem Aufbruch zu einem Kreuzzug zu tun. Unzuverlässige Berichte existieren
über eine Kreuzzugsbewegung in Frankreich, die von einem
Hirsten namens Stephan angeführt worden sein soll. Er
behauptete, Visionen zu haben und wies einen Brief Christi an
König Philipp II. Augustus vor. Allerdings hatte der
König nicht die Absicht, diese Bewegung zu billigen, sondern
schickte den jugendlichen Propheten wieder weg und ließ seine
Anhängerschar zerstreuen. Wenn in späteren Chroniken
berichtet wird, die jugendlichen Kreuzfahrer seien trotzdem nach
Marseille marschiert, so ist dies wohl ein Phantasieprodukt. Jedenfalls
wurde weiter behauptet, die Kinder seien in der Hafenstadt
zwielichtigen Händlern in die Hände gefallen, die
ihnen eine kostenlose Überfahrt versprachen, die hilflosen
Kreuzfahrer aber dann an der nordafrikanischen Küste als
Sklaven verkauften. Angeblich kam erst nach vielen Jahren einer der
Teilnehmer wieder zurück und berichtete vom Schicksal der
Kinder. Aus Deutschland führte Nikolaus von
Köln eine große Schar jugendlicher Kreuzfahrer
über die Alpen. Ostern oder Pfingsten 1212 hatten sie sich
gesammelt, brachen Anfang Juli auf und erreichten am 25. August 1212
Genua. Trotz der hohen Verluste bei der Überquerung der Alpen
sollen noch etwa 7000 Teilnehmer in Italien angekommen sein. Sie
erwarteten, das Meer würde sich vor ihnen teilen, damit sie
trockenen Fußes ins Hl. Land ziehen könnten. Als
nichts geschah, zerstreuten sich die Teilnehmer. Es gibt Berichte, nach
denen eine Gruppe Pisa auf zwei Schiffen verließ, doch wohin,
ist nicht bekannt. Nikolaus kehrte nicht um, während sein
Vater in der Heimat von Eltern umgebracht wurde, die ihre Kinder
verloren hatten. Teile dieser jungen Kreuzfahrer gelangten
schließlich bis nach Rom. Beeindruckt von ihrem Glauben lobte
sie Innozenz III. mit den Worten: "Diese Knaben beschämen uns.
Sie ziehen aus, um das Heilige Land zu erobert, und wir schlafen." Was
aus dem Teilnehmern wurde, ist nicht bekannt. Zurück
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